Die Zuschauer serienweise das Fürchten zu lehren, stellt TV-Produzenten immer wieder vor Probleme. Neben dauerhafter Spannung ist auch ein Spagat zwischen Nischenprodukt und größtmöglichen Erfolg nötig. Das weiß auch der US-Sender FX und bedient sich bei „American Horror Story“ Zutaten aktueller Horrorstreifen. Ab 9. November läuft die Serie auch in Deutschland.
Horrordrama im Schnellschnittverfahren
Schnelle Schnitte, blutiger Horror und wenig Zeit zum Durchatmen – „American Horror Story“ ist nichts für schwache Gemüter oder Freunde des subtilen Grusels, bedient aber Fans von Schockern à la „Saw“ oder „Rec“. Damit aber die Geschichte nicht in den dicht aufeinanderfolgenden Schockmomenten untergeht, haben die Autoren für die richtige Prise Drama gesorgt. Schließlich müssen Vivien und Ben Harmon die Totgeburt ihres Babys verarbeiten. Das der als Psychiater arbeitende Ben nach dem tragischem Erlebnis Trost in einem Seitensprung sucht, erschwert die Situation und stürzt das Paar in eine lang anhaltende Ehekrise. Mit einen Umzug in ein zum Schnäppchenpreis angebotenes neues Haus wollen sie gemeinsam mit ihrer Tochter Violet einen Neuanfang wagen. Doch der Hauswechsel bringt neue Probleme mit sich, allerdings übernatürlicher Art.
Das auserwählte neue Domizil ist nicht ohne Grund im Preis gesenkt, denn in dem frisch renovierten viktorianischen Bau kam es in der Vergangenheit zu mehreren unfreiwilligen Todesfällen. Es dauert nicht lange, bis die neuen Hausbewohner mit den Ereignissen der Vergangenheit konfrontiert werden. Dazu tragen auch die geheimnisvolle und neugierige Nachbarin Constance und ihre mit dem Down-Syndrom geborene Tochter Adelaide bei, die immer wieder unangemeldet im Haus auftauchen. Doch nicht nur die Nachbarn, sondern auch die ehemalige Haushälterin der Vorbesitzer scheint offenkundig an der neuen Familie interessiert zu sein. Ihre Einstellung seitens Vivien stellt Ben vor große Probleme, denn er sieht keine ältere Dame vor sich, sondern eine laszive, junge Frau, die mehr als eindeutige Signale aussendet.
Die geheimnisvollen Charaktere werden mit dem jungen Tate, einem Patienten von Ben, erweitert. Tate findet gefallen an Mordvorstellungen und scheint eine Gefahr für sein Umfeld zu sein – so Bens Diagnose. Zu allem Überdruss interessiert sich der selbstzerstörerische Jugendliche für die Tochter der Harmons, die sich ihrerseits physische Schmerzen zufügt, um ihre Probleme zu bewältigen. Zusätzlich stellt ein ehemaliger Hausbesitzer, der in dem Gebäude seine Familie umgebracht hat, Ben immer wieder nach. Außerdem scheinen die Familienmitglieder nicht die einzigen Bewohner des Hauses zu sein, denn im Schatten des Kellers tummeln sich merkwürdige Gestalten …Darsteller und Charaktere
Neben einem eigenwilligen Konzept, das dem Zuschauer die volle Aufmerksamkeit abverlangt, setzten die Macher vor allem auf eine hochkarätige Schauspielerriege. Als depressive Vivien Harmon, die ihrem Mann dessen Seitensprung nicht verzeihen kann und mit den psychischen Folgen ihrer Fehlgeburt kämpft, brilliert Connie Britton. Britton überzeugte zuletzt in der Emmy-prämierten TV-Serie „Friday Night Lights“ und bringt bereits Horror-Erfahrung mit. Im Remake des 80er Jahre Klassikers „A Nightmare On Elm Street“ verkörperte sie die Mutter der Hauptprotagonistin Nancy. Als Diane Huxley war sie in der fünften Staffel des Quotenhits „24“ zu sehen.
An ihrer Seite spielt Dylan McDermott und beweist als reumütiger Ehemann, der sich seinen eigenen Dämonen stellen muss, sein schauspielerisches Talent. Auch der gebürtige US-Amerikaner machte bereits Bekanntschaft mit der Horrorbranche und agierte im Gruselstreifen „The Messengers“ an der Seite von „Twilight“-Star Kristen Stewart. TV-Fans dürfte er aber vor allem durch seine Rolle in der Serie „The Practice – Die Anwälte“ bekannt sein.
Mit Jessica Lange und Frances Conroy gesellen sich zwei Meisterinnen ihres Fachs dazu. Lange gibt die neugierige, schnippische Nachbarin, die mit ihren bedeutungsschwangeren Worten und ihrer zur Schau getragenen Boshaftigkeit immer wieder für Stirnrunzeln sorgt. Die zweifache Oscar-Gewinnerin („Tootsie“, „Blue Sky“) war in unzähligen Kino- und TV-Produktionen zu sehen, unter anderem im Tim-Burton-Erfolg „Big Fish“ oder dem Thriller „Kap der Angst“ von Meisterregisseur Martin Scorsese, in welchem sie neben Robert De Niro, Nick Nolte und Juliette Lewis brillierte.
Frances Conroy steht dem Hollywoodstar in nichts nach und gibt den Zuschauern als nicht minder geheimnisvoller, aber der Familie anscheinend wohlgesonnener Charakter ebenfalls Rätsel auf. Conroy überzeugte in der hochgelobten HBO-Serie „Six Feet Under“ als Familienmutter, wofür sie 2004 mit dem Golden Globe und dem Screen Actors Guild Award ausgezeichnet wurde. Die in Georgia geborene Schauspielerin ist ebenfalls ein bekanntes Kino- und TV-Gesicht und arbeitete wie Lange bereits mit Martin Scorsese zusammen. In dessem Oscar-Erfolg „Aviator“ gab sie die Misses Hepburn. Einer ihrer aktuellsten Produktionen ist der Thriller „Stone“ mit Robert De Niro und Edward Norton.
Die Tochter der vom Spuk heimgesuchten Familie wird von Taissa Farmiga verkörpert. Farmiga ist nicht etwa die Tochter von Hollywood-Beauty Vera Farmiga („Up In The Air“), sondern deren 21 Jahre jüngere Schwester. Die Geschwister standen in diesem Jahr gemeinsam für den Film „Higher Ground“ vor der Kamera. Vera Farmiga gab mit dem Drama gleichzeitig ihr Regiedebüt. „American Horror Story“ ist erst die zweite Produktion für Newcomerin Taissa Farmiga. In weiteren Rollen sind Denis O’Hare („True Blood“, „Milk“), Jamie Brewer, Evan Peters („Kick-Ass“, „One Tree Hill“) und Alexandra Breckenridge („True Blood“) zu sehen.Filmcrew und Hintergrund
„American Horror Story“ wurde von Ryan Murphy und Brad Falchuk entwickelt und produziert. Die beiden Köpfe arbeiteten bereits für die provokante Drama-Serie „Nip/Tuck“ und den Teenie-Erfolg „Glee“ zusammen. Die bereits in „Nip/Tuk“ thematisierten erotischen Eskapaden und dunklen Seiten des Familienlebens finden sich auch in ihrem modernen und eigenwilligen Grusel-Drama wieder, diesmal allerdings vermischt mit Schockmomenten und Psychoterror. Beim Schreiben der Drehbücher werden sie unter anderem von James Wong („Final Destination 1 und 3“) und Tim Minear (TV-Serie „Angel“) unterstützt.
Die Produktion von „American Horror Story“ begann im April 2011, im Juli gab FX die Serie offiziell in Auftrag. Die Premiere in den USA am 5. Oktober verfolgten 3,2 Millionen Zuschauer. Vor allem in der Zielgruppe der 18- bis 49-Jährigen sind die Quoten weiter steigend. Waren bei der ersten Folge 1,6 Millionen dabei, zitterten in der vierten Episode bereits 2,96 Millionen der jüngeren Horror-Fans mit. Keine Überraschung also, dass der Sender bereits nach vier Episoden eine zweite Staffel bestellte, die wie bereits die erste insgesamt 13 Ausflüge in die geheimnisvolle Nachbarschaft umfassen soll.
Ab dem 9. November will auch der deutsche Fox Channel die Zuschauer das Fürchten lehren und zeigt „American Horror Story“ immer mittwochs um 21.45 Uhr. Wiederholt werden die Deutschland-Premieren immer donnerstags um 1.30 Uhr sowie montags um 0.15 Uhr.„American Horror Story“ in Kürze
Originaltitel: „American Horror Story“| Produktionsjahr: 2011 | US-Erstausstrahlung: 5. Oktober 2011 (FX) | dt. TV-Erstausstrahlung: 9. November 2011 (Fox Channel) | Folgen: 13 in 1 Staffel | Genre: Horror, Drama | Schauspieler: Connie Britton, Dylan McDermott, Jessica Lange, Frances Conroy, Taissa Farmiga, Denis O’Hare | Inhalt: Die Familie Harmon durchlebt nach der Fehlgeburt ihres Kindes eine Ehekrise. Der Umzug in ein neues Haus soll der dreiköpfigen Familie dabei helfen, ihre Probleme zu bewältigen. Doch in dem Haus gehen seltsame Dinge vor sich und das Familiengefüge gerät weiter ins Wanken. Liegt auf dem neuen Domizil ein Fluch?
DIGITAL FERNSEHEN stellt Ihnen an dieser Stelle immer am Sonntagvormittag die aus Sicht der Redaktion interessanteste TV-Serie vor, die innerhalb der kommenden sieben Tage im deutschen Fernsehen anläuft.
Serienstarts im Überblick
[Rayk Hoppe]
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