
Leipzig – Zur Eröffnung der Medientage Mitteldeutschland stritten Vertreter aus Politik und Medien über die Qualität der politischen Berichterstattung. Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) wünschte sich dabei „mehr Tiefgang in der Politik-Berichterstattung“.
Im Gegensatz dazu beklagten vertretene Chefredakteure die „Worthülsen vieler Politiker“ (Wilm Herlyn, dpa) und den „allgemeinen Trend zur Boulevardisierung“ (Peter Limbourg, N24/Sat.1).
Gerade in der nachrichtenarmen Zeit, wenn die Relevanzschwelle niedrig ist, bestimmen Politiker mit ihren Statements dieNachrichten. „Am Wochenende sind unsere virtuellen Papierkörbe übervoll von Zitaten, mit denen Politiker versuchen, in die Schlagzeilen zu kommen“, sagte der Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur, Herlyn.
„Wir müssen die Politiker dazu bringen: Wenn sie sich äußern, dann mit mehr Substanz“, forderte der MDR-Chefredakteur Wolfgang Kenntemich und verwies auf die für die Medien geführten „Scheindebatten“ der Volksvertreter. So vermutet er, dass die Politiker eine öffentliche dezidierte Auseinandersetzung überkomplizierte Sachverhalte scheuen. Dabei würde genau das das Publikuminteressieren – auch die Jüngeren.
Eine logische Schlussfolgerung, wenn Sergej Lochthofen, Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen, bemängelte: „Zeitschriften und Fernsehen produzieren zu 90 Prozent Pseudo-Nachrichten mit einem Verfallsdatum von ein bis zwei Tagen.“ dpa-Chefredakteur Herlyn warb für einen erklärenden Journalismus, der dem Publikum neben den harten Nachrichten die Auswirkungen für den einzelnen näher bringt. [lf]
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