Sat.1 und Talpa haben sich erneut zum Faketopia-Skandal zu Wort gemeldet und beteuern weiter, dass bei „Newtopia“ alles echt sei und das Meeting ein „menschlicher Fehler“. Doch das passt nicht ganz zusammen.
Das TV-Experiment „Newtopia“ ist schwer angeschlagen: Die Enthüllung eines nächtlichen Meetings zwischen den Pionieren und einer Producerin der Sendung, das von der 360-Grad-Kamera live übertragen wurde, hat dem Format schwer geschadet. Doch nicht nur „Newtopia“ hat an Glaubwürdigkeit verloren, sondern auch Sat.1 und die Produktionsfirma Talpa, die seit dem Faketopia-Skandal, wie die Geschichte mittlerweile betitelt wird, vor allem versuchen, die Schuld von sich zu weisen.
Am Dienstagabend haben sich beide Unternehmen nun erneut mit Stellungnahmen zu Wort gemeldet – doch auch die lassen einige Fragen unbeantwortet. So schreibt Sat.1 bei Facebook, dass der Sender genauso enttäuscht von den Geschehnissen ist wie die Fans und deren Verärgerung versteht. Der Privatsender bleibt aber dabei: Bei „Newtopia“ ist alles echt, allein die Pioniere entscheiden was passiert, es gebe kein Drehbuch. Als Beleg dafür führte Sat.1 an, dass man andernfalls nicht acht Wochen auf den ersten Kuss hätte warten müssen.
Ins gleiche Horn bläst auch Talpa. Das nächtliche Meeting sei weder mit dem Sender, noch der Produktionsfirma abgesprochen und ein „menschlicher Fehler“ gewesen. Ein Schuldiger ist damit gefunden: die Produktionsmitarbeiterin, die mittlerweile auch ihrer Stelle enthoben wurde. Damit haben sich Talpa und Sat.1 nun offenbar auf einen Kurs geeinigt, denn zuvor versuchte Sat.1 noch den schwarzen Peter der Produktionsfirma zuzuschieben. Man habe nichts von etwaigen Eingriffen ins Geschehen gewusst. Talpa konterte damit, dass es in Reality-Shows üblich sei, dass die Teilnehmer von den Producern der Show beraten und betreut werden, was damit auch Sat.1 bekannt sein müsste.
Schlüssig ist die Erklärung von Talpa und Sat.1 aber nach wie vor nicht. So beteuert der Privatsender in seinem neuesten Statement, dass die Aktion der Producerin mit niemandem abgesprochen war und vor allem eine einmalige Angelegenheit gewesen sei. Auch Talpa beteuerte, dass keine geheimen Meetings mit den Pionieren angesetzt werden. Doch in jenem Treffen, dass in der Nacht zum Montag übertragen wurde, war von einem zweiten Meeting die Rede. Einige Teilnehmer der Sendung hatten sich nämlich darüber beklagt, dass nur einzelne Teilnehmer von „Newtopia“ zuvor über neue Anweisungen informiert worden waren und nicht alle. Hier passt die Geschichte also nicht zusammen, denn offenbar gab es mindestens zwei Mal Anweisungen von Außen.
Auch die Aussage, dass niemand etwas von der Aktion der Producerin gewusst haben will, ist fragwürdig. Immerhin müssen auch in jener Nacht Mitarbeiter am Set von „Newtopia“ Dienst gehabt haben, die das Projekt überwachen. Ein weiterer Fakt: Die Übertragung lief fast eine Stunde lang. Wäre die Producerin wirklich auf eigene Faust und ohne irgendwelche Absprachen in die Scheune gegangen, hätten die Verantwortlichen eigentlich viel früher eingreifen und die Übertragung stoppen müssen. Stattdessen lief sie weiter.
„Newtopia“ behält damit auch nach zwei Erklärungen von Sender und Produktionsfirma einen faden Beigeschmack. Denn woher soll der Zuschauer wissen, was nun wirklich echt ist und was nicht? Sat.1 versprach zumindest künftig mehr Transparenz, doch auch hier stellt sich die Frage, wie die aussehen soll. Eins dürfte jedenfalls gewiss sein: sowohl Sat.1, als auch Talpa werden fortan sehr darauf achten, dass bei etwaigen künftigen Meetings auch wirklich alle Kameras ausgeschaltet werden. [fm]
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