„Aktenzeichen XY“-Doku richtet Blick auf „die unheimliche Welt des Eduard Zimmermann“

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Eduard Zimmermann in "Aktenzeichen XY"
Eduard Zimmermann. © ZDF

„Diese Sendung ist kein Spiel – Die unheimliche Welt des Eduard Zimmermann“: Das ZDF zeigt diesen Donnerstag einen Dokumentarfilm von Regina Schilling, der die höchst anerkannte erste True-Crime-Sendung der Welt aus einem kritischen Blickwinkel betrachtet.

Grimme-Preisträgerin Regina Schilling legt mit „Diese Sendung ist kein Spiel – Die unheimliche Welt des Eduard Zimmermann“ ihren zweiten Dokumentarfilm zur deutschen Fernsehgeschichte vor. Im Zentrum stehen die ersten Jahrzehnte der populären ZDF-Reihe „Aktenzeichen XY… ungelöst“, die der damals 38-jährige Journalist Eduard Zimmermann 1967 aus der Taufe hob und bis 1997 produzierte und moderierte. Das weltweit erste True-Crime-Format war geboren und damit zugleich das interaktive Fernsehen. Das ZDF zeigt den Film diesen Donnerstag, 10. August, um 23 Uhr im Programm und seit 10 Uhr in der ZDF-Mediathek.

„Aktenzeichen XY… ungelöst“ seit 1967 auf Sendung

Betrug, Raub, Mord und sogenannte Sittlichkeitsverbrechen: Regisseurin Regina Schilling hat reichhaltiges Material zu Kriminalfällen aus 300 Sendungen „Aktenzeichen XY… ungelöst“, von der Adenauerzeit bis in die 1990er-Jahre, im Archiv gehoben und aus ihrer persönlichen Perspektive eingeordnet. Vordergründig erzählt das TV-Material von Verbrechensaufklärung und Prävention, von den Menschen, die Opfer wurden. Aus dem zeithistorischen Abstand, den Schilling einnimmt, ergibt sich für die Regisseurin ein tieferer Befund: Eduard Zimmermanns Sendungen vermitteln filmisch normative Bilder gesellschaftlicher Ordnung. „Wer einmal begonnen hat, genauer hinzuschauen, wird sehen, wie nachhaltig Zimmermann Spuren bei uns hinterlassen hat“, sagt Regina Schilling, die – selbst Teil der Generation der Babyboomer – ihre Erinnerungen an unheimliche TV-Abende einfließen lässt. „Wie viele der Ängste, die die Sendung damals ausgelöst hat, beschäftigen uns noch heute – insbesondere Frauen?“

Nahm Eduard Zimmermann Einfluss auf unser Bild von Gut und Böse?

Eine spätere Aufnahme von Eduard Zimmermann mit seiner Co-Moderatorin und Adoptivtochter Sabine Zimmermann. © obs/ZDF/Hermann Roth

Nach ihrem Film „Kulenkampffs Schuhe“ (Deutschland 2018), in dem sie das Unterhaltungsfernsehen der Nachkriegsära analysierte, lässt die Regisseurin ein weiteres Mal Bild- und Lebenswelten des TV von damals aufleben. In der Rückschau transportieren sie Werte und Weltbilder ihrer Zeit – über Kriminalistik und Technik, Beruf und Familie, Frauen und Männer, Medien und Minderheiten, Täter und Opfer wie Homosexuelle, Mädchen, Prostituierte.

Subjektiver Blick von Regisseurin Regina Schilling

Hintergrund: 1967 liegt die Adenauer-Ära in den letzten Zügen. Raub und Gewaltkriminalität wachsen. Bald wird die BRD von der SPD regiert, konservative Kräfte im Land kommen in Bedrängnis: Frauen wollen die Pille und die Scheidung, die RAF erschüttert die Gesellschaft, die 68er bestimmen den Diskurs. „30 Jahre wird Eduard Zimmermann Monat für Monat die Ängste der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft ansprechen. Zimmermanns klar umrissene Welt aus Gut und Böse, Tätern und Opfern führt uns direkt zu Fragen von Identität und Sexualität, die wir uns heute ganz neu stellen.“

Quelle: ZDF | Red.: bey

Bildquelle:

  • zimmermann: obs/ZDF/Hermann Roth
  • df-eduard-zimmermann-in-aktenzeichen-xy: ZDF
13 Kommentare im Forum
  1. Schau mir das auf jeden Fall noch in der Mediathek an. Regina Schilling hat bereits eine der eindrucksvollsten Dokumentationen gedreht, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe: "Kulenkampffs Schuhe". Die Doku hat mir eine ganz anderen Blick auf die Kriegsgeneration meiner Eltern und Großeltern geöffnet. Niggemeier findet die Schlussfolgerungen nicht wirklich belegt, hält sie aber für absolut sehenswert! Sie ist auch nicht sehr lange verfügbar, also schnell schauen! Wem wollte Eduard Zimmermann Angst machen und warum? | Übermedien "Noch ahnte niemand, dass nach dem Konsum der Dokumentation niemand mehr schlafen konnte." Mein Gott, habe ich mich damals gegruselt, wenn ich Aktenzeichen XY gesehen habe und nicht mehr allein in den Keller gehen wollte.
  2. Kann ich nur bestätigen, gestern im ZDF gesehen. Habe genau die gleichen Erinnerungen, habe es das erste Mal als Kind Mitte der 70er gesehen. Eine tolle Doku.
  3. Nun ja wenn man diesen Artikel liest "Zuhause sind wir auch nicht sicher": Zimmermann, "XY" und die Angst - DWDL.de und ergänzend dazu diesen Die Dämonisierung des Eduard Zimmermann dann weiß man dass man sich diese Dokumentation und die 90 Minuten Lebenszeit sparen kann. "Aktenzeichen XY" und Eduard Zimmermann sind "frauenfeindlich" (Auf tote lässt sich auch leichter rumtrampeln oder?) und dann wieder die Märchenstory vom "Patriarchat"... Ne danke auf diese Dokumentation kann man wahrlich verzichten - und dafür wurden Gebührengelder verschwendet...
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