20 Jahre lang ermittelte Iris Berben in der Rolle der Kommissarin Rosa Roth. Nun ist Schluss. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge zieht Berben Bilanz zu einer Rolle, die mehr als das war.
63 ist ja heutzutage kein Alter, in dem man in Ruhestand gehen muss. Was hat Sie bewogen, mit Rosa Roth aufzuhören?
Iris Berben: Ich habe schon sehr lange überlegt, wann der richtige Zeitpunkt ist. Man möchte ja am Schluss nicht unbedingt hören: Jetzt war’s aber Zeit! Dann fand ich 20 Jahre eine gute Zeit. Für die Zuschauer ist das die Chance, sich auf Neues einzulassen. Und für mich ist es ein Stückchen Freiheit. Ich bin jetzt 20 Jahre mit dieser Figur durchs Leben gestapft und jetzt geh ich mal meinen Weg allein weiter.
Rosa Roth macht am Schluss einen großen Fehler. Ist es nicht schwer, so aus dem Beruf zu scheiden?
Berben: Das war genau, was ich wollte. Von vornherein war eines klar: Ich wollte nicht am Schluss sterben. Ich wollte nicht erschossen werden, ich wollte nicht ertrinken, ich wollte nicht irgendwo runtergestoßen werden. Das ist manchmal so ein bisschen, als würde man sich rausstehlen. Dann kamen wir auf Scheitern. Scheitern ist gut. Das fand ich lebensnah, das fand ich erwachsen. Und sie geht ja nicht gebückt.
Aber sie wird wohl in ihrem Alter keinen Job mehr finden.
Berben: Ja, das stimmt. Ich werde ab und zu malanklopfen bei ihr, fragen, wie’s ihr geht, was sie macht, ob sie vielliest, ob sie sich sehnt zurückzukommen … ja, ich werde mich immer malwieder mit ihr treffen.
„Macht Euren Scheiß doch allein!“, platzt Rosa Roth in der letzten Serie einmal heraus. Gibt’s sowas bei Ihnen auch?
Berben: Oh ja! Überfordert sein, dünnhäutig, eitel, ohne es rechtzeitig zu bemerken … Manchmal bleibt der Pfropfen einfach nicht drin, den man innerlich reingesetzt hat und dann gibt’s halt mal kurz einen Brüller, aber dann ist es auch wieder vorbei. Wichtig ist, glaub ich, nicht verletzend zu sein.
Was hat ihnen an der Figur besonders gefallen?
Brühl: Dass es nie eine Frau wurde, die auf alles eine Antwort hatte oder zynisch wurde. Sie hat sich immer ein Gespür dafür behalten, dass die meisten Dinge sehr viel komplexer sind als nur Gut oder Böse, Bestrafen müssen oder nicht.
Welche Rolle hat die Frauenfrage gespielt?
Berben: Als wir vor 20 Jahren angetreten sind, gab es ja – außer beim Tatort – noch keine Frau als Kommissarin. Das hat aber dazu geführt, dass wir erstmal ein Jahr auf Eis lagen, weil das ZDF sich dann doch nicht getraut hat. Aber als es bei den Zuschauern gut ankam, gab es immer öfter Frauen, vielleicht zwischendrin sogar ein bisschen inflationär. Aber ich freue mich, dass sich ein paar kraftvolle Frauen gehalten haben.
Schauen Sie gern alte Folgen an?
Berben: Nein, aber wir haben jetzt im letzten Teil eine Rückblende zum allerersten Film. Da haben wir das Material gesichtet und ich habe gedacht: Das kann nicht sein! Ich fand mich schrecklich – nicht kraftvoll genug, nicht sicher genug. Außerdem will man ja heute nicht mehr aussehen wie vor 20 Jahren.
Wie kommen Sie mit dem Älterwerden klar?
Berben: Manchmal bin ich sehr souverän. Und manchmal denke ich, man muss rennen, rennen, rennen, damit man die Zeit nutzt und bewusster lebt. Aber man kann ja nichts nachholen.
Vielen Dank für das Gespräch.[Nada Weigelt/das]
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