Als Willy Brandt Bundeskanzler wurde und der erste Mensch den Mond betrat, lief die ABC-Seifenoper „One Life To Live“ schon seit mehr als einem Jahr – jetzt wird der Klassiker der US-Fernsehunterhaltung abgesetzt.
Nach fast 44 Jahren auf Sendung – jeden Nachmittag, fünfmal die Woche – soll das TV-Urgestein im Januar nächsten Jahres auslaufen, wie der Sender ABC am Freitag mitteilte. Schon im September soll eine andere Ikone des amerikanischen Fernsehnachmittags dem Quotendruck zum Opfer fallen: Auch „All My Children“ wird eingestellt – nach 41 Jahren täglicher Bildschirmpräsenz.
Von beiden Serien wurden weit mehr als 10 000 Folgen gedreht. Zum Vergleich: Von „Marienhof“ gibt es gut 4 000 Folgen. „One Life to Live“ lief auch in Deutschland, erstmals von Januar bis Mai 1989 auf Pro Sieben, war unter dem Titel „Liebe, Lüge, Leidenschaft“ aber auch bei weiteren Anläufen auf Kabel Eins und der Pay-TV-Plattform DF1 wenig erfolgreich. Bei den wenigen Folgen, die ausgestrahlt wurden, handelte es sich um Episoden aus den achtziger Jahren.
Mit „All My Children“ wurde es gar nicht erst in Deutschland versucht. Beide Serien sind in den USA Legenden und jeder US-Amerikaner, der Mitte Vierzig oder jünger ist, hat nie ein Fernsehleben ohne sie erlebt. Seit Jahren schwächeln sie aber bei den Quoten. Mutter beider Produktionen ist die Autorin Agnes Nixon. „One Life To Live“ ist in der fiktiven Stadt Llanview in Pennsylvania, einem Vorort von Philadelphia, angesiedelt und war wegen sozialkritischer Plots oft kontrovers diskutiert worden.
Beide Serien dienten auch Sprungbrett für heutige Hollywood-Stars. Unter den Hunderten Schauspielern waren bei „All My Children“ Sarah Michelle Gellar („Buffy“), Josh Duhamel („Las Vegas“), und Amanda Seyfried („Mamma Mia!“) im Einsatz. Bei „Liebe, Lüge, Leidenschaft“ waren es etwa Tommy Lee Jones, Ryan Phillippe, Richard Grieco und Laurence Fishburne. [ar/dpa]
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