70 Jahre Fernsehen

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Vor 70 Jahren, am 22. März 1935, begann im Berliner Haus des Rundfunks das erste regelmäßige öffentliche Fernsehprogramm der Welt mit einer Mischung aus Live-Programm vom Studio und Filmausschnitten.

Wie aus einer Mitteilung der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik Gfu zu erfahren ist, konnte die Mehrzahl der Zuschauer das Programm nur in den so genannten „Fernsehstuben“ verfolgen. Den ersten regelmäßigen Ausstrahlungen gingen technische Versuche elektronischer und mechanischer Natur voraus, bevor auf der achten „Großen Deutschen Funkausstellung“ 1931 die Elektronik als Sieger hervorging. Danach folgten die ersten Übertragungen mit Ton im Jahr 1932 und die Einrichtung der „Fernsehstuben“ 1934.
 
Bedingt durch den Krieg wurde es um das Fernsehen stiller. Im Jahr 1950 gab es vom NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk) aus Hamburg nach langer Abstinenz wieder erste Fernsehbilder. Am 25. Dezember 1952 war es dann soweit: Irene Koss kündigte als erste Sendung des ständigen Programms ein Fernsehspiel an. Nur rund ein halbes Jahr später begann mit der Übertragung der Krönungsfeierlichkeiten von Königin Elizabeth II. von England das Zeitalter der internationalen Fernseh-Direktübertragung.
 
Von hier an machten sowohl die Technik als auch die Zuschauerzahlen beeindruckende Sprünge: 1954 wurden Kabel-Fernbedienungen eingeführt und 1956 konnte schon eine halbe Million Zuschauer das Programm verfolgen. Die Halbleitertechnik löste Schritt für Schritt die Röhre als maßgebliches Bauelement ab. Im Jahr 1955 waren rund 200 000 TV-Geräte in Deutschland angemeldet, 1957 wurde die Millionengrenze überschritten. 1958 fiel der Beschluss für ein zweites Fernsehprogramm. Das Bundesverfassungsgericht lehnte im Februar 1961 ein bundeseigenes Fernsehen als verfassungswidrig ab.
 
Ab dem 1. Juli 1962 ermöglichte der Satellit „Telestar“ den direkten Programmaustausch über den Atlantik. Das Jahr 1963 kann gleich mit zwei historischen Daten aufwarten: der Patentierung das PAL-Farbfernsehens von Prof. Walter Bruch und dem Sendebeginn des ZDF am 1. April. Auf der 25. Großen Deutschen Funkausstellung schließlich startete Willy Brandt am 25. August 1967 das Zeitalter des Farbfernsehens.
 
Das Bildseitenverhältnis, das bis dahin 4:5 betrug, wurde 1970 auf 4:3 geändert und die Bildröhren brachten es auf damals beachtliche 66 Zentimeter Diagonale. Im gleichen Jahr begründete ein Patent zweier Schweizer Physiker die Nutzung der Flüssigkristalltechnik für LC-Displays (LC = Liquid Cristal = Flüssigkristall). 1973 wurden in Japan erste LC-Displays vorgestellt. In Deutschland kam der erste TV-Portable auf den Markt. 1975 bekamen die TV-Geräte serienmäßig eine Fernbedienung und 1977 wurde der Videotext von ARD und ZDF eingeführt. 1979 einigten sich die Ministerpräsidenten der Bundesländer auf gemeinsame Kabelfernseh-Pilotprojekte als alternative Verbreitungsmöglichkeit.
 
Ein zweiter Tonkanal erweiterte das Fernsehen für Stereoklang oder für Übertragungen in zwei Sprachen. Am 1. Januar 1984 startete in Ludwigshafen das erste Kabel-Pilotprojekt. Zeitgleich mit dem Kabel-Pilotprojekt starteten auch die ersten privaten Programme SAT.1 und RTL plus. 1985 präsentierte die Industrie die ersten Geräte für den direkten Empfang von Satelliten-Fernsehen, den inzwischen zweitwichtigsten Übertragungsweg nach dem Kabel. In diesem Jahr sind 23 Millionen Geräte angemeldet. 1988 wurden erstmals mehr als vier Millionen Fernsehgeräte pro Jahr abgesetzt, 1989 mehr als fünf Millionen.

Seit dem 1. Januar 1990 gilt der Videotext als Regelbetrieb. 27 Millionen TV-Geräte sind zu dieser Zeit angemeldet. Am 2. November 1990 wurde die Nationale HDTV-Plattform Deutschland gegründet – mit dem Ziel, die Einführung des hoch auflösenden Fernsehens HDTV in Deutschland zu koordinieren. Dieses Projekt endete zunächst in einer Sackgasse, weil die hierfür vorgesehenen analogen Standards am Vorabend der Digital-Ära schon nicht mehr in die technische Landschaft passten. In Deutsche TV-Plattform umbenannt, blieb das Gremium jedoch bestehen und entwickelte sich zu einem offenen Forum für die technische Fortentwicklung des Mediums. Heute steht die HDTV-Einführung, diesmal unter digitalen Vorzeichen, wieder ganz oben auf der Plattform-Agenda. Im Jahr 1991 wurden die ersten TV-Geräte im Breibildformat 16:9 vorgestellt, das den Kinoformaten ähnelt. ARD und ZDF sind seit 1993 auch über Satellit zu empfangen.
 
Am 10. September 1993 unterzeichneten Sendeanstalten, die Geräteindustrie, Netzbetreiber und Verwaltungen ein Memorandum of Understanding zur Begründung des europäischen DVB-Projekts (DVB = Digital Video Broadcasting).
 
Inzwischen haben rund 98 Prozent der deutschen Haushalte mindestens ein Fernsehgerät, 40 Prozent davon sogar zwei oder mehr. Die Bundesbürger sehen pro Tag rund 210 Minuten fern. Aktuell folgt auch das Fernsehen der allgemeinen Digitalisierung der Medien. Das digitale terrestrische Fernsehen DVB-T wird seit Herbst 2003 in deutschen Ballungsräumen eingeführt und erfreut sich wachsender Beliebtheit. TV-Geräte mit den neuen Bildschirmtechnologien LCD und Plasma bringen mit ihren großen, flachen Bildern im Breitbildformat 16:9 ein völlig neues Fernseherlebnis ins Wohnzimmer. Das hoch auflösende Fernsehen HDTV mit seiner fünfmal größeren Auflösung und damit deutlich erhöhten Bild- und Detailschärfe wird auch künftig dafür sorgen, dass das Medium Fernsehen die beliebteste Freizeitbeschäftigung der Bürger bleibt.
 [mg]

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  • Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com
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