Der 29. Januar 1972 markierte den Start der wohl spektakulärsten Abendshow des DDR-Fernsehens. Zum 40-jährigen Jubiläum von „Ein Kessel Buntes“ zeigt der MDR ab diesem Wochenende einen umfassenden Rückblick mit Ausschnitten aus den Sendungen und Blick hinter die Kulissen.
Wenn die „drei Dialektiker“ die Waschmaschine anschmissen und „Ein Kessel Buntes“ im DDR-Fernsehen auf Sendung ging, brodelte die Stimmung im Saal und wohl auch in so manchem Wohnzimmer. MDR-Zuschauer können am kommenden Sonntag und Montag (19. und 20. Februar) jeweils um 20.15 Uhr noch einmal Ausschnitte aus der Kult-Show erleben. Zudem erzählen Akteure von einst Geschichten und Anekdoten von den Produktionen.
28 Mal moderierten die „drei Dialektiker“ den „Kessel“. Das Trio, bestehend aus dem Mecklenburger Horst Köbbert, dem Berliner Lutz Stückrath und dem Sachsen Manfred Uhling, brillierte nicht nur mit den im Osten am meisten gesprochenen Dialekten. Die Kabarettisten nahmen sich auch die Freiheit, so manche kritische Spitze abzuschießen. Das kam bei den Zuschauern groß an. Die Sendung wurde zum echten Straßenfeger.
Allerdings nicht nurwegen der witzigen Moderatoren. Gedacht als Konkurrenz zu den großen Samstagabend-Shows bei ARD und ZDF lockte das DDR-Fernsehen das Publikum auch mit West-Stars und internationalen Größen. Katja Ebstein, Costa Cordalis und Samantha Fox zum Beispiel waren zu Gast, Abba sangen gar „Waterloo“ auf Deutsch.
Für so manchen, etwa aus dem Raum Dresden, wo „im Tal der Ahnungslosen“ kein Westfernsehen zu empfangen war, bot der „Kessel“ die unglaubliche Möglichkeit, die Stars von jenseits der Mauer zu erleben, sagt ein 49-jähriger Dresdner. „Da schaute auch die Jugend zu.“ Gesendet wurde sechsmal im Jahr aus verschiedenen Orten. Nach 28 Sendungen mussten „die Dialektiker“ abtreten. Als Moderatoren präsentierten danach im Wechsel prominente Sänger und Schauspieler den „Kessel“-Mix aus Musik, Tanz, Artistik und glänzten mit eigenen Auftritten.
Die beliebte Fernseh-Moderatorin Petra Kusch-Lück etwa berichtet im MDR-Rückblick, wie sie zu ihrer Moderation kam. Nach der Absage der eigentlich geplanten Schauspielerin wurde sie gefragt: „Frau Kusch-Lück, würden Sie den nächsten Kessel moderieren?“ Das war 14 Tage vor der Sendung. Wolfgang Lippert erzählt, wie er sich bei der Probe für einen Rock’n’Roll kurz vor der Live-Sendung einen Muskelfaserriss in der Bauchdecke zuzog und die Sendung trotzdem durchstand.
Heinz Rennhack, Schauspieler und Komödiant erster Güte, berichtet, wie er das Angebot, den „Kessel“ dauerhaft zu moderieren, ablehnte, weil ihn sechs Produktionen im Jahr zu sehr in eine Ecke gedrängt hätten. Nach der Wende übernahm zunächst die ARD Namen und Konzept der Show und schickte Karsten Speck ins Rennen. Die letzte Show lief im Dezember 1992. [dpa/sv]
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