Mehr als 80 Mal haben Ballauf und Schenk schon gemeinsam Verbrecher zur Strecke gebracht. Die beiden Kölner „Tatort“-Ermittler feiern nun ihr silbernes Jubiläum.
Es ist ein Dienstjubiläum der besonderen Art: Seit 25 Jahren gehen die Kölner „Tatort“-Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk gemeinsam auf Verbrecherjagd. Wenn ihm das am Anfang jemand prophezeit hätte, „dann hätte ich den nicht für voll genommen“, meint Schauspieler Klaus J. Behrendt. Am 5. Oktober 1997 lief die erste Folge mit dem Titel „Willkommen in Köln“. Diese und weitere zeigt der WDR bereits am Abend des heutigen 4. Oktobers in seinem Abendprogramm. Die Auftaktfolge von 1997 kommt dabei aber erst um 23.40 Uhr. Zuvor kommen ab 20.15 mit „Kinderland“ und „Ihr Kinderlein kommet“ (22.15 Uhr) zwei Crossover-Folgen aus dem Jahr 2012 mit den damaligen Leipziger Ermittlern Keppler und Saalfeld (alias Sophia Tomalla).
Und nun sind Behrendt (62) als Ballauf und Dietmar Bär (61) als Schenk immer noch da. Neben den „Tatort“-Kollegen aus München und Ludwigshafen gehören sie zu den dienstältesten Ermittlern des ARD-Sonntagabendkrimis. Warum die Kölner beim Publikum so gut ankommen, wisse er auch nicht so recht, sagt Bär und mutmaßt: „Es ist wohl die Melange aus der Stadt, der Besetzung und den Büchern.“
WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn sieht den wesentlichen Grund für den Erfolg bei den Hauptfiguren und ihren Darstellern: „Ihr habt da Charaktere geschaffen, die stark sind, obwohl häufig still, denen man vertrauen kann, die nicht scheitern persönlich, sondern immer wieder auf die Füße kommen.“ Somit sei es kein Zufall, dass Köln „der erfolgreichste Ermittler-Tatort“ sei – „Münster als Krimi-Komödie“ mal nicht mitgerechnet, sagt Schönenborn.
Kölner Team erfolgreichster „Ermittler-Tatort“, weil „Münster eher eine Krimi-Komödie ist“
Typisches Merkmal des Kölner „Tatort“ ist, dass er immer wieder aktuelle sozialkritische Themen aufgreift. Gleich die dritte Folge „Manila“ (1998), die sich um Kinderhandel und Sextourismus drehte, sorgte für große Zuschauerresonanz. In „Der Fall Reinhardt“ (2014) ging es um die völlige Überforderung einer Mutter, in „Minenspiel“ um den Einsatz von Landminen gegen Menschen, in „Bausünden“ (2018) um Korruption im Baugewerbe.
In die Folge „Wie alle anderen auch“ (2021), die im Obdachlosenmilieu spielt, wurde dokumentarisches Material eingebaut. Gerade wurde die 88. Folge „Abbruchkante“ abgedreht, die das Leben am Braunkohletagebau Garzweiler in den Fokus nimmt.
Beim Kölner „Tatort“ sei von Anfang an klar gewesen, dass beide Kommissare gleichberechtigt nebeneinander stehen sollten – „nicht der Meister und der Knecht“, sagt Behrendt, der auch privat mit Bär befreundet ist.
Immer wieder sozialkritisch
Die beiden Figuren mit ihren teils gegensätzlichen Charaktereigenschaften sollten den Zuschauern zeigen, dass es oft zwei verschiedene Sichtweisen auf einen Fall gibt, die aber im Zusammenspiel auch für Spannung sorgen: Auf der einen Seite der etwas ruppige Ballauf, der im Privatleben keine funktionierende Beziehung hinkriegt. Auf der anderen Seite der eher gemütliche Familienvater Schenk mit seinem Faible für ausgefallene Autos. Da wünsche er sich am Set übrigens manchmal „besser funktionierende Oldtimer“, wirft Bär schmunzelnd ein.
Bis zur Rente haben die beiden TV-Kommissare noch ein paar Jahre – und die Schauspieler wollen nach eigenem Bekunden nicht vorzeitig aussteigen. Auch Schönenborn versichert: „Wir als WDR haben mit Ballauf und Schenk noch eine Menge vor.“
Die 85. Folge mit dem Titel „Spur des Blutes“ zeigt die ARD am 23. Oktober. Lesen bei Interesse ebenfalls den DIGITAL FERNSEHEN-Artikel „Joe Bausch denkt im ‚Tatort‘ aus Köln noch lange nicht ans Aufhören“.
[Petra Albers]
Bildquelle:
- df-tatort-koeln: ARD-Foto