Will man diese Bilder wirklich sehen? Ein Täter feuert vor einem Schnellimbiss auf Menschen ringsum. Getroffene liegen am Boden, andere fliehen. Der Anschlag am Münchner Olympia-Einkaufszentrum ist nun Stoff für vier Dokumentarfilme – im beliebten True-Crime-Format.
Sechs Jahre ist der rassistische Anschlag am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München nun her. Der Täter erschoss neun Menschen, vorwiegend Jugendliche und tötete sich schließlich selbst. Ab heute (21. Juli) sind die dramatischen Ereignisse Stoff für eine True-Crime-Doku bei Sky und auf Wow. In vier Episoden zeichnet „22. Juli – Die Schüsse von München“ nach, was an diesem verhängnisvollen Sommertag geschah und was zu diesem Anschlag führte.
„22. Juli“: Auch Freunde des Täters äußern sich
Regisseur und Autor Johannes Preuss lässt Polizeibeamte, Augenzeugen, Experten und Freunde des Täters zu Wort kommen, aber auch Angehörige von Getöteten. Er schildert die Panik, die aus Angst vor weiteren Anschlägen in ganz München an diesem schönen Sommerabend ausbrach und Leute dazu brachte, weitab vom Tatort durch Fenster zu springen oder panisch wegzurennen. Dazu gibt es Bildmaterial, etwa hektische Handyaufnahmen von Leuten, die mit der Kamera auf den schießenden Täter oder auf am Boden liegende Verletzte hielten. Wer sich dem Grauen von damals stellen will, findet viel Anschauungsmaterial.
Vorbild Anders Breivik
Besonderes Augenmerk legt die Doku-Reihe auf die Hintergründe, die den 18-Jährigen zu der Tat trieben, die viel später als rassistisch eingestuft wurde. Preuss recherchierte etwa auf der Spieleplattform Steam, wie der Täter Kontakt zu Gleichgesinnten aufnahm. Thema ist auch dessen Begeisterung für den Massenmörder Anders Breivik, der auf den Tag genau fünf Jahre vor dem OEZ-Anschlag in Norwegens Hauptstadt Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen getötet hatte.
Die Filmreihe bietet interessante Einblicke in die Psychologie des Täters, bedient aber auch einen teilweise etwas befremdlich wirkenden Voyeurismus, vor allem mit den Videos während und nach der Tat. Sehr greifbar wird das Grauen, wenn eine Kriminalbeamtin von der Situation in einem Schnellimbiss kurz nach dem Blutbad berichtet, in dem keiner der Polizisten wagte, ein lautes Wort zu sagen. „In diese Stille, in dieses Flüstern klingeln immer wieder die Handys der vier jugendlichen Leichen, die da am Tisch im ersten Obergeschoss von McDonald’s sitzen, es hat nicht aufgehört, von der ersten Minute bis zum Abtransport der Leichen haben die Handys geklingelt.“
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Bildquelle:
- 22juli: © Sky/Constantin Documentation