Mit Betty White ist das letzte der vier „Golden Girls“ kurz vor ihrem heutigen 100. Geburtstag verstorben. Die Hit-Sitcom aus den Achtzigern um eine weibliche Alters-WG bleibt allerdings gefühlt ewig jung wie die Serien-Mitbewohnerin Blanche in ihren eigenen Augen.
Während die „Golden Girls“ mit Betty White im Jenseits nun wieder vollzählig sind, ist neben der Trauer um das Ableben der Entertainerin vor allem ihr Werk zu würdigen. Die etwa sieben Jahrzehnte lange Karriere Whites im Unterhaltungsbereich auf ihre Rolle in der 80er-Sitcom reduzieren zu wollen, wäre natürlich infam – allerdings ist und bleibt „Golden Girls“ der größte Wurf in Whites Karriere: Alles, was damals ein TV-Gerät besaß, lag der Damen-Wohngemeinschaft zu Füßen, inklusive Queen Mum. Und das, obwohl (oder vielleicht weil) die jüngste Figur des Quartetts stramm auf die Wechseljahre zumarschierte. Doch ist ein jüngeren Generationen nahezu unbekanntes Format wie „Golden Girls“ heute noch vermittelbar? Eigentlich unbedingt – denn die Serie war damals ihrer Zeit unglaublich weit voraus.
„Golden Girls“: Alt, aber nicht von gestern
Bei solch einer Behauptung mag so mancher jetzt den Kopf schieflegen: Sprechen wir hier nicht von der Sitcom mit den Fönfrisuren, den Schulterpolstern und der Pastell-Orgie an Möbeln und Wänden? Gut, auf den ersten Blick ist „Golden Girls“ schon ein wenig in die Jahre gekommen. Der Serienstart des US-Erfolgsformats liegt immerhin bald 40 Lenze zurück und Alterspräsidentin Sofia Petrillo (unsterblich: Estelle Getty) erzählt im Kreise ihrer Mitbewohnerinnen gerne aus ihrer Jugend auf Sizilien – in den zwanziger Jahren.
Aber im wesentlichen geht es um die Inhalte der 7 Staffeln, in denen sich die intellektuelle Hauptfigur Dorothy (Beatrice Arthur) mit ihrer promiskuitiven Vermieterin Blanche (Rue McClanahan), dem einfältigen Landei Rose (Betty White) und ihrer spitzbübischen alten Mutter Sofia eine krachende Punchline nach der anderen um die Ohren haut.
Themen, die noch heute bewegen
Während viele Serien und Filme aus den 80er- und 90er Jahren heute kaum noch ohne schamvolles Abwenden konsumierbar sind, oder eben als Edeltrash hochironisch abgefeiert werden, kann sich „Golden Girls“ mit seiner breiten Themenpalette immer noch sehen lassen. Seinerzeit wie heutzutage geht die Sitcom eigentlich nicht als seichte TV-Unterhaltung durch. Schließlich steuerte man die gesellschaftlichen Streitthemen im prüden US-Amerika gezielt an, statt ihnen auszuweichen: Weibliche Lust, promiskuitive Sexualität bis ins hohe Alter, Feminismus, Organspende, Homosexualität und Coming-Out, Depression und Selbstmord unter Senioren, Wechseljahre, plötzlicher Herzstod, Dating im Alter, künstliche Befruchtung, Hypochondrie, Altersarmut und Spielsucht – die Autorinnen der „Golden Girls“ widmeten sich empfindlichen Themen, die bis heute vielerorts nach wie vor totgeschwiegen werden.
Die Themen werden stets in ein Bouquet aus charmanten bis grenzwertig schlagfertigen Sitcom-Dialogen eingebettet und nahezu pädagogisch wertvoll für das TV-Publikum aufbereitet, ohne dabei platt abgehandelt zu werden. Deshalb ist es, nicht nur um Betty Whites 100. Geburtstag in ihrer Abwesenheit feierlich zu begehen, eigentlich total sinnvoll, sich die Erfolgs-Sitcom „Golden Girls“ nochmal anzuschauen.
Betty White: Unschlagbar im Originalton
Das kann man derzeit über Disney+ sogar in vollem Umfang und Originalton – für viele Kenner aus TV-Jahren sicher auch nochmal etwas neues. Insbesondere Betty Whites Geschichten aus dem Minnesota-Kaff St. Olav sind im Originalton wirklich unglaublich komisch.
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Bildquelle:
- golden-girls-betty-white: Disney