Mit „The French Connection“ kam er zu Oscar-Ehren, mit „Der Exorzist“ schockte er die Filmwelt: William Friedkin ging oft an die Grenzen. Nun ist der Star-Regisseur mit 87 Jahren gestorben.
Kinogänger fielen in Ohnmacht, andere übergaben sich: So schauerlich waren die Szenen, in denen zwei Priester versuchen, der kleinen Regan, gespielt von Linda Blair, den Teufel aus dem Körper zu treiben. Der Horrorfilm „Der Exorzist“ schockierte Kinobesucher weltweit. Kritiker verpassten ihm das Prädikat „gruseligster Film aller Zeiten“.
William Friedkin war 1973 das Regie-Talent hinter dem Okkultschocker. Nun trauert die Filmwelt um den preisgekrönten Regisseur, Drehbuchautor und Produzenten. Der Amerikaner ist mit 87 Jahren gestorben, wie seine Frau Sherry Lansing unter anderem dem „Hollywood Reporter“ bestätigte.
„Der Exorzist“ war bei der Oscar-Verleihung 1974 für zehn Trophäen nominiert, darunter für Regie und die Schauspielerinnen Linda Blair und Ellen Burstyn. Zum ersten Mal überhaupt hatte ein Horrorfilm auch Chancen in der Top-Sparte „Bester Film“. Am Ende holte „Der Exorzist“ die Oscars für das beste Drehbuch und den besten Ton. Ein Reboot des Klassikers wird noch 2023 in die Kinos kommen.
Oscar für „The French Connection“
In Hollywood war Friedkin da bereits auf Erfolgskurs. Zwei Jahre zuvor, gerade 36 Jahre alt, triumphierte der Newcomer auf der Oscar-Bühne. Für den packenden Drogen-Thriller „The French Connection – Brennpunkt Brooklyn“ nahm er 1972 den Regie-Oscar entgegen.
Gene Hackman und Roy Scheider schickte er als brutale Rauschgiftfahnder durch die Straßen von New York. Mit einer spektakulären Verfolgungsjagd schrieb Friedkin Filmgeschichte. Insgesamt gab es fünf Oscars, darunter als „Bester Film“ und für Hauptdarsteller Hackman.
Friedkin stieg in den 70er Jahren schnell in die Riege der „New Hollywood“-Elite auf. Der gehörten Star-Regisseure wie Peter Bogdanovich, Roman Polanski, Francis Ford Coppola und Martin Scorsese an. Er und Kollegen wie Coppola hätten sich damals über Kunst, nicht über den Profit an den Kinokassen unterhalten, sagte er 2015 im Interview des Kinoportals „Deadline.com“.
Doch mit seinem erklärten Lieblingsfilm „Atemlos vor Angst“ blitzte Friedkin wenige Jahre später ab. Unter schwierigen Bedingungen hatte er den Abenteuer-Thriller mit Roy Scheider im Dschungel gedreht. Vier Männer unternehmen dort mit alten Trucks und einer Ladung Sprengstoff eine Höllenfahrt. Nach zahlreichen Pannen und Verzögerungen kam der Film 1977 in die Kinos, einen Monat nach der Premiere von „Star Wars“. Gegen das Sternen-Spektakel von George Lucas hatte Friedkin keine Chance, „Atemlos vor Angst“ war an den Kinokassen ein Flop. Er drehte weitere Thriller: „Cruising“ (1980) um eine Mordserie unter Schwulen in New York, den Erotik-Thriller „Jade“ (1995), den Mordkrimi „Die Stunde des Jägers“ (2002).
An seine frühen Erfolge konnte er damit nicht mehr anknüpfen, doch die Bewunderung von Kollegen und Fans blieb. Für die Doku „Friedkin Uncut“ (2018) konnte der italienische Regisseur Francesco Zippel namhafte Weggefährten finden, die Friedkins Arbeit priesen, darunter Francis Ford Coppola, Quentin Tarantino, Willem Dafoe und Matthew McConaughey.
Letzter Film von William Friedkin feiert in Venedig Premiere
„Pulp Fiction“-Regisseur Tarantino war gerade zehn Jahre alt, als „Der Exorzist“ die Kinowelt durchrüttelte. Der Oscar-Preisträger ist ein erklärter Fan des Gruselfilms. „So etwas hatte keiner je zuvor gesehen“, schwärmt er in der Dokumentation. „Das hat alle umgehauen.“ Friedkin gab sich gerne als kompromissloser Filmemacher aus, der Extreme liebte und Höhen und Tiefen im Filmgeschäft überlebte. Er drehe jede Szene nur einmal, trumpfte er in einem Interview in der Doku „Friedkin Uncut“ auf: „Proben sind für Weichlinge.“
Der 1935 in Chicago geborene Arbeitersohn verdiente sich bei einem Fernsehsender vom Boten zum Regisseur von TV-Live-Shows hoch. Filmemacher wollte er werden, nachdem er als junger Mann den Orson-Welles-Klassiker „Citizen Kane“ gesehen hatte. Bereits sein erster Dokumentarfilm über einen zum Tode verurteilten Mann gewann 1962 einen Festival-Preis. Mit dem Musikfilm „Good Times“ über das Pop-Duo Sonny und Cher gab er 1967 sein Hollywood-Debüt.
In den 70er Jahren war er zwei Jahre mit der französischen Schauspielerin Jeanne Moreau verheiratet. Nach Ehen mit TV-Star Lesley-Anne Down und der Moderatorin Kelly Lange gab er 1991 der Produzentin Sherry Lansing das Jawort. Mit der mächtigen Ex-Chefin des Hollywoodstudios Paramount war er bis zu seinem Tod verheiratet. Der letzte Film von William Friedkin wird im Herbst bei den Filmfestspielen von Venedig seine Weltpremiere feiern.
Text: dpa/ Redaktion: JN
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