Nur zwei Tage nach der Oscar-Gala mit einer Ohrfeige von Will Smith trifft der Akademie-Vorstand zusammen. Es gibt scharfe Worte, Entschuldigungen und eine Enthüllung.
Die Oscar-Akademie schreitet schnell zur Tat. Nur zwei Tage nach dem Ohrfeigen-Eklat auf der Oscar-Bühne tritt der Vorstand zusammen und geht mit Hollywood-Star Will Smith ins Gericht. Es werde ein Disziplinarverfahren gegen den „King Richard“-Schauspieler eingeleitet, gab der Filmverband am Mittwoch (Ortszeit) in einer Stellungnahme bekannt. Smith habe mit seinem Verhalten bei der Preisgala am Sonntag gegen die Verhaltensrichtlinien der Academy of Motion Picture Arts and Sciences verstoßen.
Smith hatte Chris Rock bei der Show (in Deutschland bei ProSieben zu sehen) auf der Bühne eine schallende Ohrfeige verpasst, nachdem der Komiker einen Witz über Smiths Ehefrau Jada Pinkett gemacht hatte. Darin ging es um ihren kahlgeschorenen Kopf, die Schauspielerin leidet unter krankhaftem Haarausfall. Zurück an seinem Platz rief er noch zweimal in die Richtung von Rock: „Lass den Namen meiner Frau aus deinem verdammten Mund!“.
Den Gästen im Dolby Theatre und Millionen Zuschauern am Bildschirm wurde schnell klar, dass dieser Schock-Moment kein geplanter Teil der Show war. Wenig später gewann Smith den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in „King Richard“. In seiner Dankesrede stellte er sich als Beschützer dar und schien den Ausfall verteidigen zu wollen. Am Montag entschuldigte er sich via Instagram. Der Vorfall sei ihm peinlich.
Smith sollte Gala verlassen
Das Verhalten von Smith wurde von der Filmakademie am Mittwoch als „zutiefst schockierend“ und „traumatisch“ beschrieben. Dazu eine überraschende Enthüllung: Smith sei am Sonntagabend dazu aufgefordert worden, die Gala zu verlassen. Er sei dem aber nicht nachgekommen. Der Verband äußerte sich selbstkritisch: „Wir hätten anders mit der Situation umgehen können“. Die nächste Sitzung ist für den 18. April angesetzt. Eine mögliche Folge sei der Ausschluss von Smith aus der Academy, hieß es in der Mitteilung.
Dies ist in der Geschichte der Oscars bisher nur selten vorgekommen. 2004 war der Schauspieler Carmine Caridi nach 22-jähriger Mitgliedschaft rausgeflogen. Er hatte Filmbänder weitergegeben, die ihm für die Oscar-Bewertung zugeschickt worden waren. Diese waren dann im Internet als Raubkopien aufgetaucht.
2017 wurde Harvey Weinstein nach Vorwürfen von sexuellen Belästigungen aus dem renommierten Verband ausgeschlossen. Der Ex-Produzent sitzt nun eine langjährige Haftstrafe ab. 2018 traf es den Komiker Bill Cosby nach einem Schuldspruch wegen sexueller Übergriffe und Regisseur Roman Polanski für ein Sexualdelikt in den 70er-Jahren.
Der Akademie gehören über 10 000 Filmschaffende an, darunter Schauspieler, Regisseure, Produzenten, Kostüm- und Set-Designer. Die meisten davon stimmen jedes Jahr über die Oscar-Gewinner ab.
Chris Rock profitiert
Nach der Dringlichkeitssitzung am Mittwoch gab es von der Akademie auch eine Entschuldigung an Chris Rock, die Gäste und die Zuschauer. Sie wollten sich dafür entschuldigen, was dem Komiker auf ihrer Bühne widerfahren sei und ihm für seine Widerstandskraft danken, hieß es in der Mitteilung.
Rock, der sich nach dem Vorfall zunächst nicht öffentlich geäußert hatte, stand am Mittwochabend mit seiner Comedy-Show „Ego Death Tour“ in Boston auf der Bühne. Dort wurde der 57-Jährige mit tobendem Applaus begrüßt, wie das Filmblatt „Variety“ berichtete. Er würde den Oscar-Vorfall immer noch „verarbeiten“ und zu einem späteren Zeitpunkt ansprechen. „Und das wird ernst und lustig sein“, sagte der Komiker laut „Variety“. Dem Blatt zufolge haben sich die Ticketverkäufe für Rocks Auftritte vervielfacht.
Text: dpa/ Redaktion: JN
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