Trans-Vampir und Horror-Clown: Tim Curry feiert Geburtstag

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Der große Durchbruch als Schauspieler blieb ihm verwehrt. Eine Popikone ist Tim Curry dennoch – vor allem dank der „Rocky Horror Picture Show“ und seiner Rolle als Horror-Clown Pennywise in „Es“. Nach einem Schlaganfall ist der Kultstar heute schwer gezeichnet.

Nach Jahren begab sich Tim Curry im vergangenen Oktober wieder für einen seltenen Auftritt vor die Kamera. In einer Livestream-Performance der „Rocky Horror Show“ übernahm er seine berühmteste Rolle als verrückter Wissenschaftler Dr. Frank-N-Furter. Der einst so agile Schauspieler kämpfte sich mit Anstrengung durch den Text. Seit einem Schlaganfall 2012 ist Curry teilweise gelähmt und sitzt im Rollstuhl. „Herzzerreißend“ schrieb ein Nutzer unter dem Video. Ein anderer kommentierte: „Gott schütze Tim Curry.“

Zwar ist dem Briten, der am 19. April 75 Jahre alt wird, nie der große Durchbruch als Schauspieler gelungen, aber Curry hat bis heute eine treue Fangemeinde – nicht zuletzt dank Dr. Frank-N-Furter. Bereits 1973 hatte er den Transvestiten erstmals in London auf der Bühne gespielt. Das sexuell aufgeladene Kultmusical von Richard O’Brien war Anfang der 70er Jahre ein kleiner Skandal. Dass Curry als Mann in Strapsen und Stöckelschuhen auftrat, war damals unerhört.

„Rocky Horror Picture Show“

Zwei Jahre später sang er „Sweet Transvestite“ auch auf der großen Kinoleinwand. Bis dato hatte der Schauspieler und Sänger, der 1946 als Timothy James Curry im Dorf Grappenhall in der Grafschaft Cheshire zur Welt gekommen war, nur für ein paar Fernsehrollen vor der Kamera gestanden. Die Verfilmung unter dem Titel „Rocky Horror Picture Show“ machte ihn weltberühmt, der Auftakt einer erfolgreichen Hollywood-Karriere war es allerdings nicht.

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Vielleicht war Curry einfach zu beschäftigt, um sich ganz auf das Filmgeschäft einzulassen. Der Mann mit dem markanten, breiten Grinsen spielte regelmäßig im Londoner West End und am Broadway in New York. Produktionen, in denen er mitgewirkt und meistens für Aufsehen gesorgt hat, waren „Hair“, „Travesties“, „Die Dreigroschenoper“ oder die Weihnachtsgeschichte („A Christmas Carol“) von Charles Dickens. Als Wolfgang Amadeus Mozart in der Broadway-Version von „Amadeus“ wurde er für einen Tony als Bester Hauptdarsteller nominiert.

Obendrein versuchte er sich als Popmusiker. Dass er singen konnte, hatte er einem breiten Publikum als Frank-N-Furter gezeigt. Der Soundtrack der „Rocky Horror Picture Show“ verkaufte sich millionenfach. „Ich war ein Sopran-Junge“, sagte er 1990 im Interview der „New York Times“. „Ich hab in der Kirche gesungen, seit ich sechs oder sieben war.“ Noch als Student hatte er demnach überlegt, ob er Schauspieler oder Sänger sein wollte. Nun war er beides.

Durchaus musikalisch, wenig erfolgreich

1978 veröffentlichte Tim Curry „Read My Lips“, das erste von drei Alben. Ein Jahr später folgte „Fearless“, von dem die Single „I Do The Rock“ ein kleiner Erfolg wurde. 1981 erschien sein letztes Album „Simplicity“. Kommerziell erfolgreich war Currys Musik nicht. Trotzdem ging der Sänger damals mit seiner Band auf Tournee. Über die CD „The Best Of Tim Curry“ scherzte er: „Man konnte es nicht „Greatest Hits“ nennen, weil es keine Hits gab.“

Nach dem Kinoerfolg der „Rocky Horror Picture Show“ war Curry, der an der Universität Birmingham Schauspiel studiert hatte, zunächst weiter überwiegend im Fernsehen zu sehen. Er spielte 1978 die Titelrolle in der Miniserie „William Shakespeare“ und drehte in den 80er Jahren die Fernsehfilme „Oliver Twist“ und „Die Jagd nach dem Schwarzgeld“. Nach eigenen Angaben hatte er in dieser Zeit finanziell zu kämpfen

Legendärer Horror-Clown

Im Kino war er in John Hustons Musical „Annie“ und der Krimikomödie „Alle Mörder sind schon da“ zu sehen. Für Ridley Scotts „Legende“ mit Tom Cruise schlüpfte er als Herr der Finsternis in ein Teufelskostüm. Das Fantasy-Abenteuer, das heute als Kultfilm gilt, floppte 1985 an den Kinokassen. Aber mit seinem spektakulären Kostüm blieb Tim Curry in Erinnerung, obwohl er darin kaum zu erkennen war. Ähnlich ging es ihm auch mit dem Horror-Zweiteiler „Stephen Kings Es“. Sein Auftritt als furchterregender Clown Pennywise gilt heute als legendär.

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Ende der 80er Jahre zog er nach Los Angeles, wo er bis heute lebt. Curry war nie verheiratet und hat keine Kinder. Über sein Privatleben ist wenig bekannt. „Ich bin nach L.A. gezogen, weil sie dort die Kameras auf einen richten“, sagte er der „New York Times“. „Und ich möchte, dass sie das machen.“ Es sollte sich lohnen.

Weitere Nebenrollen spielte er in „Kevin – Allein in New York“, „Die drei Musketiere“ und „Jagd auf Roter Oktober“. In „Muppets – Die Schatzinsel“ sang er 1996 auch wieder. „Es war eines der fröhlichsten Filmsets, auf dem ich je war“, schwärmte Curry, der sich in den 90ern zunehmend auf Sprechrollen konzentrierte. Unzähligen Figuren in Zeichentrick-, Kinderserien und Videospielen lieh er seine gut trainierte, sonore Stimme. Außerdem sprach er Hörbücher. „Es ist eine kreative, wunderbare Sache“, so Curry.

Schicksalsschlag beendet Karriere

Nach dem Schlaganfall vor neun Jahren, der ihn deutlich gezeichnet hat, ist der Brite zwar nur noch selten vor der Kamera zu sehen. Zurückgezogen hat er sich jedoch nicht. Als die „Rocky Horror Picture Show“ 2016 fürs Fernsehen neu verfilmt wurde, wirkte er als Erzähler mit. Zuletzt arbeitete er wieder häufiger als Sprecher und besuchte auch Film-Conventions, auf denen er mit viel Applaus empfangen wurde und die Fans mit Anekdoten amüsierte.

Über eine Internet-Plattform namens „Fanmio“ kann man für umgerechnet 85 Euro sogar ein Online-Treffen mit Tim Curry buchen. „Sie kennen mich vielleicht als Dr. Frank-N-Furter aus der Rocky Horror Picture Show“, stellt sich der Schauspieler in einem kurzen Werbeclip vor, bevor er mit dem berühmten diabolischen Lachen scherzhaft an seine Rolle als Horror-Clown Pennywise erinnert. „Ja, ich stehe auch für Geburtstagsfeiern zur Verfügung.“

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