George Lucas, Steven Spielberg, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola: in den 1970er Jahren prägten sie „New Hollywood“. Sie drehen heute noch Filme, nur Lucas ist als Regisseur im Ruhestand. Der „Star Wars“-Schöpfer hat andere Herzensprojekte.
Nur wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag wird George Lucas an der Croisette ein ganz besonderes Geschenk entgegen nehmen. Bei den 77. Filmfestspielen von Cannes an der französischen Mittelmeerküste soll der Hollywood-Star die Goldene Ehrenpalme für sein Lebenswerk erhalten. Die untrennbar mit „Star Wars“ und „Indiana Jones“ verbundene Kino-Legende habe Blockbuster-Filmen für immer eine „glanzvolle Geschichte“ und Zuschauern in aller Welt ein „einzigartiges Vergnügen“ bereitet, zollten die Veranstalter bei der Bekanntgabe der Auszeichnung Tribut. Die Ehrung für den Regisseur, Drehbuchautor und Produzenten ist als krönender Abschluss des Festivals am 25. Mai geplant. Am Dienstag, den 14. Mai, wird Lucas 80 Jahre alt.
George Lucas will ein eigenes Museum eröffnen
Im Rampenlicht steht der Filmemacher nur noch selten. Seine legendäre Produktionsfirma Lucasfilm hatte der „Star-Wars“-Schöpfer 2012 für rund vier Milliarden Dollar an Disney verkauft. Aus dem Filmgeschäft zog er sich danach weitgehend zurück. Seitdem habe Lucas Auftritte und andere Engagements „exponentiel“ zurückgeschraubt, teilte sein Sprecher-Team auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Somit müssten sie leider auch die Interview-Anfrage abschlägig bescheiden. Lucas würde seinen Ruhestand genießen und sich zudem auf den Bau seines Museums konzentrieren, hieß es weiter.
2018 wurde für das lange geplante Projekt in Los Angeles der Grundstein gelegt. Lucas, seine Frau Mellody Hobson und die Regisseure Steven Spielberg und Francis Ford Coppola waren damals bei der Zeremonie dabei. Das Museum solle die Fantasie der Besucher beflügeln und sie zum Träumen inspirieren „über das hinweg, was für möglich gehalten wird“, sagte Lucas laut einer Mitteilung des „Lucas Museum of Narrative Art“.
Der Kern der Kunstsammlung stammt aus seinem Privatbesitz. Nach eigenen Angaben interessierte sich Lucas seit seiner Jugend für Malerei, Zeichnungen, Comics und später digitale Kunst und sammelte viele Werke – neben Filmkunst-Objekten auch Gemälde von Edgar Degas, Pierre-Auguste Renoir und Norman Rockwell. Das futuristische Gebäude nach dem Entwurf des chinesischen Architekten Ma Yansong soll 2025 fertig sein. Lucas will die Bau- und Betriebskosten von mehr als einer Milliarde Dollar aus eigener Tasche finanzieren.
Der reichste Hollywood-Star
Solche immensen Finanzierungskosten dürften für Lucas aber kein Problem sein, glaubt man den Zahlen des Wirtschaftsmagazins „Forbes“. Auf der im April veröffentlichten Rangliste der reichsten Stars thronte der Filmemacher auf dem ersten Platz – mit einem geschätzten Vermögen von 5,5 Milliarden Dollar, gefolgt von Steven Spielberg mit 4,8 Milliarden Dollar.
Lucas wuchs als Sohn eines Schreibwarenverkäufers mit drei Schwestern im ländlichen Modesto, fernab von Hollywood, auf. Auch später hielt er von der Film-Metropole Abstand. Sein Zuhause ist die Skywalker Ranch im ländlichen Marin County, nördlich von San Francisco. Er hat drei erwachsene Adoptivkindern. 2013 wurde Lucas mit 69 Jahren noch einmal Vater. Wenige Monate zuvor hatte er seine mehr als 20 Jahre jüngere Lebensgefährtin Mellody Hobson geheiratet. Töchterchen Everest wurde von einer Leihmutter geboren.
Lucas, der sich als Filmstudent in Los Angeles mit Francis Ford Coppola anfreundete, hatte früh einen Riecher für Storys und Talente. Für seinen ersten Regie-Erfolg „American Graffiti“ (1973) heuerte er die damals unbekannten Jungschauspieler Ron Howard, Richard Dreyfuss und Harrison Ford an. Der Teenager-Film drehte sich um High-School-Schüler in einer kalifornischen Kleinstadt. Als Drehbuchautor und Regisseur wurde Lucas damals für zwei Oscars nominiert.
Was wäre aus George Lucas ohne „Star Wars“ geworden?
Seinen ersten „Star Wars“-Film bastelte Lucas noch mit einem kleinen Team in einer Garage in einem Vorort von Los Angeles. Wenig später gründete er nahe San Francisco das Spezial-Effekt-Imperium „Industrial Light & Magic“. Sein Weltraum-Märchen „Krieg der Sterne“ sahnte bei der Oscar-Verleihung 1978 sechs Trophäen ab, darunter für Musik, Sound und Spezialeffekte. Lucas war als Regisseur und als Drehbuchautor nominiert. Im Gegensatz zu seinem guten Freund Spielberg, dem er später mit Ideen und als Produzent bei der legendären Abenteuerfilmreihe „Indiana Jones“ zur Seite stand, hat Lucas aber nie einen Oscar im Wettbewerb gewonnen. Die Film-Akademie gab ihm lediglich 1992 den Irving-Thalberg-Ehrenpreis für seine Verdienste als Produzent.
Es ist nun fast 20 Jahre her, dass Lucas als Sternenkrieger-Regisseur bei „Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith“ (2005) zum letzten Mal hinter der Kamera stand. 2012 dann der milliardenschwere Schlussstrich, als er sein „Star Wars“-Universum mit der Firma Lucasfilm an den Unterhaltungsriesen Disney verkaufte. Drei Jahre später kam mit „Das Erwachen der Macht“ (2015) unter der Regie von J.J. Abrams der siebte „Star Wars“-Film auf die Leinwand. Lucas reagierte melancholisch – und auch kritisch. Herausgekommen sei ein „Retro“-Film, statt mit neuen Planeten und Raumschiffen ein wirklich neues Werk zu schaffen, klagte er 2015 im Interview mit PBS-Journalist Charlie Rose. „Dies sind meine Kinder. All die „Star Wars“-Filme“, sagte Lucas. „Ich liebe sie, ich habe sie erschaffen, ich bin sehr eng mit ihnen verbunden.“ Die Trennung sei „sehr, sehr, sehr schwer“ gewesen.
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