So viel Schlagkraft haben nur wenige in Hollywood: Vor 45 Jahren wurde Sylvester Stallone als „Rocky“ über Nacht berühmt. Die Boxer-Rolle hatte er sich selbst auf den Leib geschrieben. Mit 75 Jahren flext „Sly“ weiter seine Muskeln.
Kurz vor seinem 75. Geburtstag trainiert Sylvester Stallone seine berühmten Muskeln. Einen „Guten ’schweren‘ Morgen“ wünschte der Action-Star Anfang Juni seinen Fans auf Instagram. Ein Video zeigt den Schauspieler in einem Fitnessstudio auf den Knien, mit zwei 20-Kilo-Gewichten in den Händen. Unter Grunzen und Stöhnen steht er langsam auf und stemmt die riesigen Stahlplatten in die Luft. Er schlage bis zum letzten Gongschlag hart zu, trumpft Stallone auf – so wie der „Rocky“-Star es jahrelang als Leinwandboxer tat.
Stallone, der an diesem Dienstag (6. Juli) 75 Jahre alt wird, gibt seinen Instagram-Followern auch noch diese Weisheit mit auf den Weg. „Gib dein Bestes, in jedem Alter, oder du wirst es bedauern“, empfiehlt der Muskelmann. Er habe im Leben herausgefunden, dass alles, was man leicht erreicht, gewöhnlich nichts Wert ist.
Auch im hohen Alter unermüdlich
Sich selber gönnt der Hollywood-Star kaum eine Ruhepause. Vor der Kamera schlägt Stallone unermüdlich zu. In seiner Paraderolle als Boxer Rocky Balboa stieg „Sly“ in den Boxdramen „Creed – Rocky’s Legacy“ (2015) und 2018 in der Fortsetzung „Creed II“ in den Ring. Dabei zeigte er als gealterter Coach des jungen Boxers Adonis Creed (Michael B. Jordan) allerdings eine weichere Seite.
2019 ließ Stallone an der Seite von Dave Bautista in dem Action-Thriller „Escape Plan 3: The Extractors“ die Fäuste fliegen. Im selben Jahr schlug die Action-Ikone in „Rambo: Last Blood“ mit Messern, Fäusten, Pistolen und Pfeil und Bogen knallhart zu. Stallone war 36 Jahre alt, als der Originalstreifen „Rambo“ 1982 in die Kinos kam. In seinem fünften Abenteuer als der Vietnamkriegsveteran John Rambo trotzte er in Mexiko einem mörderischen Drogen-Kartell.
Auch an einem „Rocky“- und „Rambo“-Star gehen die Jahre nicht spurlos vorbei. „Ich muss um die 30 Operationen gehabt haben“, erzählte Stallone 2019 beim Filmfest in Cannes, wo er Ausschnitte des neuen „Rambo“ zeigte. Überall sei etwas repariert und geflickt worden. „Morgens quietscht mein Körper“, sagte er schmunzelnd. Er müsse dann erst „geölt“ werden, damit er sich wieder flüssig bewegen könne.
Besonders hart sei der Dreh für „Rocky IV“ Mitte der 80er Jahre gewesen, wo er Dolph Lundgren gebeten habe, so kräftig zuzuschlagen, wie dieser konnte. „Puh, das war ein Fehler!“, erzählte Stallone. Er könne sich als nächstes nur daran erinnern, dass er auf dem Weg ins Krankenhaus war. „Ich lag viereinhalb Tage auf der Intensivstation.“
Kein Oscar für Stallone
Das Original „Rocky“ (1977) war mit zehn Nominierungen eine Oscar-Sensation. Das Box-Drama holte die Auszeichnung als „Bester Film“, für Regie und Schnitt. Stallone, der für das Originaldrehbuch und als Hauptdarsteller nominiert war, ging allerdings leer aus. Knapp vier Jahrzehnte später würdigte Hollywood den anrührenden Auftritt des Alt-Stars in „Creed – Rocky’s Legacy“ mit einer weiteren Oscar-Nominierung, doch bei der Preisverleihung musste „Sly“ wieder eine Niederlage einstecken. Sieger war der Brite Mark Rylance mit seiner Nebenrolle als russischer Spion in „Bridge of Spies – Der Unterhändler“.
Die Enttäuschung ließ sich Stallone nicht anmerken. „Folgt Euren Träumen, gebt nie auf“, postete er damals auf Instagram, dazu ein Foto von sich, lächelnd, mit geballter Faust und einem Augenzwinkern.
Mit kleinen Auftritten hatte sich der in New York geborene Sohn eines italienischen Einwanderers Anfang der 1970er Jahre mühsam durchgeschlagen. 25-jährig spielte er in dem Erotikfilm „The Party at Kitty and Stud’s“ mit. Woody Allen heuerte ihn für einen winzigen Part als Schläger in „Bananas“ an, auch in dem Thriller „Klute“ mit Jane Fonda hatte er nur einen kleinen Auftritt.
Von der schleppenden Schauspielkarriere gefrustet, schrieb Stallone das Drehbuch für den Boxer-Film „Rocky“ (1976) und damit sich selbst die Rolle des fiktiven Boxers Rocky Balboa auf den Leib. Nach diesem Hit dachte sich Hollywoods Nachwuchsstar mit dem wortkargen Vietnamveteranen „Rambo“ wenige Jahre später einen weiteren Leinwandhelden aus.
In 80ern und 90ern auch „viel Mist“ gedreht
Stallone ist nicht auf alle seine Filme stolz. In den 80er und 90er Jahren habe er auch „viel Mist“ gedreht, schaute er 2019 in Cannes selbstkritisch zurück. Selbst seine Töchter hätten ihn gefragt: „Warum hast du diese Scheiße gemacht?“ Daraufhin habe er gesagt: „Was glaubt ihr, wie ich für eure Ausbildung bezahlt habe?“
Mit seiner ersten Ehefrau, der Fotografin Sasha Czack, hatte Stallone in den 1970er Jahren zwei Söhne. Sage Stallone starb 2012 mit nur 36 Jahren an Herzversagen. Die zweite Ehe des Schauspielers mit seiner dänischen Kollegin Brigitte Nielsen war kinderlos. Seit 1997 ist der Action-Star mit dem früheren Model Jennifer Flavin (52) verheiratet. Mitte Mai postete Flavin auf Instagram ein Hochzeitsfoto des Paares und gratulierte der „Liebe meines Lebens“ zum 24. Hochzeitstag. Sie haben drei Töchter, Sophia (24), Sistine (23) und Scarlet (19), die ihren Eltern im Showbusiness nacheifern. Sistine und Corinne Foxx, Tochter von Jamie Foxx, spielten 2019 die Hauptrollen in dem Unterwasser-Horror „47 Meters Down: Uncaged“.
Sly-Fans müssen sich bis August auf dessen nächsten Auftritt gedulden. Stallone ist bei der Comic-Verfilmung „Suicide Squad“ unter der Regie von James Gunn („Guardians of the Galaxy“) neben Margot Robbie, John Cena, Viola Davis und Idris Elba an Bord. „Ich liebe es immer, mit meinem Freund Stallone zu arbeiten“, schrieb Gunn bei den Dreharbeiten im vorigen November auf Instagram. „Obwohl Sly ein ikonischer Filmstar ist, haben die meisten Leute keine Ahnung, was für ein wunderbarer Schauspieler dieser Kerl ist.“
[Barbara Munker]
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