Seit Jahrzehnten bringt Roberto Benigni die Italiener zum Lachen – auch wenn ihnen dieses manchmal im Halse stecken bleibt. Mit seiner Tragikomödie „Das Leben ist schön“ schreibt er Filmgeschichte. Nun wird Benigni 70 Jahre alt.
Roberto Benigni ist Italiens größter Anwalt des Lachens. Humor rettet – davon ist der Komiker, Schauspieler und Filmemacher überzeugt. Mit dem Kino-Meisterwerk „Das Leben ist schön“ über einen Vater im KZ, der seinem ebenfalls internierten kleinen Sohn den täglichen Lager-Horror als Spiel verkauft und damit vor dem Tod bewahrt, setzte Benigni dieser Lebenseinstellung ein Denkmal.
An Ostern 2022, nur Wochen nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine, sagte er in einem TV-Beitrag des Senders Rai: „Diesem Moment, in dem die Welt dunkel, nicht wiederzuerkennen, voll Hass und Gewalt ist, müssen wir mit Freude, mit Liebe und mit Barmherzigkeit begegnen.“ Am Donnerstag (27.10.) wird Italiens weltweit populärer Clown 70 Jahre alt.
Benigni kommt in dem Dorf Manciano la Misericordia in der Toskana zu Welt. Seine Eltern machen ihm als Kind „das größte Geschenk: Armut“, wie der Entertainer auf dem beruflichen Höhepunkt seines Lebens, bei der Dankesrede zum Gewinn des Oscars im März 1999, erzählt.
Benigni gelang der Durchbruch in den 70ern
Nach einem missglückten Versuch im Priesterseminar entscheidet sich Benigni für die Bühne und das Theater. Als Komiker und Satiriker wird er in den 70er Jahren einem größeren Publikum bekannt. 1977 hat er seine erste Hauptrolle in einem Spielfilm („Berlinguer, ti voglio bene“), 1983 gibt er sein Regie-Debüt („Tu mi turbi“).
Schon da wird Hollywood auf den eher kleingewachsenen Komiker aufmerksam. Kult-Regisseur Jim Jarmusch heuert Benigni für seine Schwarz-Weiß-Komödie „Down by Law“ (1986) an der Seite von Tom Waits und fünf Jahre später für „Night on Earth“ an. In dem Episodenfilm spielt Benigni einen Taxifahrer in Rom, der einen Priester durch das nächtliche Rom kutschiert und dabei derart wilde Sex-Geschichten erzählt, dass dieser noch auf der Rückbank an Herzversagen stirbt.
Sein Meisterwerk gelingt dem quirligen Künstler 1997 mit dem Film „Das Leben ist schön“ (La Vita è bella), bei dem er Regisseur, Drehbuchschreiber und Hauptdarsteller ist. Der Film beginnt als romantische Slapstick-Komödie im Italien der Zwischenkriegszeit, wo der tollpatschige jüdische Buchhändler Guido seine Traumfrau Dora – gespielt von Benignis Ehefrau Nicoletta Braschi – findet und heiratet. Mit Sohn Giosuè werden sie dann von den Nazis in ein Konzentrationslager deportiert. Dort erzählt Guido dem Kind, dies sei nur ein Geburtstagsspiel mit einen echten Panzer als Hauptpreis.
Roberto Benigni schafft es, das heikle Thema würdevoll und berührend auf die Leinwand zu bringen – auch wenn ihm manche Kritiker die Verharmlosung der Shoah vorwerfen. Der internationale Erfolg ist riesig. Der Film räumt unzählige Preise ab, darunter beim Festival von Cannes 1998. Bei den Oscars 1999 feiert Benigni den Sieg in der Kategorie des besten Auslandsfilms und überraschend als bester Hauptdarsteller.
Legendärer Oscar-Moment
Benignis Jubel im Saal, als er auf die Rückenlehnen der Sitze zwischen den Hollywoodstars klettert und auf die Bühne zu seiner italienischen Kollegin Sophia Loren hüpft, geht um die Welt. Es ist die sympathisch ungehaltene und ansteckend verrückte Art des Komikers, die ihn international bekannt macht. In US-Shows springt er ins Publikum, klettert auf die Schultern von Talkmaster Jay Leno und tauscht mit dessen Kollegen Conan O’Brien auf der Bühne die Hose.
Aber Benigni kann viel mehr als nur Quatsch. In Italien bringt er immer wieder den Nationaldichter Dante Alighieri und dessen „Göttliche Komödie“ (Divina Commedia) auf die Bühne und zu den Leuten. Dass ihm auch mal Kino-Flops passieren, etwa mit einer Pinocchio-Verfilmung (2002), das ändert nichts an seinem Renommee.
Bei der Film-Biennale von Venedig wird ihm 2021 der Goldene Löwe für sein Lebenswerk verliehen. Benigni habe sich einen festen Platz erarbeitet in Italiens Kultur, „beispiellos und unvergleichlich“, sagt Festivalchef Alberto Barbera. „Wenige Künstler haben es so wie er geschafft, explosive Komik – oft begleitet von respektloser Satire – mit bewundernswerten Fähigkeiten als Darsteller sowie fesselnden und raffinierten Literaturinterpretationen zu vereinen.“
Text: dpa/ Redaktion: JN