Der gefeierte „Polizeiruf“-Kommissar flimmerte bis vor wenigen Monaten als „Rentnercop“ über die Bildschirme. Jetzt ist Winkler gestorben.
Es gibt Schauspieler, die verschmelzen mit ihrer Paraderolle – zumindest für die Fernsehzuschauer. Bei Wolfgang Winkler war das die Rolle als schnauzbärtiger und hemdsärmeliger ARD-Ermittler Herbert Schneider im „Polizeiruf 110“ aus Halle. 17 Jahre lang löste Winkler an der Seite von Jaecki Schwarz als Hubert Schmücke zur besten Sonntagskrimizeit Fälle und unterhielt ein Millionenpublikum. In der Zeit wurde der gebürtige Görlitzer und gelernte Lokführer auch auf der Straße als Schneider angesprochen.
Jetzt ist Wolfgang Winkler im Alter von 76 Jahren gestorben. Dies bestätigte Jaecki Schwarz am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Sein enger Freund sei vor wenigen Tagen gestorben, sagte Schwarz. Er habe kurz nach dem Tod eine Nachricht von Winklers Familie bekommen.
Winkler und Schwarz untersuchten genau 50 „Polizeiruf“-Fälle. Im Jahr 2013, kurz vor Winklers 70. Geburtstag, mussten die beiden sich von ihren Serienfiguren verabschieden, blieben einander aber eng verbunden.
Es ist ein anderer Wegbereiter Winklers, der dessen Tod zuerst verkündet: Matthias Brenner, der den Fernsehzuschauern als Rechtsmediziner Dr. Katzmann aus dem Bremer „Tatort“ bekannt ist, macht seine Trauer am Samstagabend auf Facebook öffentlich. Er sei bestürzt und bewegt, schreibt er. „Ein so wunderbarer Mensch, der mir mein ganzes Berufsleben wichtig und teuer war!“
Brenner ist Schauspielintendant in Halle – und damit in der Stadt, in der Winkler nicht nur als TV-Kommissar wirkte, sondern sowohl vor als auch nach der deutschen Einheit auf der Theaterbühne stand. Er habe über eine Bekannte von Winklers Tod erfahren, sagt Brenner am Sonntag. Mit der Familie habe er noch nicht gesprochen. „Ich wusste, dass er sehr krank war, aber der Zeitpunkt überrascht dann immer.“
Das Theater Halle denke darüber nach, wie es Winkler würdigen könne, so Brenner weiter. „Er hatte ja immer noch Bezüge zu Halle, sein Sohn wohnt hier, seine Tochter in der Nähe, in Merseburg.“ Winkler selbst wohnte zuletzt mit seiner Frau Marina in Berlin – und schlüpfte auch nach der Polizeiruf-Ära wieder in die Rolle des TV-Ermittlers. Bei den „Rentnercops“ war er bis dieses Jahr im ARD-Vorabend zu sehen. Erst im April hatten die Serienmacher Winklers Ausstieg verkündet.
Zur Schauspielerei zog es ihn früh, sagte Winkler kurz vor seinem 75. Geburtstag in einem Interview der „SuperIllu“. Seiner Familie zuliebe habe er eine Lehre zum Lokführer gemacht. „Meine Großeltern, bei denen ich aufgewachsen bin, hatten Angst, dass ich in dem „Milieu“ auf die schiefe Bahn gerate“, sagte er. „Aber wenn man in sich die Lust verspürt zu spielen, kann der Lokführer da nicht mithalten.“
Schließlich wechselte Winkler an die Filmhochschule Babelsberg, 1965 spielte er in „Das Kaninchen bin ich“ mit. Der DEFA-Film wurde wegen seiner kritischen Sicht auf das Verhältnis von Justiz und Politik in der DDR verboten. Dieses Verbot habe ihm einen Knacks gegeben, aber noch keine Zweifel, sagte Winkler dem Blatt weiter. „Ich bin politisch so erzogen worden. Großvater war im KZ, Mutter in der Partei.“
In der DDR spielte er unter anderem in „Das Pferdemädchen“ mit, nach der deutschen Einheit war er etwa in der Sat1-Serie „Kurklinik Rosenau“ oder bei „Schloss Einstein“ zu sehen. Und eben als Kommissar Schneider im „Polizeiruf“. Er und sein Filmpartner teilten in der Serie nicht nur den Namen Herbert ihrer beiden Ermittlerfiguren. Sie bestanden auch auf eine gemeinsame Garderobe, in der sie zusammen Zeitung lasen, wie Buchautor Andreas Kurtz mal notierte. Auch Kosenamen sind überliefert: „Mausi“ und „Dicker“. Der Mitteldeutsche Rundfunk holt die beiden jetzt wieder zurück auf den Bildschirm, um Wolfgang Winkler zu gedenken: Am Montagabend soll ein Fall von Schmücke und Schneider aus Halle gezeigt werden.
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- Polizeiruf_110_Logo_2007: © ARD