Die Regisseurin Elke Lehrenkrauss gibt den Deutschen Dokumentarfilmpreis für ihren Film „Lovemobil“ zurück, nachdem es in dieser Woche zu Fake-Vorwürfen gekommen war.
Lehrenkrauss war in dieser Woche heftig in die Kritik geraten, nachdem öffentlich wurde, dass weite Teile ihres Films „Lovemobil“ inszeniert und keine realen Sexarbeiterinnen mit der Kamera begleitet wurden (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Der Film hatte in der Vergangenheit mehrere Preise gewonnen, darunter den Deutschen Dokumentarfilmpreis, den die Regisseurin nun zurückgeben will, wie der SWR heute mitteilte.
Elke Lehrenkrauss teilte dazu mit: „Hiermit gebe ich den Deutschen Dokumentarfilmpreis 2020 nebst der damit verbundenen Geldprämie zurück. Ich habe bei der Realisierung meines Films ‚Lovemobil‘ schwerwiegende Fehler gemacht, die ich zutiefst bereue und deren Ausmaß mir gerade selbst erst klar wird. Die Teilnahme meines Films ohne entsprechende Kennzeichnung und Offenlegung seiner Machart stellt eine Wettbewerbsverzerrung dar. Mir ist klar, dass ich die entstandene Frustration und Enttäuschung bei Preisgebern, Juror*innen und Kolleg*innen damit nicht rückgängig machen kann. Das bedauere ich sehr. Ich entschuldige mich in aller Form bei allen Beteiligten, sowie allen Zuschauer*innen. Die Rückgabe des Deutschen Dokumentarfilmpreises ist mein erster Schritt, aus diesem Fehler zu lernen und meiner Branche und dem Deutschen Dokumentarfilmpreis nicht weiter durch diesen Film zu schaden.“
Jede Menge Diskussionsbedarf
Die Leiterin des SWR Doku Festivals, Irene Klünder, zeigt sich laut Mitteilung erleichtert über die Rückgabe des Preises. „Elke Lehrenkrauss hat ihre Konsequenzen gezogen und sich entschuldigt. Das verdient Respekt und sollte ihr auch eine Zukunft ermöglichen. Zugleich ist dies eine Chance für den Dokumentarfilm, in dem offen die Transparenz und die Frage nach Authentizität diskutiert wird.“
Diese nach dem Skandal offensichtlich notwendigen Diskussionen über Gattungen, (filmische) Wirklichkeit und Realität, nach Genres und nach Medienrezeption im Allgemeinen, gestaltet sich allerdings weiterhin eher schwierig. Der Film „Lovemobil“ ist nämlich für das Publikum aktuell nicht mehr zugänglich, nachdem ihn der NDR diese Woche umgehend aus der Mediathek entfernt hatte. Das Preisgeld von 10.00 Euro, das die Regisseurin im Zuge des Deutschen Dokumentarfilmpreises gewann, soll derweil an den anderen Gewinner gehen, den Regisseur Feras Fayyad („The Cave – Eine Klinik im Untergrund“).
Einen ausführlichen Beitrag des Kanals STRG_F zu den Hintergründen des Falls gibt es hier:
Bildquelle:
- lovemobil: SWR/ Christoph Rohrscheidt