Mehr als nur „Palim, Palim!“ – Didi Hallervorden wird 85

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Sein Gesicht gehört zum deutschen Fernsehen wie die Fernbedienung zum Wohnzimmer. Nun wird Dieter Hallervorden 85 Jahre alt. Er will sich nicht auf Blödelrollen reduzieren lassen – und hat in diesem Jahr eine Mission.

Eigentlich passen die ganz gut, die blauen Turnschuhe von Dieter Hallervorden. „Ich glaube, dass die Beine nicht dazu gedacht sind, beim Fernsehen übereinander geschlagen zu werden“, sagt der Kabarettist auf die Frage, warum er noch so fit sei. „Man muss eben schon ein bisschen was tun, um gesund zu bleiben.“ Am Samstag (5. September) wird er 85 Jahre alt.

Wenn Kollegen in seinem Alter eine Rolle ablehnen, kann er damit nichts anfangen. „Das kann ich überhaupt nicht verstehen“, sagt Hallervorden. Er steht in seinem Berliner Theater auf der Bühne und erzählt, wie das Haus trotz Corona-Pandemie loslegen will.

Wenn man sagt, jemand sei eine Institution im deutschen Fernsehen, klingt das schnell übertrieben. Bei Hallervorden stimmt es. In den 1970ern schrieb er mit Sketchen in „Nonstop Nonsens“ Fernsehgeschichte. Dazu nur ein Stichwort: Kuh Elsa.

Früher sei es schon so gewesen, dass die Leute die Privatperson Dieter mit der Slapstick-Figur „Didi“ verwechselt hätten, sagte Hallervorden in einem dpa-Interview 2018. „Aber wer mich nur auf „Palim, Palim!“ reduziert, der tut mir, glaube ich, unrecht.“

Denn als Charakterdarsteller spielte Hallervorden bereits 1970 in Wolfgang Menges legendärem Thriller „Millionenspiel“ mit. Ein Kino-Comeback gelang ihm mit „Sein letztes Rennen“ – mit damals 78 Jahren. Für seine Rolle bekam er den Deutschen Filmpreis.

In seiner Dankesrede sagte er damals, der Preis bedeute für ihn eine große Genugtuung. Er sei eine saftige Ohrfeige für all jene „Möchtegern-Kritiker“, die ihn als Komödianten jahrelang abgewatscht hätten. „Weil sie nicht erkennen konnten, wie viel Begabung dazu gehört, etwas Schweres leicht darzustellen.“ Das ZDF zeigt den Ausschnitt in der neuen Dokumentation „Dieter Hallervorden – Eine deutsche Legende“.

Darin erzählt er auch, wie er in der Schule alles andere als wehrhaft und witzig gewesen sei. Die Doku erzählt vom Aufwachsen in Dessau, von seiner Kindheit während des Nationalsozialismus und seinem Abschied aus der DDR. In West-Berlin gründete er das Kabarett „Die Wühlmäuse“. Politisches zeigte er auch in „Spott-Light“.

Viele kennen Hallervorden aus der Tragikomödie „Honig im Kopf“ mit Til Schweiger. Regelmäßig taucht er in 20.15-Uhr-Filmen auf. Oder zuletzt als singendes Chamäleon im Showformat „The Masked Singer“. Die Jury fragte sich damals, wie man in dem Alter so rumhüpfen könne. Hallervorden schälte sich aus seinem Kostüm, strich sich durchs weiße Haar und lachte in die Kamera.

Das Coronavirus hat die Planungen an seinem Theater durcheinander gebracht. Schon im Frühjahr warb er dafür, die Häuser unter strengen Hygieneregeln wieder zu öffnen. Er schrieb einen offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Nun startet auch sein Schlosspark Theater in Berlin-Steglitz in eine neue Spielzeit.

Allerdings dürfen deutlich weniger Plätze besetzt werden, damit ausreichend Abstand herrscht. Auf einigen freigelassenen Plätzen sitzen Puppen. Hallervorden hatte das Haus vor einigen Jahren übernommen und aus dem Dornröschenschlaf erweckt, so nennt er das. Auch sein Sohn Johannes arbeitet dort. Jetzt dürfen für die Vorstellungen erstmal weniger Tickets verkauft werden.

Viele hätten ihm gesagt, dass er am billigsten davonkomme, wenn er das Theater geschlossen lasse. „Aber das genau ist ja nun nicht meine Philosophie“, sagt Hallervorden. Notfalls will er aus eigener Kasse unterstützen. „Wir werden dieses Theater nicht untergehen lassen.“ Auch an seinem Geburtstag steht er auf der Bühne. Er spielt Gott. Und hat dann noch einen Wunsch zu seinem 85.: Er wolle für geraume Zeit keine Interviews mehr geben.

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