Martin Scorsese: Meisterregisseur feiert 80. Geburtstag

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Mit 25 Jahren brachte Martin Scorsese seinen ersten Spielfilm heraus – mit 80 dreht er unermüdlich weiter. Das Genie hinter „Taxi Driver“ oder „Wie ein wilder Stier“ hat seine Lieblinge. Robert De Niro gehört dazu.

Martin Scorsese bleibt auch mit 80 Jahren seiner Filmleidenschaft und seinen Lieblingsdarstellern treu verbunden. Für sein laufendes Projekt, das Western-Drama „Killers of the Flower Moon“, hat der Regie-Meister die beiden Hollywood-Stars Robert De Niro und Leonardo DiCaprio im ländlichen Oklahoma vor die Kamera geholt. Es ist sein zehnter Film mit De Niro (79, „Wie ein wilder Stier“) und seine sechste Zusammenarbeit mit DiCaprio (47, „The Wolf of Wall Street“).

Der schmächtige New Yorker mit der dicken Hornbrille und dem Spitznamen „Marty“ feiert an diesem Donnerstag (17. November) seinen 80. Geburtstag. Den auf Kosten von 200 Millionen Dollar geschätzten Film will er im kommenden Jahr in die Kinos bringen. Der Thriller nach einer Sachbuch-Vorlage dreht sich um eine Mordserie an Mitgliedern der Osage-Indianer in den 1920er Jahren, nachdem auf deren Land große Ölvorräte entdeckt worden waren. Scorsese filmte im Bezirk Osage in Oklahoma und bezog die dortigen Ureinwohner mit ein.

Kurz vor seinem 75. Geburtstag hatte Scorsese das Netflix-Mafia-Epos „The Irishman“ mit einem Traumteam um De Niro, Al Pacino, Joe Pesci und Harvey Keitel in Angriff genommen. Zehn Oscar-Nominierungen waren 2020 die Belohnung. Mit De Niro hat er einige seiner größten Meisterwerke geschaffen.

Martin Scorsese erntete früh Kritiker-Lob

Schon ihre erste Zusammenarbeit, Scorseses drittes Regieprojekt überhaupt, brachte dem Jungregisseur 1973 das Lob der Kritiker ein. „Hexenkessel“ war eine Milieustudie über das harte Leben in den Straßen von New York. Mit „Taxi Driver“ (1976) folgte dann das geniale Porträt eines verbitterten Vietnamkämpfers. De Niro spielte den Taxifahrer und Einzelgänger Travis Bickle, der sich aus Abscheu über die New Yorker Halbwelt immer mehr in Wut, Hass und Gewalt steigert. „Taxi Driver“ erhielt vier Oscar-Nominierungen, darunter als bester Film, verlor aber gegen Sylvester Stallones „Rocky“ – eine Entscheidung, die Scorsese-Fans der Oscar-Akademie nie verziehen haben.

Für Scorseses psychologisches Boxer-Porträt „Wie ein wilder Stier“ (1980) trainierte De Niro im Boxring und legte über 25 Kilogramm Gewicht zu. Er holte damit seinen ersten und bisher einzigen Hauptdarsteller-Oscar, Scorsese ging als Regisseur wieder leer aus. Auch das geniale Mafia-Drama „Goodfellas“ (1990), das mit vielen Mafia-Klischees aufräumte, brachte Scorsese nicht die längst überfällige Auszeichnung ein.

Oscar für „The Departed“

Erst mit 64 Jahren holte er im achten Anlauf seinen ersten Oscar. Bei der Trophäen-Gala 2007 konnte es Scorsese – auf der Bühne zu Tränen gerührt – kaum glauben. „Das war wirklich eine totale Überraschung“, beteuerte der Italo-Amerikaner nach seinem Sieg für „The Departed: Unter Feinden“. „Ich bin es einfach nicht gewohnt zu gewinnen.“ Backstage vor Journalisten dankte er auch seinem langjährigen Kameramann Michael Ballhaus (1935 – 2017). Der Mafia-Streifen war ihr siebter gemeinsamer Film, nach Meisterwerken wie „Die Farbe des Geldes“, „Goodfellas“, „Zeit der Unschuld“ und „Gangs of New York“.

Scorsese, 1942 in eine sizilianisch-stämmige Familie geboren, wuchs im New Yorker Italienerviertel „Little Italy“ auf. Er litt an Asthma und entdeckte schon als kränkelnder Junge seine Liebe zum Film. Zeitweise wollte er Priester werden, doch dann entschied er sich für ein Studium der Filmwissenschaften und jobbte nebenher als Cutter und Regieassistent. Mit Steven Spielberg, Francis Ford Coppola und George Lucas baute er in den 1970er Jahren das „New Hollywood“ auf.

Scorsese ist ein leidenschaftlicher Cineast. 1990 gründete er mit Kollegen wie Woody Allen, Spielberg und Robert Redford die Film Foundation, um alte Filme aus der ganzen Welt zu restaurieren, verfügbar zu machen und so vor dem Vergessen zu retten. Auf Instagram verweist Scorsese häufig auf die Arbeit der Stiftung. Anfang Oktober etwa empfahl er seinen Followern ein Screening von dem Marlon-Brando-Western „Der Besessene“ (Originaltitel: One-Eyed Jacks) von 1961. Dies sei einer seiner Lieblingsfilme und zugleich das einzige Werk, bei dem Brando auch Regie führte.

Scorsese übt aber auch offen Kritik an Hollywood-Filmen, die nicht seinem Geschmack entsprechen. So verglich er populäre Comic-Verfilmungen mit „Freizeitparks“. „Es ist nicht das Kino von Menschen, die versuchen, anderen Menschen emotionale und psychologische Erlebnisse zu vermitteln“, meinte der Regisseur 2019 im Interview mit dem Magazin „Empire“.

Als er im vorigen Monat beim New Yorker Filmfestival seine Musik-Doku „Personality Crisis: One Night Only“ über Sänger David Johansen von der früheren Glam-Punk-Band New York Dolls vorstellte, holte Scorsese erneut gegen die Kommerzialisierung des Kinos aus. Es gehe häufig nur noch um Kasseneinnahmen und Zuschauerzahlen, klagte er.

Einblicke in das Familienleben

Er selbst musste einige Rückschläge einstecken. So floppte etwa sein langgehegtes Herzensprojekt „Silence“ (2016) über zwei Jesuitenpriester, die im 17. Jahrhundert auf der Suche nach einem Mentor nach Japan reisen, an den Kinokassen.

Auf Instagram gewährt Scorsese gelegentlich Einblick in sein Familienleben. Er postet witzige Fotos mit Ehefrau Helen, Tochter Francesca und seinen Hunden. Der dreifache Vater ging 1999 seine fünfte Ehe ein, in dem Jahr wurde auch die jüngste Tochter geboren. Seine früheren Ehen, darunter mit Schauspielerin Isabella Rossellini, waren alle nach wenigen Jahren in die Brüche gegangen.

Auch mit 80 Jahren ist Scorsese beruflich nicht zu bremsen. Er plant bereits die nächsten beiden Filme mit Leonardo DiCaprio. In „Roosevelt“ will er den Oscar-Preisträger in der Rolle des früheren US-Präsidenten Theodore Roosevelt vor die Kamera holen. Gemeinsam wollen sie zudem ein historisches Survival-Drama verfilmen. Die wahre Geschichte dreht sich um ein britisches Kriegsschiff, das 1741 vor der Küste von Südamerika strandete. In einem brutalen Überlebenskampf erlebt die Besatzung Hunger, Mord und Meuterei.

Text: dpa/ Redaktion: JN

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