Der Meteorologe Jörg Kachelmann beklagt eine weitverbreitete Unkenntnis in der Bevölkerung über die Themen Wetter und Klima. Trotz der gestiegenen Aufmerksamkeit für das Thema in der Öffentlichkeit – etwa durch die Bewegung Fridays for Future – sei vor allem an Schulen immer noch kaum die Rede davon.
„Ich glaube nach wie vor, dass wenig Wissen da ist“, sagte der Schweizer Wetterexperte in einem Interview für das Digital-Magazin des Raumfahrtkonzerns OHB. „In den Schulen wird etwa immer noch kaum über Wetter- und Klimaveränderungen auf der Erde gesprochen. Allgemein kann ich sagen: Deutschland und die deutschsprachigen Länder sind ohnehin so etwas wie globale Zentralen für Aberglaube.“ Die Leute glauben immer noch an den hundertjährigen Kalender, wundert sich Kachelmann. „Sie glauben, dass Flüsse Wetterscheiden sind, sie sind überzeugt, dass Ebbe und Flut das Wetter beeinflussen, dass Hochspannungsmasten das Wetter verändern, dass sie durch Tiefdruckgebiete Kopfschmerzen bekommen, dass Durchzug krank macht. Oh ja, es gibt noch sehr viel Bedarf für zusätzliche Aufklärung!“
Diese Unkenntnis wirke sich unmittelbar auf die Diskussionen in der Öffentlichkeit über den Klimawandel aus. „Es werden da sehr viele private und politische Süppchen gekocht“, sagt Kachelmann. „Auf beiden Seiten gibt es Leute, die noch gar nicht verstanden haben, dass es einen Klimawandel gibt. Und vor allem auf der politischen Seite gibt es sehr häufig den Willen, jedes einzelne Wetterphänomen dem Klimawandel zuzuordnen. Man darf ja nicht vergessen, dass es dabei auch um sehr viel Geld geht.“ Die Wahrheit liege irgendwo zwischen beiden Extremen. „Und schließlich ist es ein Fakt, dass wir viele Dinge auch einfach noch gar nicht wissen.“ Deshalb sei es entscheidend wichtig, dass neue Generationen von Wettersatelliten eine deutlich größere Bandbreite an Möglichkeiten zur Verfügung stellen, Wetterphänomene zu messen und zu analysieren.
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- Klima: OBS SE