Kino- und TV-Legende David Lynch ist tot

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Twin Peaks
Bild: Showtime / Sky

Regisseur David Lynch, der Mann hinter „Lost Highway“, „Twin Peaks“ und weiteren Klassikern, ist mit 78 Jahren verstorben.

Wenige haben das Hollywood-Kino so geprägt wie David Lynch. Seine Erkundungen des Grauens, das unter dem bürgerlichen Idyll, unter den Verheißungen Amerikas und der Moderne lauert, seine surrealen Ästhetiken und Experimente mit der filmischen Form haben zahlreiche Klassiker hervorgebracht. Nun soll der Filmemacher im Alter von 78 Jahren verstorben sein, wie zahlreiche Medien am Donnerstagabend übereinstimmend berichteten.

Zuvor erschien auf Instagram ein Post seiner Familie: „Mit tiefem Bedauern geben wir, seine Familie, den Tod des Mannes und Künstlers David Lynch bekannt. Wir würden uns zu diesem Zeitpunkt über etwas Privatsphäre freuen. Es existiert ein großes Loch in der Welt, seit er nicht mehr bei uns ist. Aber wie er sagen würde: ‚Behalten Sie den Donut im Auge und nicht das Loch.‘ Es ist ein wunderschöner Tag mit goldenem Sonnenschein und durchgehend blauem Himmel.“

David Lynch, der 1946 in Montana geboren wurde, hatte seinen ersten langen Spielfilm in den 1970ern unter langwierigen, beschwerlichen und finanziell knappen Bedingungen gedreht. Heute ist „Eraserhead“ Kult. Der Film spielt in einer dystopischen, verfallenden Industriewelt, in der ein Mann mit der Bürde seiner Vaterschaft und einem dauerhaft schreienden, monströsen Baby zu kämpfen hat. Der albtraumhafte Schwarz-Weiß-Film setzte eine erste große Zäsur in Lynchs Schaffen, das später etwa mit dem Historiendrama „Der Elefantenmensch“ seinen Durchbruch erlebte.

„Dune“, „Mulholland Drive“ und Co. – Das vielfältige Schaffen von David Lynch

Legendär ist bis heute auch Lynchs oft als gescheitert wahrgenommener Versuch, Frank Herberts „Dune“-Roman zu adaptieren. Am Ende wurde daraus ein Kampf zwischen dem Künstler und seinen Produzenten, über den sich Lynch wiederholt verärgert und enttäuscht gezeigt hatte, darunter auch in seinen Memoiren „Traumwelten„. „Der Wüstenplanet“ musste damals stark gekürzt werden und ist der wahrscheinlich kontroverseste Film in Lynchs Karriere. Die aktuelle „Dune“-Adaption von Denis Villeneuve wollte sich Lynch laut eines Interviews mit der „Cahiers du Cinéma“ übrigens nie ansehen.

Egal ob „Blue Velvet“, „Mulholland Drive“, „Lost Highway“ oder auch der experimentelle Dreistünder „Inland Empire“, sein letzter langer Spielfilm: Lynch liebte das Komische wie das Grauenerregende. Seine langen und kurzen Filme entzogen sich stets eindeutig festschreibbaren Genre-Konventionen. Sie griffen Mythen, Ideologien und soziale Ängste auf, dekonstruierten sowohl die (Alb-)Traumfabrik Hollywood als auch das vermeintlich beschaulich harmlose Leben in der amerikanischen Vorstadt. Sex wird zu Gewalt, Gewalt wird zu Sex, gefestigte Kategorien zerfließen. Menschen verwandeln sich plötzlich in andere Gestalten, fühlen sich verfolgt, werden auf irre Trips geschickt, die in das Innerste der menschlichen Natur vorstoßen und dort das Paradoxe, Unbewusste, Unerklärbare umarmen.

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Der TV-Klassiker „Twin Peaks“

Lynch war nicht nur eine Größe des amerikanischen Kinos, sondern auch als Maler, Musiker, Schauspieler, Autor, Meditations-Experte und zuletzt gar als YouTuber aktiv. In Steven Spielbergs autobiographischem Film „Die Fabelmans“ trat Lynch in den letzten Jahren in einem Cameo-Autritt vor der Kamera auf. Der Universalkünstler schrieb ebenso Fernsehgeschichte mit der Serie „Twin Peaks“ über den Mord an der jungen Laura Palmer. Kyle MacLachlan schlüpfte hier in seine Paraderolle des Agenten Dale Cooper. Auf einzigartige Weise variierte Lynch in diesem Format Elemente der klassischen TV-Seifenoper mit seiner bekannten Liebe für das Genrekino.

Die späte dritte Staffel „Twin Peaks: The Return“ aus dem Jahr 2017 (im Streaming bei Wow) kann man als das letzte große Vermächtnis des Regisseurs bezeichnen. In 18 Episoden führte Lynch sein „Twin Peaks“-Universum erneut auf völlig neue Wege, die bis zu einer einzigartigen Horror-Episode über die Ursprünge des Bösen reichten, in der der sowohl der Mythos der Atombombe, technische Entwicklungen als auch metaphysisch angehauchte Digital-Spielereien miteinander verschmolzen. Die künstlerischen Spuren des Regisseurs sind in der Popkultur vielerorts zu finden. Von allen großen, kanonisierten Meisterregisseuren des vergangenen Jahrhunderts, aber auch der Jahrtausendwende gehört Lynch zu den eigenwilligsten und außergewöhnlichsten.

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Bildquelle:

  • df-sky-showtime-twin-peaks: Sowtime / Sky
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