Manche nannten sie Mini-Marilyn. Für die meisten Zuschauer aber ist Ingrid Steeger bis heute die „Ulk-Nudel“ aus der westdeutschen 70er-Jahre-Show „Klimbim“. Nun wird die Schauspielerin 75 Jahre alt.
Ingrid Steeger: die freche Blonde aus der „Klimbim“-Familie. Als sommersprossige Tochter Gaby der chaotischen TV-Familie spielte sie sich in die Herzen der Deutschen – und bleibt mit ihren Auftritten als Nummerngirl in Strapsen zwischen den Sketchen unvergessen. „Dann mach ich mir ’nen Schlitz ins Kleid und find es wunderbar“, trällerte sie. Mit der ARD-Serie von 1973 bis 1979 – „Klimbim“ war eine der ersten deutschen Comedy-Shows – hatte Ingrid Steeger ihren großen Durchbruch. Manche nannten sie damals gar Mini-Marilyn, die meisten Menschen verbinden mit ihr aber das Wort „Ulk-Nudel“. An diesem Freitag wird Ingrid Steeger 75 Jahre alt.
„‚Klimbim‘ war und ist mein Leben“, sagte die gebürtige Berlinerin vor vielen Jahren einmal rückblickend. Die Schauspielerei hat Steeger – ihr bürgerlicher Name ist Ingrid Anita Stengert – nie regulär gelernt, dennoch wurden Fernsehen und Theater ihre Welt.
Steegers Karriere begann nach Jobs als Fotomodell mit dem legendären „Schulmädchenreport“ im Kino. Später bekam sie Rollen in Krimireihen wie „Der Kommissar“ und „Derrick“ und arbeitete mit Größen wie Curd Jürgens, Harald Juhnke und Horst Tappert zusammen. Mit Iris Berben spielte sie in der Serie „Zwei himmlische Töchter“. Sie war in den 1990ern etwa auch im Vierteiler „Der große Bellheim“ zu sehen.
Ursprünglich wollte die gebürtige Berlinerin Werbegrafikerin werden. Ins Fernsehen sei sie damals mehr oder weniger hineingestolpert, sagte sie einmal. „Klimbim“ von Michael Pfleghar, dessen Lebensgefährtin sie ein paar Jahre lang war, habe ihr viele Türen geöffnet, ohne dass sie das geplant habe.
Ingrid Steeger wechselte zum Theater
Fernsehrollen hatte das frühere „Ausziehfräulein der Nation“ zuletzt nicht mehr, dafür wandte sich die Schauspielerin mehr dem Theater zu. „Ich habe angefangen, mich richtig wohlzufühlen und mir das auszusuchen, was mir wirklich gefällt“, sagte sie vor zehn Jahren.
Sie stand vor allem mit Boulevard-Stücken auf der Bühne, etwa mit „Jackpot“ in der Komödie Kassel. An verschiedenen Spielorten feierte sie an der Seite von Jochen Busse und Simone Rethel mit der Komödie „Der Kurschattenmann“ Erfolge. Bei den Bad Hersfelder Festspielen spielte sie auf der Bühne der Stiftsruine mit großem Erfolg in Franz Kafkas „Der Prozess“ das Fräulein Montag, eine Rolle, die auch Bezüge zu ihrem realen Leben gehabt habe, wie eine Sprecherin sagte.
Steeger machte dabei immer wieder Pausen, um sich nach Tourneen zu erholen. Vor zwei Jahren schreckten Berichte über einen Krankenhausaufenthalt ihre Fans auf. Danach kehrte Steeger ihrer langjährigen Wahlheimat München den Rücken und zog nach Bad Hersfeld, wo laut Angaben aus ihrem Bekanntenkreis ihre Schwester wohnt.
Die Schauspielerin, die mit mehreren Auszeichnungen – darunter die Goldene Kamera (1976) und der Bambi (1990) – geehrt wurde, musste privat einige Turbulenzen durchstehen. 1973 bis 1975 war sie mit dem Kameramann Lothar Elias Stickelbruck verheiratet, danach hatte sie Beziehungen zu Pfleghar und dem Großwildjäger Peter Koenecke. Einige Jahre lebte sie bei Paris mit dem französischen Schauspieler Jean- Paul Zehnacker zusammen, danach war sie längere Zeit mit dem TV- Regisseur Dieter Wedel liiert, über den sie sich stets positiv äußerte. 1992 heiratete Steeger den amerikanischen Indianer-Poeten und Umweltschützer Tom LaBlanc, ein Jahr später trennten sie sich.
„Wozu einen Mann?“
„Ich bin eine kleine Zigeunerin“, sagt Steeger früher einmal zu ihren vielen, auch liebesbedingten Umzügen – sie lebte unter anderem in München, Hamburg, Zürich, Kenia und Frankreich. Zeitweise geriet ihr Leben auch aus der Bahn. Eine Zeit lang lebte sie von Hartz IV, ehe sie mit den Engagements am Theater loslegte.
2015 bekannte sie in der Zeitung „B.Z.„, sie sei als Kind von ihren Eltern geschlagen worden; viele ihrer Partner seien dominant gewesen. Sie habe nun bewusst keinen Mann mehr. „Wozu einen Mann? Für nichts mehr auf der Welt“, sagte sie damals der „B.Z.“. „Lebensbegleiter“ waren immer wieder ihre Hunde, darunter die kleine Yorkshire-Hündin „Eliza Doolittle“.
Steeger engagierte sich auch für Obdachlose – und setzte sich in den vergangenen Jahren mit dem Alter auseinander. „Für manche Rollen ist man einfach zu alt“, sagt sie in einem Interview, das sie auf ihrer früheren Website eingestellt hatte. „Männer dürfen auch alt aussehen. Frauen dürfen das nicht.“ Und sie gab ohne Umschweife zu: „Älter werden ist nicht schön.“ Inzwischen ist ihre Homepage still gelegt. In Bad Hersfeld hat sie sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, wie aus ihrem Umfeld heißt. Deshalb war ein Interview nicht möglich.
Text: dpa/ Redaktion: JN
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