Nach dem tragischen Vorfall bei Dreharbeiten mit Schauspielstar Alec Baldwin in den USA hat der deutsche Waffenexperte Lars Winkelsdorf ein Umdenken in Hollywood gefordert.
„Der Umgang mit Waffen, wie er in Filmen gezeigt wird, ist nicht nur unrealistisch, er ist tatsächlich gefährlich fahrlässig, und die Unfallrisiken bei solchen Dreharbeiten sind exzessiv hoch“, sagte der Journalist und Dozent für Waffensachkunde am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
„Dass hier nicht bereits in der Vergangenheit Sicherheitsmaßnahmen etabliert wurden durch die Filmproduktionen, halte ich für unverantwortlich, und Hollywood wird hier umdenken müssen“, so Winkelsdorf. Maßnahmen könnten beispielsweise Schutzwesten, Helme oder der bewusste Verzicht auf bestimmte Kamera-Einstellungen und Perspektiven sein.
Baldwin hatte beim Dreh eines Westerns mit einer Requisitenwaffe geschossen und dabei zwei Menschen getroffen. Die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins erlitt nach Angaben der Polizei von Santa Fe (New Mexico) vom Donnerstagabend tödlich Verletzungen. Regisseur Joel Souza (48) kam verletzt in ein Krankenhaus (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Darum konnte der Baldwin-Unfall überhaupt passieren
„Bei Dreharbeiten gerade für Hollywood-Produktionen verwendet man häufig spezielle pyrotechnische Platzpatronen, damit eben nicht scharfe Projektile verfeuert werden“, sagte Waffenexperte Winkelsdorf. „Tatsächlich werden Filmwaffen so abgeändert, das scharfe Munition nicht mehr verfeuert werden kann“. Dafür werde eine spezielle Düse in den Lauf der Waffe eingeschraubt – „damit die Technik funktioniert und damit das Mündungsfeuer entsprechend langsam und beeindruckend aus der Waffe abgeblasen wird“.
Diese Düse sei aber eben nur eingeschraubt. „Sobald das Gewinde reißt, haben sie es wieder mit einem Geschoss zu tun, das nun unkontrolliert aus der Waffe fliegt, und das war vermutlich die Unfallursache“, sagte Winkelsdorf. „Wenn diese Gasdüse sich in Bewegung setzt, dann ist das nicht wie bei einer Patrone, dass sich ein gezielter Schuss in Bewegung setzt, sondern man hat es eher mit einer Schrapnell-Wirkung ähnlich wie bei einer Mine zu tun. Und es ist nicht vorhersagbar, ob dieses Geschoss jetzt im 45-Grad-Winkel aus der Waffe fliegt, oder möglicherweise auch im 60-Grad-Winkel. Man kann den Gefahrenbereich überhaupt nicht mehr vorhersagen.“
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