Während sich um die frühen Tode von zahlreichen Darstellern der Kultserie „Babylon 5“ Verschwörungstheorien ranken, erfreut sich Hauptdarsteller Bruce Boxleitner auch mit 70 bester Gesundheit – und will nicht in Rente gehen.
Hollywood-Schauspieler Bruce Boxleitner sitzt wegen der Corona-Pandemie seit vielen Wochen in seinem Haus in den Hügeln von Los Angeles fest. Doch seinen Humor hat der frühere Star der Hit-Serien „Agentin mit Herz“ und „Babylon 5“ nicht verloren. „Ich habe jetzt langes, zottiges Haar, wie damals in den 80er Jahren, nur ist es nun silbergrau“, witzelt der Schauspieler im Telefoninterview der Deutschen Presse-Agentur. Am Dienstag (12.5.) feiert der Star aus mehr als 100 Film- und Fernsehproduktionen seinen 70. Geburtstag – wegen der Virus-Quarantäne natürlich zu Hause.
Es werde eine kleine Familienparty via Zoom-Videoschalte geben, erzählt der Vater von drei erwachsenen Söhnen aus seinen ersten beiden Ehen. Mit seiner dritten Frau, Verena King, ist er seit 2016 verheiratet. „Dies sind beängstigende Zeiten“, erklärt der Schauspieler mit Blick auf die Covid-19-Opferzahlen und den abrupten Stillstand des Filmgeschäfts. „Kurz vor dem Lockdown war ich so beschäftigt, wie lange nicht mehr“, sagt Boxleitner. Auf seinem Drehplan: ein Western in Arizona, ein Fernsehfilm in Kanada und eine Alien-Rolle in der humorigen Science-Fiction-Serie „The Orville“ von Seth MacFarlane. Nun ist völlig ungewiss, wann die Produktionen wieder anlaufen.
Bruce will nicht in Rente gehen
„In Rente gehen – das kommt gar nicht in Frage“, stellt Boxleitner klar. Er würde gerne Großväter oder einen Familienpatriarch spielen. „Manchmal wache ich auf und denke, ich bin immer noch das Kid am Set. Wie konnte das passieren, nun bin ich der Älteste“, scherzt der Darsteller.
Den jungen blonden Theaterschauspieler aus Illinois hatte es Anfang der 1970er Jahre nach Hollywood verschlagen. „Ich war von Stars wie John Wayne und Kirk Douglas fasziniert“, erinnert sich Boxleitner, ein Pferdenarr, mit einer Vorliebe für Western. Seinen Einstieg ins Showgeschäft feierte er mit Rollen in den Hit-Serien „Rauchende Colts“ und „Durch die Hölle nach Westen“.
Durchbruch mit „Tron“
Doch der Durchbruch kam 1982 an der Seite von Jeff Bridges in dem ungewöhnlichen Disney-Film „Tron“. Lange vor dem digitalen Zeitalter landete Boxleitner in der Doppelrolle eines Programmierers in einer Cyber-Welt. „‚Tron‘ war ein bahnbrechender Film, der zwar an den Kinokassen floppte, aber zum Kult-Klassiker wurde“, blickt er „stolz“ auf den Film zurück. Auch in der Fortsetzung „Tron: Legacy“ spielte das Duo 2010 mit.
Im schnittigen James-Bond-Stil, als Agent in der TV-Serie „Agentin mit Herz“, ging seine Karriere 1983 steil nach oben. „Ich konnte nicht der echte James Bond sein, ich war nicht britisch genug, aber ich war die amerikanische Version“, schmunzelt Boxleitner. Fünf Jahre lang ging er als Agent Lee Stetson zusammen mit TV-Partnerin Kate Jackson („Drei Engel für Charlie“) auf Verbrecherjagd. Jackson spielte die Hausfrau und Mutter Amanda King, die den Geheimdienst-Nebenjob heimlich ausübt.
Zusammen waren sie das TV-Traumpaar der 80er Jahre. Sie spielten sich auch in die Herzen der deutschen Zuschauer. 1986 erhielten sie den goldenen „Bravo-Otto“, den von Lesern der Zeitschrift „Bravo“ gewählten Fanpreis. Danach holte Boxleitner noch zweimal den Preis als beliebtester TV-Star in Bronze. „Ich habe viel Fan-Post aus Deutschland bekommen und wurde dort immer sehr gut aufgenommen“, freut sich der Schauspieler.
TV-Kult mit „Babylon 5“
Mit „Babylon 5“ folgte in den 1990er Jahren eine weitere Kultserie. Als Captain John Sheridan gab Boxleitner in der Science-Fiction-Serie den nahezu messianischen Anführer im Jahrtausend-Krieg gegen die „Schatten“ . Im vorigen Juni war er als Stargast bei der deutschen Science-Fiction-Messe FedCon in Bonn zu Besuch.
Wegen Corona liegen derzeit alle Reisepläne auf Eis. Keine Besuche mehr im Fitnesscenter, lediglich für Spaziergänge verlässt er das Haus. Mit Lesen und Fernsehen vertreibt er sich die Zeit, mit Kollegen lamentiert er am Telefon über die Zukunft. „So viele Leute haben schon ihre Jobs verloren“, sagt Boxleitner. Mai und Juni seien gewöhnlich die Hochsaison für TV-Drehs vor der Sommerpause und nun würden die Serien schon seit Wochen brach liegen. „Ich weiß nicht, wann wir wieder sicher am Set drehen können, wo gewöhnlich über 100 Leute auf engem Raum zusammenarbeiten“, meint der Schauspieler.
„Ich möchte wieder ins Showbusiness zurück, aber erst einmal müssen wir sehr vorsichtig sein und zuhause bleiben“, mahnt Boxleitner. „Das Virus gibt im Moment den Ton an, wir müssen auf die Ärzte und Wissenschaftler hören“. Und noch etwas möchte er am Ende des Gesprächs loswerden: „Auf Wiedersehen“, sagt er auf Deutsch. Viel mehr Worte habe er von seinen Drehs und Besuchen in Deutschland leider nicht behalten.