„Dr. Who und die Daleks“ ist ein früher Film aus dem ewigen TV-Franchise aus Großbritannien – und vielen Zuschauern heute kein Begriff mehr. Den Doktor verkörpert dabei jedoch sogar ein Brite, der als „Star Wars“-Schurke weltberühmt wurde.
Die Katze ist aus dem Sack! Wenn sich die 13. Doktorin Jodie Whittaker nach ihrem düsteren „Flux“-Abenteuer und den drei folgenden Specials im Laufe des Jahres vom Publikum verabschieden wird, wechselt die komplette Serien-Crew und mit ihr auch der Hauptdarsteller. Ab Staffel 14 wird dann der 29jährige Ncuti Gatwa den Schallschraubenzieher schwingen und vielleicht auch (zusammen mit David Tennant und weiteren Gast-Stars) das nunmehr 60. Jubiläum der Kultserie feiern. In diesen sechs Jahrzehnten ist bereits eine Menge passiert! Und es waren sogar mehr als nur 14 Darsteller, die den zeitreisenden Doctor verkörpert haben.
Von Hartnell zu Cushing
Bei der Anzahl der „Doctor Who“-Darsteller ist es noch verworrener als bei James Bond: Zum Beispiel wohnt Peter Cushing als Hauptdarsteller zweier „Doctor Who“-Filme aus den 1960ern ein Sonderstatus inne, sodass er ähnlich wie John Hurts erstklassig dargestellter „Kriegsdoktor“ aus der Jubiläumsepisode „The Day Of The Doctor“ (2013) oder auch Jo Martins toughe „Fugitive Doctor“ aus „Fugitive Of The Judoon“ und „The Timeless Children“ (2020) nicht zur offiziellen Reihe der Serien-Doktoren mitgezählt wird. Ursprünglich wurde Cushing aber für die Rolle des zweiten und dann später dritten Doktors angefragt. Doch es sollte für ihn bei den Kinofilmen bleiben. Sagte er die erste Anfrage noch ab, war er beim zweiten Versuch vertraglich bereits an andere Projekte gebunden. Es wäre sicherlich ein Zugewinn gewesen, ihn mit an Bord der Serie zu wissen, spielte er doch schon mit Sherlock Holmes, Van Helsing, Victor Frankenstein und dem Sheriff von Nottingham so einige der bekanntesten Figuren der populären Literaturgeschichte. Und auch seine spätere „Star Wars“-Rolle als Tarkin trug zu seinem Ruhm bei und brachte ihm einen ähnlichen Kult-Status ein wie ihn sei geschätzter Kollege und Freund Christopher Lee besaß. Seine markante Gesichtsform und die ehrfurchtgebietende Aura eines Raubvogels brachten ihm zwar meistens zumindest zwielichtige Rollen (unter anderem als typischer Mad Scientist) ein, aber gerade das macht einen guten „Doctor Who“-Darsteller auch aus, dass er eben beides kann: Sowohl ein optimistisches, positives Vorbild für die jüngeren Zuschauer zu sein, als auch eine unerforschte, mysteriöse dunkle Seite in sich zu bergen. Wer nun denkt, dass genau diese Beschreibung auf den 12. Doctor-Darsteller Peter Capaldi zutrifft, hat zum einen vollkommen recht, vergisst aber auch, dass sich seine Darstellung auch stark an Peter Cushings Performance orientiert. Capaldi ist sozusagen Cushings „Remake“ in dieser Rolle. Und das, obwohl Cushing aus gutem Grund angelehnt an William Hartnell mehr den gutmütigen wenn auch exzentrischen Großvater spielt, der seine Enkelin Barbara (Jennie Linden) vor schießwütigen, extremistischen Nazi-Blechbüchsen sowie einem übereifrig knutschenden Liebhaber bewahren möchte.
- Eine weitere vergessene SciFi-Perle aus dem „Dr. Who“-Universum: „Der vierte Doktor – Shada“
Das erste Dalek-Treffen
Es ist nämlich Ians (Roy Castle) und Susans ungestümem Techtelmechtel zu verdanken, dass die Tardis unerwartet aktiviert wird und nun durch Zeit und Raum trudelt (als ob der Doctor je wüsste, wohin ihn die blaue Notruf-Zelle als nächstes bringt). Und so landen der Doctor, Susan, Ian sowie die jüngere Enkelin Barbara (Roberta Tovey) auf einem fremden Planeten, dessen durch einen Atomkrieg verursachte radioaktive Strahlung noch für so einige Probleme sorgen wird. Nicht nur, dass die Gäste von der Erde nun verseucht sind, es ist auch einer der Konfliktherde, weshalb sich hier immer noch zwei Völker bekriegen. Auf der einen Seite stehen die Daleks, unförmige Oktopus-Mutanten, die aufgrund der Strahlung in ihren tonnenartigen „Rüstungspanzern“ bleiben müssen. Den Widerstand bekleiden die Thals, menschenähnliche Wesen, die von den Daleks unterdrückt werden, kaum etwas zu essen haben, jedoch auch über ein Mittel gegen die Radioaktivität verfügen. Es gilt also zu vermitteln, um die überlebenswichtigen Güter Essen und Medizin gerecht unter den Völkern zu verteilen. Wie wir alle wissen, besitzen die Daleks allerdings als sozialgenetisch motivierte Faschisten eine ganz eigene Agenda, die sich auf ein simples Wort reduzieren lässt: „Eliminieren!“
Fortsetzung im 22. Jhd.
Dieser Kinofilm von 1965 ist quasi ein Remake des zweiten Handlungsstrangs der TV-Serie, der innerhalb der ersten Staffel mit der Episode „Der tote Planet“ (1963) seinen Anfang nahm. Anders als den Produzenten der Serie stand Regisseur Gordon Flemyng hierfür deutlich mehr Budget zur verfügung. Da es sich um einen Kinofilm handelte, wurde er beispielsweise auf echtem 35mm-Filmmaterial anstatt auf günstigem Video aufgezeichnet und gelagert. Erstmals gab es ein „Doctor Who“-Abenteuer in (Technicolor-)Farbe zu bewundern. Kulissen und Ausstattung waren weitaus attraktiver. Teilweise war in der TV-Version lediglich ein enger Flur als Kulisse zu sehen, während die Helden im Kinofilm schon mehr von der in Trümmern liegenden Stadt auf Skaro zu sehen bekamen. Es war einfach die Luxus-Version der damals bei den Fans beliebtesten Handlungsarche. Folglich lässt sich Peter Cushings Doctor als Version des offiziell ersten Doctors William Hartnell sehen. Und doch wirkt er anders.
Auch der nachfolgende zweite Film „Dr. Who: Die Invasion der Daleks auf der Erde 2150 n. Chr.“ ist ein Remake einer kompletten Handlungsarche aus der Serie, diesmal aus der zweiten Staffel beginnend mit der Episode „World’s End“ (1964). Die Tardis landet wieder in London, allerdings im 22. Jahrhundert. Die Daleks haben die Erde erobert, die Menschen unterjocht und wollen nun den Planeten in ein riesiges Raumschiff verwandeln. Es gilt also, die (für Nazi-Deutschland stehenden) Eindringlinge daran zu hindern, den Erdkern zu zerstören, sie zurückzuschlagen und endgültig zu vertreiben. Im Prinzip ist es die gleiche Geschichte wie im ersten Teil, nur, dass der Widerstand gegen das Regime menschlich ist und es um unseren Heimatplaneten geht. Interessanterweise spielt hier Bernard Cribbins das erste Mal in einer „Doctor Who“-Produktion mit. Er wird später in den David-Tennant-Episoden den Großvater der Begleiterin Donna Noble (Catherine Tate) mimen und wurde auch als einer der dienstältesten Who-Veteranen für die 60-Jahr-Feier angekündigt. Bis 2150 sind es zwar noch rund 127 Jahre, aber so weit ist es nun auch nicht mehr entfernt
Den vollständigen Testbericht zur Blu-ray von „Dr. Who und die Daleks“ erschien im BLU-RAY MAGAZIN
Text: Falko Theuner; Redaktion: Richard W. Schaber