Filme werden nach wie vor regelmäßig als UHD-Blu-ray zum Kauf angeboten. Seien es Klassiker der Filmgeschichte oder die neuesten Kinohits. Dabei fragt sich, welche UHD-Blu-rays die Anschaffung wirklich lohnen und bei welchen Exemplaren vom Kauf abzuraten ist. Die folgenden UHD-Blu-ray-Tests verschaffen Abhilfe bei der Entscheidung.
Im DIGITALFERNSEHEN-Artikel von letzter Woche standen die UHD-Blu-ray-Veröffentlichungen von „Guardians Of The Galaxy Vol. 3“, Jim Jarmuschs „Ghost Dog“, Roman Polanskis „Rosemary’s Baby“ und dem 2022er Horror-Hit „Smile“ im Vordergrund. In dieser Ausgabe soll die Qualität der UHD-Blu-rays zu „The Mandalorian“ Staffel 1 und Staffel 2, dem Western-Klassiker „Rio Bravo“ und dem 1985er Stephen-King-Horrorfilm „Katzenauge“ genauer beleuchtet werden.
UHD-Test: „The Mandalorian“ Staffel 1
Mandos erster Auftritt auf UHD-Blu-ray ist ein Paradebeispiel für eine begehrenswerte Steelbook-Edition. Zunächst wäre da das metallene Kunstwerk, in das die Scheiben verpackt sind. Das herausragende Artwork ummantelt das komplette Case. Vier Discs (zwei UHD-, zwei Standard-Blu-rays) und drei Artcards ergeben dabei ein wunderbar befriedigenes Gewicht. Das kann ein Camtono voll Beskar (umgerechnet ca. 60 Euro) wert sein, muss es aber nicht.
Auch wenn bestimmte Bonus-Inhalte dem Streaming-Auftritt auf Disney+ vorbehalten bleiben, sind die zwei exklusiven Extra-Features „Überbleibsel des Imperiums“ (ca. 6 Min.) und „Das Versteck Teil eins“ (ca. 11 Min.) recht ansehnlich. Die acht Episoden auf den je zwei Discs wandeln zwischen Lauflängen von 34 bis 51 Minuten. Wie bei allen Disney-Veröffentlichungen (außer „Titanic“) verzichtete man bei der 4K-Disc auf Dolby Vision, welches den HDR-Kontrast dynamisch an die benötigte Helligkeit der jeweiligen Szene anpasst. Nun weist die Standard-Blu-ray in einigen Momenten eher milchiges Schwarz vor. Dies ist der vorliegenden HDR-Version erspart geblieben, obwohl das Schwarz trotz tieferer Dunkelheit auch hier nicht immer perfekt ist. Das ist aber grundsätzlich ein Problem der neueren „Star Wars“-Filme und -Serien, woran auch immer das liegen mag. Im Weltall gibt es eben nicht nur dunkel und hell, wie es die Macht suggeriert, sondern, wie das Bild beweist, dunkelgrau und hellgrau. Beim UHD-Upgrade gilt das sogar noch extremer.
Lassen sich auf der UHD-Scheibe mehr Details dank zusätzlicher HDR-Graustufen erkennen? Leider nein. Die völlig düstere Schlammhorn-Höhle der zweiten Episode ist eine regelrechte Wand aus Dunkelheit und auch in helleren Bereichen (z. B. den Lichtreflektionen auf Mandos hochglänzender Beskar-Rüstung) lässt sich nichts Neues entdecken. Der höhere HDR-Kontrast sorgt für besser abgegrenzte Kanten und die Farben sind neutraler sowie satter als bei der SDR-Variante. Glücklicherweise gibt es auch kein Farb-Banding, was übrigens für beide physische Medien gilt.
Ein Auflösungsplus lässt sich an Details in Panoramen (z. B. Geröllstrukturen, Steine) erkennen, aber auch bei Nahaufnahmen z. B. an Kuiils langen, weißen Augenbrauen-Haaren, die auf Blu-ray bei näherer Betrachtung Treppchen zeigen. Und doch sieht z. B. das Kind alias Grogu im Panorama-Shot bei der sich öffnenden Luke des Jawa-Sandkriechers der ersten Episode deutlich niedriger aufgelöst aus als in 4K. Man kann also davon ausgehen, das spätestens in der Compositing-Phase einige generelle Abstriche bei der Auflösung gemacht wurden. Ein paar schwächere Effekte wie die statischen Textur-Erweiterungen der Wüstenlandschaft stechen durch die höhere Auflösung stärker heraus. Eine relativ räumliche DD-5.1-Abmischung teilen sich beide Medien, sodass man auch die feinsten Variationen im großartigen, „pulsierenden“ Mandalorianer-Thema wahrnimmt. Die englische Tonspur liegt auf Blu-ray in DTS-HD MA 5.1 und auf UHD-Blu-ray in Dolby Atmos vor. Die Schnellstart-Funktion der 4K-Disc samt Lesezeichen kommt gelegen, sollte aber technisch auch auf Blu-ray möglich sein.
Fazit: Auch wenn es keine 4K-Referenz darstellt – dafür sieht das Bild zu sehr nach 2,5K aus – punkten die höhere Auflösung, das tiefere Schwarz und die kräftigeren Farben.
UHD-Test: „The Mandalorian“ Staffel 2
Sind die technischen Parameter auf dem Papier zur ersten Staffel identisch, gibt es doch kleinere qualitative Unterschiede zu entdecken. Dolby Atmos ist auf UHD-Blu-ray erneut der englischen Tonspur vorbehalten. Der deutsche Dolby-Digital-5.1-Mix weiß aber dennoch mit enormer Räumlichkeit bei der direkten Quellortung zu gefallen. Mit „Planung der neuen Republik“ und „Das Versteck Teil 2“ bietet auch diese Veröffentlichung „noch nie gezeigtes Bonusmaterial“ in homöopathischen Dosen.
Das Schwarz ist auf der Blu-ray der zweiten Staffel etwas besser eingepegelt und wird wieder von der HDR-Version getoppt, ohne dort Referenz-Niveau zu erreichen. Das leicht dunklere, farbneutralere, gesättigtere Bild wirkt klarer als die Blu-ray. Der Auflösungs-Unterschied ist schwerer zu erkennen, was an der leicht erhöhten Produktions-Qualität liegt. Bei geringerem Sitzabstand macht sich die höhere Auflösung allerdings bezahlt. Wenn Mando durch Tatooines Wüstenlandschaft düst oder gemächlich auf einem Bantha reitet, gibt es bei den Landschaftspanoramen selbst im weit entfernten Hintergrund keinerlei Verpixelung oder Treppchenbildung. Einen kleinen Wechsel des Bildseitenverhältnisses von 2.39:1 auf 1.78:1 gibt es in der ersten Folge während des epischen Kampfes gegen den Krayt-Drachen. Dies ist aber nur eine kleine Ausnahme, welche wiederum zeigt, wie angenehm auch bei „The Mandalorian“ ein volles 1.78:1-Bild sein kann. Aber wir bewegen uns ja in dem „Star Wars“-Sektor, der besonders stark auf die Western-Komponente des Franchise hindeutet und entsprechende Referenzen zum Spaghetti-Western birgt – wie auch das besonders breite Bildformat, welches bereits seit dem Beginn des Sternenkrieges in den 1970ern sämtliche Kino-Episoden der Reihe ziert.
Fazit: Staffel 2 hat visuell eine minimal höhere Basis-Qualität, weshalb der Unterschied zwischen Blu-ray und UHD-Blu-ray etwas geringer ausfällt als bei der Vorstaffel. Die höher aufgelöste und kontraststärkere UHD-Version ist trotzdem ein Plus.
UHD-Test: „Rio Bravo“
Howard Hawks beginnt seinen berühmten 141-Minuten-Western von 1959 ohne Worte. Der alkoholkranke Hilfs-Sheriff Dude (Dean Martin) schleicht durch eine Bar, erliegt einem Bestechungsversuch, den der Sheriff John T. Chance (John Wayne) zu verhindern weiß. Es kommt zum Gerangel, bei dem der Verbrecher Joe Burdette (Claude Akins) einen fremden Mann erschießt. Dafür wird er vom Sheriff eingebuchtet, was Konsequenzen für die ganze Stadt hat. Bald steht der Bruder des Gefangenen mit seinen Leuten vor den Toren. Die einzige Verteidigung besteht aus dem Sheriff, dem besagten Alkoholiker, dem altersschwachen Stumpy (Walter Brennan) und dem Jungspund Colorado Ryan (Ricky Nelson). Später gesellt sich noch die schlagfertige Feathers (Angie Dickinson) zur „Außenseiter-Familie“. Ein großer Teil der Handlung wird dem Kleinstadttreiben und den persönlichen Alltagsbeziehungen der Hauptpersonen gewidmet. Aber das macht auch eine der großen Qualitäten dieses Western-Klassikers aus. Kein Wunder, dass Regie-Ikone John Carpenter den Film als Quell seiner Inspirationen z. B. für „Assault – Anschlag bei Nacht“ (1976) nennt.
Wer die Blu-ray mit der komplett neu farbkorrigierten, 4K-restaurierten UHD-Version vergleicht, wird seinen Augen kaum trauen. Vermatscht das Bild der Blu-ray häufig zu einem Einheitsbrei, bleiben die brillanten, satten Technicolor-Farben und der exzellente HDR-Kontrast in UHD auf Bilderbuch-Niveau. Feines Korn mindert naturgemäß die Kantenschärfe geringfügig, wird aber optimal dargestellt. Western-Fans mit UHD-Equipment sollten also unbedingt (!) zugreifen, denn hier gibt es gefühlt noch einmal hundert Prozent Bildqualität oben drauf.
Fazit: Dass ein 1959er-Film keine 4K-Referenz ist, dürfte klar sein. Im Unterschied zur Blu-ray wurden hier aber bei Farben, Kontrast und Schärfe mindestes drei Schaufeln drauf gepackt. Absolut großartig, was aus diesem Klassiker rausgeholt wurde.
UHD-Test: „Katzenauge“
Ein „Cujo“-artiger Bernhardiner jagt eine Katze direkt in die Fänge eines „Quitters Inc.“-Angestellten, der für jene dubiose Unternehmung arbeitet, die mit Vergewaltigung und Verstümmelung der Angehörigen droht, sollte der zu behandelnde Raucher nicht von seiner Sucht lassen. Weniger fragwürdig sind die mörderischen Wetten der Reichen und Schönen in der zweiten Kurzgeschichte auch nicht: Dort lässt ein eifersüchtiger, sadistischer Ehemann den Liebhaber seiner jungen Frau einen Fenstersims um sein Apartment entlang balancieren. Zu guter Letzt gilt es noch, die kleine Drew Barrymore vor einem atemstehlenden Kobold zu retten, wobei die zuvor eher passiv beobachtende Katze als „Der General“ sogar eine Schlüsselrolle einnimmt.
Obwohl es spannendere Stephen-King-Geschichten gibt und hier in den ersten beiden Storys mangels übernatürlicher Elemente auch kaum Schauwerte auftrumpfen, genießt Lewis Teagues Low-Budget-Anthologie auch über 38 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung Kultstatus. Dieser führte dazu, dass Studiocanal einen 4K-Scan des 35-Millimeter-Originals samt Restauration und neuer Farbkorrektur in Auftrag gab, weshalb man die TV-artige Produktion nun in neuer Schärfe, mit satten Farben und extrem feinem Filmkorn genießen kann. Nicht jede Szene überzeugt schärfetechnisch. Dafür ist das 1980er-Material zu schlecht erhalten. Im Vergleich mit der auf dem gleichen neuen Master basierenden Blu-ray gewinnt die UHD-Fassung aber bei der weniger komprimierten Darstellung des Filmkorns. Konturen und Strukturen sind minimal markanter, da kontrastreicher. DTS-HD MA 2.0 liefert erwartungsgemäß durchschnittlichen Ton
Fazit: Wer eine ältere Version des Films besitzt, macht mit der auf dem neuen 4K-Master basierenden Blu-ray nichts verkehrt. Die UHD-Blu-ray unterscheidet sich nur geringfügig. Das Arthaus-Shop-exklusive Mediabook macht aber einiges her.
Text: Falko Theuner / Redaktion: Felix Ritter
Bildquelle:
- The Mandalorian: Disney
- „The Mandalorian“ bei Disney+: Disney+
- mandalorianer: Disney+