Filme werden nach wie vor regelmäßig als UHD-Blu-ray zum Kauf angeboten. Seien es Klassiker der Filmgeschichte oder die neuesten Kinohits. Dabei fragt sich, welche UHD-Blu-rays die Anschaffung wirklich lohnen und bei welchen Exemplaren vom Kauf abzuraten ist. Die folgenden UHD-Blu-ray-Tests verschaffen Abhilfe bei der Entscheidung.
Der UHD-Blu-rays gibt es nach wie vor viele und es kommen stetig weitere dazu. Wer die vergangenen Besprechungen u. a. zu „Guardians Of The Galaxy Vol. 3“ oder zu „The Mandalorian“ verpasst hat, kann diese im ersten Teil und im zweiten Teil dieser Artikelreihe auf DIGITAL FERNSEHEN nachlesen. In dieser vorliegenden dritten UHD-Blu-ray-Testausgabe folgt ein ausführlicher Blick auf „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ sowie auf James Camerons Meilenstein „Titanic“. Hinzu kommen eine Besprechung des 1978er Horror-Thriller-Stücks „Die Körperfresser kommen“ (mit Donald Sutherland) und zum neuen „Sicario“-UHD-Mediabook, dass sowohl den ersten als auch den zweiten Film beinhaltet.
UHD-Test: „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“
Seit „Jurassic Park“ 1993 computergenerierte Effekte zum Standard machte, hat sich die Beziehung des Publikums zu Kino-Action grundlegend verändert. Jeder weiß, dass nun einfach alles durch Simulationen dargestellt werden kann. Schon früher sorgten Stuntmen und visuelle Tricks dafür, dass Harrison Ford während der Dreharbeiten zu „Indiana Jones“ in keiner wirklichen Lebensgefahr schwebte. Zudem machte Ford auch vieles selbst. Dass ihm das im fortgeschrittenen Alter von 81 Jahren nicht mehr gelingt, kann man ihm heute unmöglich ankreiden. Logisch, dass hier mindestes ein Stuntman mit einer ähnlichen bzw. ähnlich geschminkten Physiognomie ran muss.
Aber das ist noch gar nichts im Vergleich zur KI-gestützten Verjüngungskur Harrison Fords im Prolog. Diese ermöglicht ihm zwar, seine Szenen selbst zu spielen, während die künstliche Intelligenz mithilfe von Archivaufnahmen und mittels Performance-Capturing-Technologie dafür sorgt, dass er wie ein Mittdreißiger aussieht. Doch die Kamera hält dermaßen unverblümt drauf und die Szene ist so gnadenlos auf den jungen Indy fokussiert, dass das Disney-Logo zu Beginn offenbar den neusten Animationsfilm ankündigt. Es gibt Momente im richtigen Licht, wo das extrem gut funktioniert. Diese sind aber die Ausnahmen. Der „alte Knabe“ verrät mit seinem abschließenden Humpeln wiederum, welcher Jahrgang tatsächlich unter der CGI-Maske steckt, ebenso wie durch die hoch gepitchte Stimme der Synchronisation.
Als Bonus gibt es die Soundtrack-Version in Dolby Atmos sowie einen fünfteiligen Blick hinter die Kulissen (ca. 57 Min.). Bei einem geschätzten Film-Budget von fast 300 Mio. US-Dollar darf man von der Bildqualität einiges erwarten. Und tatsächlich liefert die 4K-Version ab. Zum Beispiel die Konfetti-geschwängerte New Yorker Apollo-11-Parade, welche auf UHD-Blu-ray knackige Einzeldetails präsentiert, während die Blu-ray weiter entfernte Schriften, Konturen und Gesichter bereits verschwimmen lässt (siehe z. B. den Dudelsack-Umzug in Min. 40:46). Die höhere Auflösung wird auch in späteren Kapiteln sehr deutlich, entzaubert aber gleichsam die deutlich niedriger aufgelöste CGI-Maske Harrison Fords im Prolog.
Der gelbe Farbfilter wirkt bei der HDR-Version umso deutlicher, was den sehr aufwändigen, größtenteils real gedrehten Szenen ironischerweise eine Künstlichkeit gibt, die auch aus dem Computer stammen könnte. Aufgrund der hohen Klarheit ist die UHD-Blu-ray der Standard-Blu-ray aber trotzdem vorzuziehen. Besitzer einer potenten Dolby-Atmos-Surround-Anlage könnten sich darüber ärgern, dass die objektbasierte Abmischung nur der englischen Tonspur vorbehalten ist. Aber auch der deutsche Dolby-Digital-Plus-7.1-Mix übrezeugt mit herausragender Räumlichkeit.
Fazit: Technisch ist der neue „Indy“-Film erstklassig, weshalb die UHD-Blu-ray mit tollem Kontrast und zusätzlicher Klarheit absolut lohnt. Auch die Action ist gelungen. Ein echtes „Indiana Jones“-Gefühl will sich leider trotzdem nicht einstellen.
UHD-Test: „Titanic“
Es ist die erste UHD-Blu-ray aus dem Hause Disney, welche Dolby Vision anbietet, was offenbar ein Sonderstatus ist, bei dem James Camerons Lightstorm-Pictures auch noch ein Wörtchen mitzureden hatte. Bislang gehörte es zu Disneys Unternehmensstrategie, gewisse Dolby-Lizenzen nur für ihren Streaming-Dienst zu nutzen, während sich die physische Fraktion mit statischem HDR begnügen musste. Die UHD-Blu-ray-Veröffentlichung von „Titanic“ ist also schon einmal ein technisches Ausnahme-Produkt, welches auch bei anderen Parametern als dem Kontrast für Aufsehen sorgt.
Bereits die 2012 veröffentlichte Blu-ray-3D-Variante sowie die Standard-Blu-ray waren Nutznießer eines sorgfältig erstellten 4K-Masters. Doch warum sieht die neue UHD-Veröffentlichung dann so viel schärfer aus als ebenjene? Zum einen übt Dolby Vision bzw. der höhere Kontrastumfang einen positiven Aspekt auf das Bild aus. Zum anderen wissen wir bereits von der vorherigen „Avatar – Aufbruch nach Pandora“-Veröffentlichung, dass sich mit Künstlicher Intelligenz selbst ein 2K-Master auf 4K aufblasen und nachschärfen lässt, auch wenn dadurch ein gewisser Wachs-Effekt eintritt.
Das Ergebnis ist tatsächlich sehr ansehnlich, geradezu schwindelerregend scharf, womöglich sogar ein neuer Schärfe-Rekord auf dem Medium. Filigranes Rauschen gibt es ebenfalls zu beobachten, weshalb sich niemand über Rauschreduktion etc. zu beschweren braucht. Und doch erscheint einiges dadurch nahe an der Grenze der Überschärfung gerückt zu sein, bis hin zu tatsächlich leuchtenden Fältchen und Kanten. In der berühmten König-der-Welt-Szene (80. Min.) wirkt der Schiffsbug anfänglich hyperreal und einen Schnitt später ist DiCaprios Gesicht unnatürlich klar, während sein Haaransatz nicht genau zu wissen scheint, ob er der Bewegungsunschärfe der Haare folgen oder doch lieber knackig wie die von Poren übersäte Haut sein soll.
Mit dieser Künstlichkeit lässt sich leben, beachtet man den zusätzlichen Punch, welcher die in weiches Licht getauchten Erinnerungen nun in ultimative Klarheit taucht. Auffällige CGI-Elemente wie die virtuellen Kamerafahrten ums Schiff, die simulierten Gäste an Deck oder generell das aus dem Hafen auslaufende Schiff gab es auch schon auf der Blu-ray zu entdecken. Mehr Details gibt es hinsichtlich der Auflösung aber nicht, was sich gut an einer Totale wie in der 47. Min. erkennen lässt: Winslets und DiCaprios Gesichter sind in dieser fernen Einstellung im gleich schlechten Detailgrad zu erkennen wie auf der alten Blu-ray. Digital wurde ihnen nun immerhin mehr Kontur verliehen.
Auf die Ohren gibt es einen englischen Dolby-Atmos- und einen deutschen Dolby-Digital-5.1-Track. Beiden Abmischungen ist eine äußerst hohe Lebendigkeit gemein, durch die jede Szene zu einer hörbaren Surround-Sound-Referenz wird. Wer in einigen wenigen Szenen allerdings noch Sound-Effekte auf der Z-Achse möchte, muss sich mit dem O-Ton auseinandersetzen. Vor exzessiver Dynamik-Kompression braucht man sich hier übrigens nicht zu fürchten. Ungefähr 15 Stunden Bonusmaterial auf einer Extra-Disc samt zwei Stunden neuer Interviews und Behind-The-Scenes-Material sind weitere Argumente, sich die UHD-Edition zu sichern.
Fazit: Die anfängliche Begeisterung über das intensive 4K-Schärfeplus weicht berechtigter Skepsis, sobald sich die ersten Überschärfungen zeigen. Es fragt sich, inwiefern lediglich ein automatischer Filter übers bestehende 4K-Master gejagt wurde.
UHD-Test: „Die Körperfresser kommen“
Wer noch nie einen Albtraum hatte, in dem Donald Sutherland mit starrem Blick und weit aufgerissenem Mund wie eine ganze Schlangen-Kolonie zischt, der hat noch nie Philip Kaufmans 1970er-Jahre-Film über Paranoia, Ideologien und außerirdische Klon-Blumen gesehen. Zum Zeitpunkt der Entstehung von „Die Körperfresser kommen“ (im Englischen „Invasion Of The Body Snatchers“) war der Kalte Krieg zwischen Ost und West in vollem Gange, weshalb Unterwanderungsszenarien in den USA Hochkonjunktur feierten. Das war auch schon in den 1950ern so, als das Original, Don Siegels „Die Dämonischen“ (frei nach Jack Finneys Roman), sein Publikum in Angst und Schrecken versetzte.
Stars wie Leonard Nimoy, Jeff Goldblum und Veronica Cartwright machen den Streifen noch einmal interessanter für Fans dieses Filmjahrzehnts. Philip Kaufman stellt in seinem Werk zudem die Frage: Kaper oder Rattendreck – wo liegt eigentlich der Unterschied? Was wäre denn so schlimm daran, wenn eine Ideologie von einer anderen wie etwa dem Kommunismus geschluckt würde? Die überspitzte Antwort in dieser Interpretation: Das Leben ginge ganz normal weiter … nur eben ohne Emotionen, Individualität und mit erzwungener Gemeinschaft, in der Sonderlinge gnadenlos denunziert und umgekrempelt bzw. ausgetauscht werden. Der Zeigefinger entlarvt den Zuschauer: Du bist der nächste!
Capelights Mediabook-Edition mit UHD- sowie Standard-Blu-ray geht noch tiefer in die Materie und gewährt mittels 24-seitigem Booklet sowie mehreren Stunden Bonusmaterial auf einer Extra-Disc intensive Einblicke mit Interviews, Podiumsdiskussionen und so weiter. Der Hauptunterschied zwischen der UHD-Version (samt Dolby Vision) und der Blu-ray ist die feinere Körnung, die auf die höhere Auflösung hindeutet. Danach kommen die minimal kräftigeren Farben und der leicht verstärkte Kontrast.
Fazit: Das Mediabook ist aufgrund seines Hintergrundmaterials für alle Sci-Fi-, Horror- und Filmnerds interessant. Besitzer der älteren Blu-ray Variante erhalten darüber hinaus eine lohnenswerte, da sauberer dargestellte Variante.
UHD-Test: „Sicario“ Teil 1 & 2
Das „Sicario“-Mediabook erscheint mit beiden Filmen auf jeweils zwei UHD- und Standard-Blu-rays. Die Verpackung (mit zwei Cover-Varianten) ist neu, während die UHD-Blu-rays noch die gleichen aus dem Jahre 2017 und 2018 sein dürften. Wer Denis Villeneuves hochkarätigen Thriller und dessen unnötige, wenn auch nicht unspannend umgesetzte Fortsetzung (Regie: Stefano Solima) noch nicht auf dem UHD-Medium besitzt, sollte hier unbedingt zugreifen.
Zwar wurde der erste „Sicario“ ursprünglich nicht in 4K-Auflösung gedreht, einen Auflösungsunterschied gibt es aber dennoch, was sich an den fehlenden Treppchen entfernter Elemente erkennen lässt. HDR sorgt zudem für eine bessere Durchzeichnung und Abgrenzung bei den Details. Die Farben sind neutraler eingepegelt und etwas intensiver bei der UHD-Variante. Zuvor heraus retuschierte und nun gut sichtbare Elemente wie die Markierungen in Minute 38 sind ein Zeichen dafür, dass damals tatsächlich noch einmal ein neues Master basierend auf Original-Material angefertigt wurde.
Teil zwei treibt es mit dem HDR-Kontrast ein wenig zu weit, sodass das Bild mit seinen heftigen Dunkelflächen in den Bereich der Comic-Ästhetik rutscht. So einige Details werden von den sehr dunklen Schatten verschluckt. Dabei ist der Schwarzwert keineswegs immer so weit unten, wie er sein sollte. Auch hier gibt es ein leichtes Auflösungsplus, dass bei näherem Hinschauen Konturen-Treppchen vermeidet. Beide Teile weisen einen wunderbar immersiven Dolby-Atmos-Mix auf. Der 32-seitige Innenteil wurde von Tobias Hohmann verfasst.
Fazit: Der Auflösungsunterschied sowie neutralere, kräftigere Farben sprechen für die UHD-Version des ersten Teils. Die Fortsetzung übernimmt sich mit der Kontraststeigerung. Das streng limitierte Mediabook ist für Sammler interessant.
Text: Falko Theuner / Redaktion: Felix Ritter