Filme werden nach wie vor regelmäßig als UHD-Blu-ray zum Kauf angeboten. Seien es Klassiker der Filmgeschichte oder die neuesten Kinohits. Dabei fragt sich, welche UHD-Blu-rays die Anschaffung wirklich lohnen und bei welchen Exemplaren vom Kauf abzuraten ist. Die folgenden UHD-Blu-ray-Tests verschaffen Abhilfe bei der Entscheidung.
Der UHD-Blu-ray-Veröffentlichungen gibt es nach wie vor viele. Nicht nur die jüngsten Kino-Kassenschlager wie „Dune: Part Two“ stehen schon in den Startlöchern. Auch große Klassiker der Filmgeschichte wie „Casablanca“ mit Humphrey Bogart oder Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“ sind als 4K-UHD-Versionen käuflich zu erwerben. Trotz vieler empfehlbarer Referenzen bringt am Ende nicht jede UHD-Verwertung einen entscheidenden Mehrwert. Ob die UHD-Blu-rays von „Guardians Of The Galaxy Vol.3“, Jim Jarmushs 1999er-Kulthit „Ghot Dog“, Roman-Polanskis Klassiker „Rosemary’s Baby“ oder dem 2022er Horror-Hit „Smile“ den Kauf wert sind, erfahren Sie hier.
UHD-Test: „Guardians Of The Galaxy Vol. 3“
Beim Einlegen der UHD-Blu-ray fällt mal wieder auf, dass die Disc-Menüs heute generell immer liebloser und standardisierter gestaltet werden und sich der Schnellstart des Films als äußerst positives Feature werten lässt. Gab es in der Vergangenheit so einige Marvel-Filme, deren IMAX-Szenen ohne Wechsel des Bildseitenverhältnisses auf Scheibe gebannt wurden, ist „Guardians 3“ in diesem Bezug ein Kuriosum. Auch hier gibt es kein IMAX-Enhanced zu sehen. Diese Fassung präsentiert ein durchgängiges 1.90:1-Bild mit mehr Bildinformationen am oberen und unteren Rand.
Dafür weist die Widescreen-Fassung der Standard- und UHD-Blu-ray aber einen intentionalen Wechsel des Bildseitenverhältnisses auf und alterniert zwischen 2.40:1 als Standard-Format und 1.85:1 z. B. in den größeren Action-Momenten. Verkehrte Welt? Englisches Dolby Atmos gibt es ausschließlich auf der UHD-Scheibe, während die deutsche Dolby-Digital-Plus-7.1-Spur auf beiden Medien vertreten ist. Die Räumlichkeit ist auch hier enorm und extrem dynamisch. Da die Blu-ray eine relativ hohe Schärfe aufweist (gedreht wurde in 6K und 8K) und der Kontrast gut eingepegelt ist, unterscheidet sich die UHD-Blu-ray nur geringfügig davon.
Auflösungsunterschiede sind selten und nur bei genauem Hinschauen zu erkennen, etwa auf Rockets medizinischem Display oder im Cockpit. Das HDR-Bild ist dunkler, minimal farbintensiver und besitzt härtere Schatten. Die Durchzeichnung z. B. bei den Explosionen der 91. Minute ist dennoch auf beiden Medien gleich, lässt man die höhere Helligkeit der Blu-ray außer Acht. Auch die unzähligen feinen Unebenheiten, z. B. auf Drax’ Konterfei, sind im gleichen Maße abgebildet, egal, welche Scheibe im Player liegt. Das Bonusmaterial liegt auf der Blu-ray und bietet noch einmal ein paar nette Momente mit der „Guardians“-Crew.
Fazit: Der dunklere Look lässt die Schatten und Kanten härter wirken und arbeitet gegen das eingesetzte weiche Licht. Aber auch das Blu-ray-Bild ist fantastisch. Wer dennoch englisches Dolby Atmos will, greift zur UHD-Version, die als Steelbook und Standard-Variante mit jeweils zwei Discs (eine UHD- und eine Blu-ray-Scheibe) erhältlich ist.
UHD-Test: „Ghost Dog“
Da ist er wieder, dieser Hagakure zitierende, Rashomon-favorisierende, Brieftauben-schickende Archetyp eines Hip-Hop-Samurai. Vorbild solch stylischer Anime-Ergüsse wie „Samurai Champloo“ und „Afro-Samurai“. Jener coole Forest Whitaker, der unter Wu-Tang-Klängen auf einem Hochhausdach mit tänzelnder Leichtigkeit seinen Schwertschwung trainiert und mit seinem felsenfesten Ehrenkodex mafiöse Strukturen aufbricht.
Wer sich diese UHD-Blu-ray anschaut, bekommt einen liebevoll überarbeiteten 35-Millimeter-Scan, dessen Dunkelheit etwas stärker ist als auf der Blu-ray. Die höhere Auflösung sorgt für deutlich klarere Verhältnisse, die satteren, neutraleren Farben für zusätzlichen Kontrast. Filmkorn und Weichheit mindern dennoch die Gesamtschärfe. Auffällig ist, dass Jarmusch bei diesem Streifen nicht wie andere Filmemacher dem „Matrix“-Trend verfiel. Andererseits wirken die Schwertkämpfe z. B. in den japanischen „Lone Wolf And Cub“-Filmen der 1970er genauso plump und effizient wie Whitakers Kampfgebaren
Fazit: Der volle Wu-Tang-DTS-HD-MA-5.1-Bombast trifft auf ein klares Bild, das analoges Studiokino-Niveau fährt. Eine gewisse Weichheit wurde dennoch beibehalten. Das Ganze kommt in einer limitierten Steelbook-Edition daher.
UHD-Test: „Rosemary’s Baby“
Roman Polanskis zeitloser Klassiker verhalf nicht nur Mia Farrow zu einer steilen Schauspiel-Karriere und festigte seinen Ruf als DER New-Hollywood-Regisseur, sondern war quasi auch eine Art filmische Vorwegnahme oder vielleicht sogar Mitursache der amerikanischen „Satanic Panic“ der 1980er. Dem Kultfilm von 1968 folgten etwa „Der Exorzist“ (1973) und „Das Omen“ (1976). Dass man sich der Sogwirkung von „Rosemary’s Baby“ auch heute nicht entziehen kann, zeigt die anlässlich des 55. Jubiläums restaurierte UHD-Blu-ray-Fassung, welche ein sehr weiches, nicht gerade scharfes, aber dennoch störfreies Bild abliefert.
Das Ziel des neuen Masters scheint keineswegs eine höhere Schärfe gewesen zu sein. Der Film behält seine analoge, mystische Weichheit von Anfang bis Ende bei, was dem Inhalt mit seinen psychologisierten (Wach-)Traumpassagen zuträglich ist. Die Körnung ist hier kaum präsent, gefiltert sieht das Bild aber auch nicht aus. Es erscheint etwas abgedunkelt. Details im Schatten sind trotzdem besser erkennbar dank der erhöhten Zahl an Graustufen. Das berüchtigte Bramford-Haus mit seinen dunklen Fluren und Stuck-verzierten Wohnräumen behält seine diabolische Atmosphäre, gibt dank HDR aber mehr Indizien preis. Warum die alte Vormieterin wohl das Vertiko vor die Wandschranktür geschoben hat? Der DD2.0-Ton hält keinerlei negative Überraschungen parat, weshalb man das atmosphärische, von Paranoia getriebene Spannungsstück störfrei genießen kann.
Fazit: Die UHD-Restauration hatte hauptsächlich Auswirkungen auf den HDR-Kontrast und die Gesamthelligkeit des Films. Schärfetechnisch unterscheidet sich die 4K-Version kaum von der Blu-ray, weshalb Blu-ray-Besitzer nichts verpassen.
UHD-Test: „Smile“
Was „Smile“ so interessant macht, ist zum einen seine konstante Zweideutigkeit – Ist es ein Fluch oder Protagonistin Roses (Sosie Bacon) vorbelastete Psyche? – und zum anderen die unmittelbare Bedrohlichkeit des Szenarios. Wenn innerhalb des Films der Fluch wie eine Massenhysterie weitergegeben wird, wie sicher ist dann das Publikum, dessen Psyche durch den Film in ähnlichem Maße belastet wird? „Smile“ ist ein positives Beispiel dafür, dass ein 116-minütiger Spielfilm, der aus einem Kurzfilm („Laura Hasn’t Slept“ ist ebenfalls auf UHD- und Standard-Blu-ray enthalten) entstanden ist, nicht zwingend in die Länge gezogen wirken muss.
Technisch zeigt sich das 2:1-Bild der UHD-Blu-ray mit einer sichtbar höheren Auflösung und einem Detail-fördernden, höheren Kontrast als auf der Standard-Scheibe. Zwar wirken Panorama-Einstellungen alles andere als 4K-aufgelöst, aber die dunkleren, farbneutraleren Bilder bestechen mit größerer Klarheit. Weicht die Blu-ray das Bild noch mit wärmeren Farben auf, graben die HDR-Schatten tiefer und Falten sowie Haut-Unreinheiten erscheinen deutlicher. Das Ergebnis der Kombination „Auflösungs-Plus und HDR-Kontrast“ ist eine minimal höhere Schärfe, die beispielsweise bei den Patienten-Akten der 81. Minute ein definiertes „Witness Statement Sheet“ als Überschrift erkennen lässt. Den englischen Dolby-Atmos-Sound und die deutsche DD-5.1-Tonspur teilen sich beide Medien.
Fazit: Die UHD-Veröffentlichung von „Smile“ ist keine Schärfe-Referenz, aber dennoch klarer und schattenreicher als die SDR-Variante. Das Steelbook besitzt ein Design, was das Motiv des Lächelns treffend in Szene setzt.
Text: Falko Theuner / Redaktion: Felix Ritter