Filme werden nach wie vor regelmäßig als UHD-Blu-ray zum Kauf angeboten. Seien es Klassiker der Filmgeschichte oder die neuesten Kinohits. Dabei fragt sich, welche UHD-Blu-rays die Anschaffung wirklich lohnen und bei welchen Exemplaren vom Kauf abzuraten ist. Die folgenden UHD-Blu-ray-Tests verschaffen Abhilfe bei der Entscheidung.
Nicht nur die jüngsten Blockbuster wie „Dune: Part Two“, „Oppenheimer“ oder aktuell laufende Serien wie „Star Trek: Strange Worlds“ bekommen regelmäßig eine UHD-Veröffentlichung für’s Heimkino spendiert. Immer wieder wird eine beachtliche Anzahl an Film-Klassikern aus vergangenen Jahrzehnten einer UHD-Frischzellenkur unterzogen. Ob dieses Vorhaben bei 1980er-Dauerbrennern wie „Die nackte Kanone“ und „Die Geister, die ich rief“ oder auch bei noch älteren Vertretern wie „Jenseits von Eden“ (1955) und „Peeping Tom“ (1960) geglückt ist, verraten die hier folgenden UHD-Tests.
Es stehen zudem noch weitere UHD-Test-Artikel bei DIGITAL FERNSEHEN bereit, zum Beispiel zu „Guardians Of The Galaxy Vol.3„, zur beliebten Star-Wars-Serie „The Mandalorian“ oder auch zu „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ sowie „Titanic„.
UHD-Test: „Die nackte Kanone“
Das Herzstück der Jerry- und David-Zucker-Komödien gibt es seit November 2023 erstmals als UHD-Steelbook und seit März dieses Jahres als UHD-Blu-ray in Standard-Verpackung. Zum 35. Jubiläum spendierte man der Noir-Parodie eine erstklassige Bild-Restauration. Intensive Farben paaren sich mit ansprechender Schärfe und gutem Dolby-Vision-Kontrast. Frank Drebin (Leslie Nielsen) vereitelt das Attentat auf die Queen dennoch mit einer analogen Weichheit, die den sonst knackigen Detailgrad minimal relativiert. Ob ferngesteuerte Attentäter, eine abgerubbelte Gorbatschow-Glatze, befummelte Baseball-Spieler oder gekillte Edelfische – dieser Komödie ist nichts heilig, weshalb man als Fünfjähriger genauso herzlich lachen kann wie als 65-Jähriger.
Dadurch, dass ein Großteil aus visuellen Gags besteht, ist die generalüberholte Optik ein großer Vorteil. Wäre die deutsche Mono-Tonspur so klar und räumlich wie der (2011) überarbeitete englische DTS-HD-MA-5.1-Track, wäre es schon wesentlich schwieriger, die Komödie von aktuellen Genre-Produktionen zu unterscheiden. So klingen die Klo-Geräusche aus Drebins aktiviertem Mikro immer noch wie ein monoton schlenkernder 1980er-Feuerwehreinsatz mit kurzen Gas-Explosionen anstatt wie ein verlustfreier, voluminöser Multikanal-Mittelstrahl aus den 2020ern. Boni gibt es leider keine auf der UHD-Scheibe. Dafür bleibt die technische Qualität eines der komischsten Filme aller Zeiten.
Fazit: Hier gibt‘s so viele visuelle Pointen zu entdecken, dass es eines 4K-Bildes bedarf, um sie alle ganz klar und deutlich zu sehen. Statt einer UHD-Referenz bekommt man ein weiches, aber klares Bild mit kräftigen Farben und ordentlichem Schwarz.
UHD-Test: „Die Geister, die ich rief“
Ach ja, die 1980er mit ihren kultigen Bill-Murray-Komödien, die man irgendwie besser in Erinnerung hat, als sie eigentlich sind: Das waren noch Zeiten, als Regisseur Richard Donner und seine Drehbuchautoren die bekannte Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens erfolgreich auf einen skrupellosen TV-Intendanten der damaligen Gegenwart projizieren konnten und mit ihrem flachbrüstigen Situationshumor durchkamen. Da erscheint der Lee-Majors-Actioner „Die Nacht als das Rentier starb“ noch wie die Spitze des weihnachtlichen Tannenbaums. Das Gag-Feuerwerk der Marke „Vater liebt Biber“ funktioniert heute leider nicht mehr so gut wie damals. Dafür beeindruckt die einfallsreiche Inszenierung der Geister nach wie vor. Aus aktueller Perspektive erscheint die gesamte Umsetzung des Films sogar weniger professionell als aktuelle Komödien der mittleren bis unteren Budget-Kategorie. Anders als zum Beispiel jüngere Weihnachts-Verballhornungen wie „Violent Night“ (2022) hat die vorliegende 80er-Jahre-Komödie aber etwas, das den meisten heutigen Filmen einfach fehlt: Und das ist zweifelsohne der einmalige Bill Murray.
Das 1.85:1-Bild der UHD-Blu-ray ist bezüglich der Schärfe ähnlich weich und unscheinbar wie jenes vom fast gleichaltrigen „Beverly Hills Cop II“. Diesbezüglich darf man also maximal analoge Qualitäten mit „natürlicherem“ Korn erwarten, was sich bei größeren Bild-Diagonalen wie etwa einer Leinwand auszahlen kann. Das Colorgrading war auch schon auf der Blu-ray ok. Die Dolby-Vision-Präsentation versetzt diesem noch einen zusätzlichen Farb-Punch. Der Kontrast malt die Schatten tiefer und den Schnee weißer, sodass sich die Fans über einen visuell intensiveren Weihnachtsspaß freuen dürfen. Die deutsche Tonspur ist entsprechend der rund 35 Jahre alten Synchronspur erwartungsgemäß in Dolby Digital 2.0 gehalten, klingt dafür aber weniger hohl als die mäßiger pointierten Phrasen des Films. Wer neben „Ich glaub’ mich knutscht ein Elch“, „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und selbstverständlich „Ghostbusters“ auch noch für diesen Bill-Murray-Klassiker genug Platz im Herzen hat, sollte bei dieser neuen UHD-Veröffentlichung von Paramount also bedenkenlos zugreifen.
Fazit: In der Hoffnung, nicht vom Geist der Zukunft heimgesucht zu werden, bescheinigen wir dieser UHD-Blu-ray eine gute 4K-Restauration mit einem leicht angehobenen Kontrast und ordentlich eingepegelten, satten Farben.
UHD-Test: „Jenseits von Eden“
Im Todesjahr James Deans, 1955, kamen zwei Filme in die Kinos, die ihn unsterblich machen sollten. Zum einen war das „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ und zum anderen „Jenseits von Eden“. In beiden Filmen spielt der gerade mal 24-Jährige quasi die selbe Rolle des rebellischen, frustrierten, missverstandenen Teenagers, der seine Identität auf Ebene seiner Eltern sucht. Allerdings erhielt er posthum nur für seine Darstellung in „Jenseits von Eden“ eine Oscar-Nominierung. Aber allein das ist schon als absolutes Novum bei den Academy Awards zu werten. War es vielleicht der biblische Bezug, der in John Steinbecks Roman-Vorlage eine Art doppelten Boden darstellt, welcher für den größeren Jury-Zuspruch sorgte?
Als Caleb (bzw. Cal) konkurriert Dean mit seinem Filmbruder Aron (Richard Davalos) vor einem gottesfürchtigen, extrem moralischen Vater. Statt einer Kain- und Abel-Geschichte wird daraus die Suche nach Kanaan, welche mit ihrer totgeglaubten Mutter (Oscar-Gewinnerin Jo Van Fleet), der kapitalistischen Geschäftsführerin einer Bar und einem Freudenhaus, zusammenhängt. Während Aron weiterhin in der vom Vater geschaffenen Glaubensblase lebt, erkennt und akzeptiert Cal die Wahrheit. Auch in der Liebe konkurriert Cal unbewusst mit seinem Bruder, wobei die Jungen das Mädchen Abra (Julie Harris) in erster Linie als Mutter-Ersatz betrachten und deshalb um ihre Gunst buhlen.
Die UHD-Blu-ray birgt die ungeschnittene Originalversion (118 Min. inkl. 3 Min. Overtüre). Deshalb existieren einige wenige Passagen im englischen OMU, welche die deutsche DD-3.0-Synchronfassung kurzzeitig unterbrechen. Die englische Gesamt-Tonspur bietet eine Dolby-Atmos-Abmischung. Der größte Genuss dürfte indes das meist lupenreine, sehr farbkräftige Bild sein, welches lediglich in Szenen-Übergängen und bei Effekten strauchelt. In Anbetracht des Alters kreuzen sich exzellente Schärfe und tadelloser Kontrast zu einem perfekten Warner-Color-Gemälde, in dem kleinste Details mit tiefstem Schwarz und hellstem Weiß einhergehen. Wird die statische Kamera in der 102. Minute von einer mitschaukelnden Dutch-Angle-Perspektive abgelöst, lässt sich kaum glauben, dass solch ein moderner Film bereits vor über sechs Jahrzehnten gedreht wurde
Fazit: Nachkolorierte Filme bekommen eine ganz eigene, märchenhafte Qualität, wenn sie in 4K restauriert und etwas neutraler farbkorrigiert werden. Wer es so analog wie möglich und mit ausgeglichenem Kontrast bevorzugt, ist hier richtig.
UHD-Test: „Peeping Tom“
Nicht nur Hitchcocks „Psycho“ (1960) läutete das Ende der Unschuld des Kinos ein. Auch Michael Powells „Peeping Tom“, der im selben Jahr erschien, bewies, dass auf der Leinwand einfach alles geschehen kann. Galt zuvor „Das Fenster zum Hof“ (1954) als DER Film über Voyeurismus, verknüpfte Powell ebendiesen mit dem Angst-Thema. Diesmal ist es kein Zeuge, der beobachtet, sondern der Täter … das Opfer … und das Publikum. Karlheinz Böhm spielt den Kameramann Mark Lewis, dessen Trieb es ist, die ultimative Angst junger Frauen mit der Kamera einzufangen. Echte Todesangst im Moment des Ablebens ist sein Begehr. Doch bis zum „perfekten Film“ ist es noch weit. Bei jedem seiner Morde gibt es mindestens einen Makel. Sei es das Licht, der Ausdruck in den Augen oder irgendetwas anderes. Das alles hängt mit Marks Kindheit zusammen.
Wie bei der späteren Kultserie „Dexter“ wird hier ein Triebtäter porträtiert, mit dem man teilweise sympathisiert. War dies in den 1960ern ein Skandal, der Regisseur Powell seine Karriere kostete – auch die Besetzung des Erotik-Models Pamela Green („Naked As Nature Intended“) trug dazu bei – erkannte man in der Gegenwart auch durch den Einfluss Martin Scorseses den wahren Wert des Psycho-Thrillers, der auf mehreren Ebenen das Beobachten dem Sehen und Nicht-Sehen gegenüberstellt. Dies geschieht sogar förmlich, indem der Film zeigt und wiederum nicht zeigt. Selbst ohne explizit dargestellte Morde beschuldigten ihn Kritiker der Abartigkeit.
Eine der größten Schwierigkeiten bei der Restauration bestand darin, Vorlagen für die angemessene Farbkorrektur zu finden und so der Intention des 1990 verstorbenen Regisseurs möglichst nahe zukommen. Lässt es sich nur schwer nachvollziehen, ob dies gelungen ist, kann die Umsetzung der Signalfarbe Rot nur gelobt werden. Die Qualität der einheitlichen Farbkorrektur zeigt sich den ganzen Film über und ändert sich nicht einmal während des markanten Schnitts innerhalb der Szene in der 29. Minute. Rund 111 Minuten filmischer Bonus und ein Audiokommentar sind mehr als genug, um sich nahezu wissenschaftlich mit dem Werk auseinanderzusetzen, das Filmemachern wie Publikum einen krankhaften Voyeurismus unterstellt.
Fazit: Das 1.66:1-Format bringt Balken am linken und rechten Bildrand mit sich. Um die voyeuristische Zuschauerschaft noch besser zu befriedigen, wurde das Bild hervorragend restauriert und glänzt nun mit einer fast makellosen Märchenbuch-Optik.
Text: Falko Theuner / Redaktion: Felix Ritter
Bildquelle:
- Die Geister, die ich rief: Sky Deutschland
- Die nackte Kanone: Paramount Pictures