Bei „L.A. Noire“ lesen Sie die Gesichter Ihrer Gegner, anstatt auf sie zu schießen, und leisten in Mordfällen sowie Drogendelikten die klassische Aufklärungsarbeit eines Polizisten. Wir stellen Ihnen den Konsolenkracher für Playstation 3 und Xbox 360 im Rahmen unserer neuen Rubrik „Spiel des Monats“ vor.
Los Angeles – wir schreiben das Jahr 1947, die brutalste Zeit in der Geschichte der Metropole. Als Ex-Marine und angehender Detective Cole Phelps befinden Sie sich mitten im Sumpf des Verbrechens. Unter der Oberfläche der Stadt der Engel brodelt die Korruption und der Begriff von Gerechtigkeit ist dehnbar – Bestechungen und Mauscheleien gehören zum Tageswerk des LAPD. Phelps glaubt dennoch an das Gute und verrichtet seine Arbeit stets gewissen – und ehrenhaft.
Sein Engagement wird natürlich honoriert und zügig steigen Sie vom Verkehrsdezernat zur Mordkommission auf. Anders als man auf den ersten Blick vermutet, steht im Zuge der Ermittlungen nicht die Action im Vordergrund, vielmehr geht es um die akribische Untersuchung der Tatorte und die damit verbundene Beweisaufnahme. Anschließend vernehmen Sie Zeugen und Verdächtige und deuten ihre Aussagen. Der größte Trumpf: Lebensechte Gesichtsanimationen
In den Verhören spielt „L.A. Noire“ seinen größten Trumpf aus und die lebensechten Gesichtsanimationen machen es Ihrem Gegenüber schwer, Ihnen etwas zu verheimlichen. Dafür wurden die Mimiken von echten Schauspielern mit 32 Kameras aufgenommen und extrem detailliert auf das Charaktermodell im Spiel übertragen. Das Ergebnis ist verblüffend realistisch, so stellen gehetzt umherhuschende Augen jeden Lügner bloß.
„L.A. Noire“ appelliert an die emotionale Auffassungsgabe des Spielers und emanzipiert sich vom Fundament eines jeden Videospieles, das stets nur auf die Hand-und-Augen-Koordination aufgebaut hat. Die Ermittlungen gestalten sich streng linear und dank geschickt platzierter Hinweiselemente geht der Spielfluss stetig weiter, so wird etwa eine Erkennungsmelodie abgespielt, wenn Sie an einem Tatort alle Beweise finden. Effektive Spannungsbögen und eine neue Ebene
Die Linearität gibt den Entwicklern die Möglichkeit, den Spannungsbogen effektiv zu planen. Dennoch braucht der Titel eine Weile, bis er richtig in Fahrt kommt und es gibt häufige Wendungen im Storyverlauf. Vor allem die vielen Charaktere und die Verbindungen untereinander machen es dem Spieler nicht immer leicht, der Geschichte zu folgen. Wenn die Fäden der Haupthandlung im letzten Viertel wie ein Puzzle zusammengesetzt werden, hätten wir uns ein ausführlicheres Notizbuch gewünscht, um die globalen Zusammenhänge besser deuten zu können.
Auf der einen Seite bietet „L.A. Noire“ eine gänzlich neue Spielmechanik und unglaublich immersive Momente. Andererseits wird man oft von der ruckeligen Grafik aus der Illusion gerissen und die sich ständig wiederholende Spielmechanik mit den teils aufgesetzt wirkenden Action-Einlagen mindern die ansonsten grandiose Inszenierung. Dennoch haben die Entwickler das Medium auf die nächste Ebene gehoben – Video spiele und Filme verschmelzen immer mehr.Die Wertung
FLAIR: 8,5 von 10
BILD: 9,5 von 10
TON: 9,5 von 10
Empfehlenswert, weil: „L.A. Noire“ trotz einiger Schwächen beim Gameplay und der Erzählung ein neues Kapitel der interaktiven Unterhaltung aufschlägt und die realistischen Gesichtsanimationen wegweisend sind. Ungelogen.
Infos zur Spiel
Hersteller: Rockstar Games | Bildformat: 16 : 9, 720p| Tonformat: Dolby Digital 5.1| Genre: Interaktiver Krimi| HD-Konsole: Playstation 3, Xbox 360| Spielzeit: ca. 20 Stunden | USK: 16 | Starttermin: erhältlich
An dieser Stelle präsentiert Ihnen DIGITALFERNSEHEN.de einmal im Monat das „Spiel des Monats“. Weitere Tests aktueller Konsolen- und PC-Spiele lesen Sie in der aktuellen HD+TV 04/2011, die ab sofort überall am Kiosk, im Online-Shop und auch im Abo erhältlich ist.
[Dennis Schirrmacher]
Bildquelle:
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