Lange hatte der verantwortliche Entwickler Intel behauptet, sein Kopierschutz High-bandwidth Digital Content Protection (HDCP) könne nur mit teurer Hardware geknackt werden. Einer Forschergruppe aus Bochum ist dieses Kunststück nach eigenen Angaben mit einem Kostenaufwand von 200 Euro gelungen.
Prof. Dr.-Ing Tim Güneysu und sein Diplomand Benno Lomb hätten mit ihren Forschungen die Sicherheit des HDCP-Systems „grundlegend untersuchen wollen“, gab die Bochumer Ruhr-Universität in einer Pressemitteilung zum Wochenende bekannt. Es sei nie darum gegangen, Methoden ausfindig zu machen, mit denen illegale Kopien von Unterhaltungsmedien erstellt werden könnten, betonte die Lehranstalt.
Intel hatte das Verschlüsselungssystem im Jahr 2003 vorgestellt. Im vergangenen Oktober tauchte der Master-Key des Systems im Internet auf, mit dem neue gültige Schlüssel kreiert werden können. Der Konzern bestätigte kurz darauf die Echtheit des Codes, sah in dessen Veröffentlichung aber keinen Grund zur Beunruhigung: Um den Schüssel nutzen zu können, sei „hochgradig komplexe und sehr teure Hardware notwendig“, so Intel.
Eigenen Angaben zufolge hat die Lösung der Bochumer Forscher etwa 200 Euro gekostet. Auf Basis eines FPGA-Kontrollelements habe man ein sogenanntes „Man in the Middle“-System entwickelt: Zwischen zwei Komponenten, beispielsweise einem Blu-ray-Player und einem Fernseher, habe man ein selbstgebautes Gerät geschaltet, das verschlüsselte Datenströme abgreift, entschlüsselt und schließlich auch an ungesicherte Endgeräte weitergibt.
Dass man das Ziel derart einfach und kostengünstig realisieren konnte, „spricht definitiv nicht für die Sicherheit des aktuellen HDCP-Systems“, so die Forscher. Da es mittlerweile bereits andere und einfachere Methoden gebe, seien die neuen Ergebnisse für Raubkopierer von Filminhalten nicht interessant. Eine Gefahr sehen die Wissenschaftler aber bei „sicherheitskritischen Systemen, wie etwa bei Behörden oder im militärischen Bereich“. In der kommenden Woche sollen ihre Ergebnisse auf der internationalen Sicherheitskonferenz ReConFig im mexikanischen Cancun vorgestellt werden.
Der Kopierschutz HDCP wurde vor acht Jahren eingeführt, um die Übertragung von Bild- und Toninhalten auf digitaler Basis zu schützen. Zum Einsatz kommt das System hauptsächlich bei den Schnittstellen DVI, HDMI und DisplayPort. Um eine Wiedergabe einwandfrei oder überhaupt möglich zu machen, muss sowohl die abspielende als auch die wiedergebende Komponente das HDCP-Verfahren unterstützen. Durch das von den Bochumer Forschern entwickelte Gerät wird die Notwendigkeit der Zertifizierung umgangen. [dm]
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