Blu-ray-Tipp: Missions (Staffel 3)

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Missions Teaser

Die französische Science-Fiction-Serie aus dem Indie-Bereich geht in die dritte und letzte Runde. Nun war bereits die erste Staffel so angelegt, dass eine zweite gar nicht nötig gewesen wäre. Was also hat die dritte zu bieten und wie soll sich daraus ein sinnvoller Kreis ergeben?

Eine der größten Stärken von „Missions“ ist es, eine höhere Wahrheit hinter einem Mysterium zu verbergen. Und welche Wahrheit könnte größer sein als die Frage, ob es die Menschheit überhaupt wert ist, zu bestehen? Staffel drei von „Missions“ stellt sich dieser erneut, indem die Serie einen völlig neuen Charakter einführt: Militär-Psychologe Peter (Lucas Englander) erkundet im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA das Mysterium um einen mit einer Rettungskapsel auf der Erde gelandeten Astronauten. Das Kuriose an der Situation ist, dass niemand weiß, wo dieser herkommt. Und die Mars-Mission, von der er spricht, hat es auch nie gegeben.

Bei dem Sternenfahrer handelt es sich um Samuel Becker (Ralph Amoussou), der ab der zweiten Staffel hinzugekommen ist und im Finale als einziger den roten Planeten verlassen konnte. Für Peter ist zunächst überdeutlich, dass Samuel tatsächlich glaubt, was er da sagt. Folglich muss er an einer Geisteskrankheit leiden, die ihn glauben lässt, er wäre im Weltraum gewesen. Erst als der Verhörspezialist in einen Raum mit der abgestürzten Rettungskapsel geführt und ein zweiter Samuel Becker ausfindig gemacht wird, zeichnet sich ein Bild ab, das Peter an die Grenzen seines Verstandes führt: Kann es sein, dass Sam die Wahrheit spricht und sie sich in einer alternativen Zeitlinie befinden?

Missions2

Zurück auf der Erde

Die Handlung der dritten Staffel findet ausschließlich auf der Erde statt, wird allerdings eng mit den Vorgängerstaffeln verknüpft und entfaltet erfolgreich neue Mysterien, die zuvor gemachte Auflösungen in einen noch größeren Kontext rücken und auf eine neue Ebene der philosophischen Science Fiction heben. Beschreitet diesmal Peter den Hauptpfad der Serienhandlung, bewegt sich die frühere Protagonistin und prophezeite „Weltenretterin“ Jeanne (Hélène Viviès) auf einem parallelen Pfad. Dessen Höhepunkte werden bereits im reißerischen Staffel-Trailer präsentiert, der den Eindruck erweckt, die Serie würde in den „Akira“- oder auch „X-Men“-Bereich abdriften. Doch das wäre äußerst unpassend und ist zum Glück auch nicht der Fall.

„Missions“ bleibt eine geerdete Science-Fiction-Serie mit Mystery-Anwandlungen, während Jeannes Rolle als in sich geschlossener Kreis inszeniert ist und somit die letzten Minuten noch einmal an alles erinnern, was diese Frau im Laufe der Serie erlebt hat. Können Sie sich noch an den einführenden Nachhaltigkeits-Test im Rahmen einer anthropologischen Studie erinnern, bei der Jeanne einem Mädchen zwei Süßigkeiten unter der Bedingung gibt, dass sie nur eins davon sofort essen darf , wenn sie Nachschub erhalten möchte? Oder wie die soziale Dynamik an Bord der international besetzten Ulysses aussah? Staffel 2 verlagerte das Sozialexperiment in eine Art „Dschungelcamp“, fokussierte dabei also ebenfalls den Menschen als soziales, eigenverantwortliches und selbstbewusstes Wesen. All dies wird in den finalen Momenten eine Rolle spielen, wobei letztendlich ein winzig kleiner Spielraum für Interpretation offen bleibt. Und wie bei allen Szenarien, die Paralleluniversen zulassen, stellt sich ohnehin die Frage, welchen dramatischen Wert Geschehnisse überhaupt haben, die theoretisch in unendlichen Variationen durchgespielt werden könnten.

Missions3

Stirbt ein Mensch hier, bleibt er vielleicht in einer anderen Dimension am Leben. Vielleicht ist es sogar notwendig eine Existenz auszulöschen, um eine andere zu ermöglichen? In der Serie genannte Begriffe und Prinzipien aus dem wissenschaftlichen Sprachgebrauch wie etwa „Ockhams Rasiermesser“ dienen in solchen Fällen als Interpretationsschlüssel. Narrative Rückgriffe ermöglichen zudem, gewisse psychische Eigenschaften der einzelnen Charaktere zu erkennen und besser einzuordnen. In dieser Hinsicht ist die Serie ausgesprochen Konsequent und verlangt innerhalb der kurzen Episoden-Laufzeit von 25 bis 30 Minuten ungeteilte Aufmerksamkeit vom Publikum.

Bereit für die Wahrheit?

Der „Akte X“-artige Verschwörungscharakter der dritten Staffel rührt hauptsächlich von der mysteriösen Existenz einer elitären Geheimgesellschaft her, deren Mitglieder scheinbar mehr wissen als alle anderen Menschen. Zwei davon sind die beiden Multimilliardäre Ivan Goldstein (Vincent Londez) und William Meyer (Mathias Mlekuz), welche sich zuvor ein Wettrennen zum Mars lieferten, die Grenzen des Todes ausloteten und nun zu jenen gehören, die wissen, dass sie in weiter Ferne schon einmal gestorben sind …

Technische Beurteilung der Blu-ray

Leichte Zeilenverschiebung und Treppchenbildung gibt es gelegentlich beim 1080i25-Bild zu erkennen. Der zu helle Schwarzwert mindert die Bildqualität ebenfalls. Abgesehen davon sind Farben und Kontrast in Ordnung. Das Sounddesign ist jenes einer gehobenen TV-Produktion. Lobend zu erwähnen sei die äußerst passende Synchronisation, welche das Schauspiel der einzelnen Darsteller vollendet. Was man nun vom Serien-Finale hält, bleibt jedem selbst überlassen. Da hier einiges aus Staffel eins gespiegelt wurde (z. B. der unmögliche Astronaut) lassen sich die letzten Momente prädikatenlogisch sowohl als Tautologie als auch als Kontradiktion sehen. In jedem Fall ist es ein absolut rundes Ende für die hochphilosophische europäische Science-Fiction-Serie.

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