Nur wenige Monate nach der Handlung von „Underworld: Evolution“ entschließen sich Vampirin Selene (Kate Beckinsale) und der Hybrid Michael (ein CGI-Replikat von Scott Speedman) zur Flucht. Doch die Säuberungsaktion der Menschen hat bereits begonnen.
Wie in der „Reichsprogromnacht“ werden sowohl Vampire als auch Werwölfe verfolgt und ausgelöscht. Und so kommt es wie es kommen muss. Noch bevor das Schiff des Liebespaares auslaufen kann, werden sie gestellt und durch eine heftige Explosion betäubt. Eine unbestimmte Zeit vergeht.
Als Selene wieder die Augen öffnet, befindet sie sich kopfüber in einer Cryokammer, eisgekühlt und unbeweglich – noch. Mit großer Anstrengung entkommt Selene ihrem Eis-Gefängnis und findet sich in einem Genlabor wieder, aus dem sie ebenfalls fliehen kann. Draußen erkennt sie ihr Dilemma. 12 Jahre sind seit der letzten Erinnerung vergangen und die Menschheit hat fast sämtliche Kreaturen der Nacht ausgerottet. Selenes Reise in die Unterwelt der Kanalisation beginnt ziemlich Lykaner-lastig.
Die Werwölfe sind hinter dem zweiten Versuchskaninchen aus den Labors her. Doch handelt es sich hierbei um ein mysteriöses Mädchen und nicht um den gesuchten Michael. Ähnlich wie in dem Kult-Film „Aliens“ entwickelt sich zwischen Selene und ihr eine Mutter-Tochter-Beziehung, die den Motivator und damit das Kernstück der restlichen Handlung bildet.
Mehr hat das Drehbuch allerdings nicht zu bieten. Es wird weder das Thema Sozialgenetik, noch die Einbeziehung der Menschenwelt stärker aufgegriffen. Interessante Ideen gibt es lediglich als Andeutungen, diese werden aber nie vertieft. Castlevania fürs Heimkino
Das Set-Design bewegt sich zwischen Science-Fiction Horror a la „Dead Space“, Vampir-Ästhetik a la „Bloodrayne“ und den schrottigen Großstadthintergründen a la „Batman“ (die Tim Burton-Filme). Als eines der stimmungsvollsten Stilelemente tut sich das gern und oft eingesetzte Flackerlicht hervor. Kaputte Leuchtstoffröhren, strahlendes Mündungsfeuer und unklare Visionen sorgen beim Zuschauer für die nötige Spannung.
Der Vorteil daran: Trotz Zwielicht-Stimmung bleiben viele Details bei vollständiger Schärfe sichtbar. Dennoch ist die Atmosphäre düster (dank Farbfilter sowie künstlicher Abdunklung), wodurch die teils computergenerierten teils durch Mechatroniks realisierten Lykaner unheimlich genug wirken, um als Bedrohung durchzugehen. Visuelle Effekte wie der mutierte Quint (Kris Holden-Ried), quasi der Endboss unter den Werwölfen, sind die reinste visuelle Freude und imponieren mit einer umwerfenden Detailliertheit und Klarheit.
Bei so viel Düsternis fällt ein schlechter Schwarzwert allerdings umso stärker auf. Der Kontrast schneidet daher weniger gut ab. Und das trotz der perfekten Detail-Darstellung. Das Manko ist bei der derzeitigen Generation an Digitalkameras der Firma Red nicht unbekannt, da jene gerade bei schlechtem Licht Schwierigkeiten bekommen.Agressives Musik-Arrangement
Interessant wird es bei der 3D-Darstellung des stereoskopisch erstellten Films. Obwohl die Grundtiefe in dunklen Sequenzen relativ bescheiden ausfällt, wirken die klaustrophobisch engen Kellergewölbe und Gänge vollkommen plastisch und natürlich. In einigen Zeitlupeneinstellungen befinden sich tausende kleine Partikel in der Luft, die alle ihre eigene Ebene haben und somit eine äußerst beeindruckende 3D-Erfahrung erzeugen. Unter freiem Himmel gerät die Tiefe allerdings ins Hintertreffen. 3D-Spitzen finden sich z. B. in jenen Momenten, in denen Selene etwas in die Kamera wirft.
Die Audio-Spur ist in ihrer 3D-Unterstützung erstklassig. Gewehrkugeln zischen von links nach rechts, die geschwungene Kettenpeitsche schlängelt sich förmlich um die Ohren, und das dumpfe Grunzen der Monster erfüllt den ganzen Raum. Viel Dynamik gibt es nicht, da der Film quasi von Action-Sequenz zu Action-Sequenz springt und daher auch der Ton pausenlos in seiner lauten Offensivhaltung verharrt. Der Sound ist pure Energie und gönnt dem Zuschauer nur selten Verschnaufpausen. Tosend donnern daher Paul Haslingers („Crank„) brachiale Musikkompositionen aus den Lautsprechern und beschleunigen den eigenen Herzschlag aufs äußerste.
Aus dem Bonusmaterial sticht der dreiteilige Anime-Kurzfilm „Underworld: Ein nie enden wollender Krieg“ hervor, der zwar auch nicht gehaltvoller ist als die Kinoreihe, dafür aber ebenso mit visuellen Reizen punktet. Ebenso lädt die Bild in Bild Funktion zur tiefer gehenden Zweitbeschau des Filmes ein. Die Wertung
FILMINHALT: 5 von 10
TECHNIK: 8,5 von 10
BILDQUALITÄT: 9 von 10
TONQUALITÄT: 9,5 von 10
3D-EFFEKT: 7,5 von 10
Fazit: Ein handlungsfreier Film wie ein Videospiel, das nur aus Kämpfen besteht. Für „Underworld“-Fans aber eine gelungene Fortsetzung mit vielen Schauwerten.
BONUSMATERIAL: 9 von 10
Infos zur Blu-ray
Genre: Action/Fantasy | Originaltitel: Underworld: Awakening | Land/Jahr: US 2012 | Vertrieb: Sony Pictures Home | Bild: MVC, 2.35:1 | Ton: DTS 5.1| Regie: Bjoern Stein, Måns Mårlind | Darsteller: Kate Beckinsale, Theo James, India Eisley | Laufzeit: 88 Min. | Wendecover: k.A. | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 16 Jahre | Start: 12. Juli 2012
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[Falko Theuner]
Bildquelle:
- Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag