Blu-ray der Woche: „The Front Line“ – Kampf um eine Linie

0
29
Bild: © Auerbach Verlag
Bild: © Auerbach Verlag
In „The Front Line“, unserer Blu-ray der Woche, beschäftigt sich Regisseur Hun Jang mit der Auseinandersetzung zwischen den Truppen von Nord- und Südkorea während des Koreakrieges. Neben der Kriegsszenerie wird in dem Drama krimiähnlich der Mord an einem Offizier aufgeklärt.

Korea in den frühen 1950er Jahren: Die kriegerische Auseinandersetzung um die Vormacht teilte das Land in Nord- und Südkorea. Und obwohl es schon seit über einem Jahr Friedensverhandlungen gibt, kommt es zu keiner Einigung. Brennpunkt ist vor allem die Grenze zwischen den beiden Staaten – eine Linie auf der Karte, für die zahlreiche Menschen ihr Leben lassen müssen. Aufgrund einer humanistischen Äußerung über den Feind (sind schließlich auch nur Menschen) wird der Spionage-Offizier Kang Eun-pyo (Ha-kyun Shin) direkt an die umkämpfte Grenze strafversetzt, um in einem mysteriösen Mordfall zu ermitteln. Ein ranghoher Befehlshaber wurde mit einer landeseigenen Offiziers-Pistole erschossen, was nur eines bedeuten kann: Ein Verräter in den eigenen Reihen.

Vor Ort angekommen, stellt Kang zunächst einige Seltsamkeiten fest. Im Militär-Lager tollen die Waisenkinder der umliegenden Ortschaften herum. Die Soldaten tragen gegnerische Uniformen gegen die Kälte. Einer der Offiziere spritzt sich schmerzlinderndes Morphium – ein Medikament, das der Einheit nicht von der Regierung zugeteilt wurde.
 
Zwischen all diesen Ungereimtheiten taucht Kangs alter Studienkollege Kim Soo-Hyeok (Soo Go) auf, der nach seiner Gefangennahme durch die Nordkoreaner als vermisst galt. Nun ist er zu einem selbstbewussten Oberstleutnant geworden, der alles tun würde, um den Krieg zu beenden. An der Seite mehrerer charakteristisch herausgestellter Soldaten zieht der Ermittler in den Kampf für das amerikanisierte Südkorea.Nord-Süd-Konflikt

Fährt Regisseur Hun Jang bis hierhin noch die Schiene eines theoretisch umrissenen Nord-Süd-Konflikts innerhalb einer Krimi-Struktur, beginnt nun die Darstellung des Krieges anhand verschiedener Szenarien. Mühsam ackert sich die Kamera mit der militärischen Einheit den Gipfel hinauf. Der Aufstieg ist hart, auch für den Zuschauer. Die kriminalistische Frage nach dem Offiziers-Mörder tritt in den Hintergrund – wozu auch über einen Mord lamentieren, wenn sich links und rechts die Leichenberge stapeln? Die Truppe wird zusammengeschweißt durch die pure Angst und die kurzen Momente der Ruhe. Hier zählt ausschließlich das Überleben. Doch warum und vor allem wofür sie nun wirklich kämpfen, wissen die Soldaten nicht.
 
Die Missstände werden klar herausgestellt, genauso wie die Antikriegs-Botschaft. Allerdings merkt man einigen markanten Szenen an, dass Regisseur Jang hier noch mehr wollte und z. B. der Erklimmung des Berghangs eine fast schon ästhetische Stimmung andichtete. Von allzu gewaltigem Pathos hält er sich dann aber doch wieder fern, was man ihm positiv anrechnen muss. Vielleicht ist es aber auch diese Gratwanderung zwischen Pathos und Nüchternheit gewesen, die dem Film die angestrebte Oscar-Nominierung verwehrte. Entsättigte Farben als Stilmittel

Das mit einer Red-One-Kamera eingefangene Bild präsentiert eine makellose Schärfe sowie einen annehmbaren, ausgeglichenen Kontrast. Gefilmt wurde mit einer leichten Überbelichtung und die Farbsättigung wurde insbesondere in den Kriegsszenarien zurück gefahren. Wer also nach referenzträchtigem Material für sein Heimkino sucht, ist mit diesem inhaltlich wie handwerklich sehr gut gemachten Werk bestens beraten.
 
Wie die Bild- ist auch die Soundqualität verhältnismäßig exzellent. Den Klangraum Ihrer Mehrkanal-Sound-Anlage öffnet die Tonspur erst, sobald es zu einer Kampfhandlung kommt. Unterstützt wird diese Form der Präsenz durch eine nicht perfekte aber durchaus funktionierende Dynamik. Regietechnisch ist dies eine gelungene Akzentuierung der Kriegsschrecken bzw. der Trennung zwischen Krimi- und Kriegsdrama. Gerade die Ortung der Quelle ist ausgesprochen genau, was den Hörgenuss auf der Effektebene enorm steigert. Eine HD-Bildergalerie stellt die Sonderausstattung des Silberlings dar. Die Blu-ray ist auch als 3D-Version erhältlich.Die Wertung

 

 

FILMINHALT: 8 von 10


TECHNIK: 8,5 von 10
 
BILDQUALITÄT: 8,5 von 10
 
TONQUALITÄT: 8,5 von 10

Fazit: Ein bisschen wie „J. S. A. – Joint Security Area“, ein bisschen wie „Letters From Iwo Jima“, hinzu kommt eine Kameraarbeit und Stilistik die an Martin Scorsese erinnert.
 
BONUSMATERIAL: 1 von 10

Infos zur Blu-ray


 
Genre: Anti-Kriegsfilm | Originaltitel: Go-ji-jeon | Land/Jahr: KR 2011 | Vertrieb: KSM | Bild: MPEG-4, 1.78:1 | Ton: DTS-HD ma 5.1 | Regie: Hun Jang | Darsteller: Ha-kyun Shin, Ok-bin Kim, Soo Go | Laufzeit: 133 Min. | Wendecover: ja | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 16 Jahre | Start: 19. März 2012
 
An dieser Stelle präsentiert Ihnen das BLU-RAY MAGAZIN immer dienstags die „Blu-ray der Woche“, die aus Sicht unserer Redakteure die  interessanteste Veröffentlichung der kommenden Tage darstellt. In der vergangenen Woche stand die Blu-ray „Im Westen nichts Neues“ im Mittelpunkt.

 
Mehr als 100 weitere Tests lesen Sie im aktuellen BLU-RAY Magazin 3/2012, das ab sofort überall am Kiosk, im Online-Shop und auch im Abo erhältlich ist.


 
Durchsuchen Sie unsere Online-Datenbank nach weiteren Blu-rays



 
 

 
 


 


 
[Falko Theuner]

Bildquelle:

  • Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag
0 Kommentare im Forum
Alle Kommentare 0 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum