Die Tage als Star-Schauspielerin sind für Robin Wright (gespielt von der nach wie vor erfolgreichen Robin Wright) gezählt, denn Angebote für mögliche Engagements bleiben aus und werden wohl auch in näherer Zukunft nicht eintreffen. Nur noch ein großes Hollywood-Studio namens Miramount zeigt Interesse an Wright, allerdings nicht als Star für den nächsten Kinoblockbuster, sondern vielmehr an ihren Persönlichkeitsrechten. Sie soll einwilligen, dass ihr Körper mit all ihren Emotionen eingescannt wird. Aus den errechneten Daten würde ein digitales Abbild von ihr erschaffen werden, das ohne großen Aufwand alle denkbaren Rollen besetzen kann.
Als Gegenleistung bekäme sie ein angemessenes Honorar und das Versprechen, dass ihr digitales Ich niemals altern wird. Wright sieht sich in einer aussichtslosen Lage und geht nach langem Bedenken auf das Angebot ein. Schließlich haben in diesem fiktiven Universum bereits andere Schauspielgrößen wie Keanu Reeves genau das gleiche getan und sich damit für immer in der Hollywoodschen Traumfabrik verarbeitet.
Schnell vergehen die 20 Jahre Vertragslaufzeit: Wrights digitales Ich wird derweil als Heldin der Actionserie „Rebel Robot Robin“ gefeiert, während die inzwischen stark gealterte echte Robin gerade ihr großes Comeback plant.
Vom Miramax-Studio wird sie zu einem Kongress in die „Animierte Zone“ eingeladen, wo ein neues Medikament vorgestellt wird, mit dem Menschen ihren eigenen Film in ihrer eigenen Traumwelt erschaffen können…
Kritik an Hollywood
„The Congress“ basiert auf dem Science-Fiction- Roman „Der futurologische Kongress“ von Stanislaw Lem. Regisseur Ari Folman („Waltz With Bashir“, 2008) nutzte die Buchvorlage jedoch nur als Leitfaden für seine Story und löste sich dabei weitgehend vom Originaltext. Er verzichtete dabei sogar auf Lems Protagonisten, den Raumfahrer Ijon Tichy. Ersetzt wird dieser durch die Schauspielerin Robin Wright, die Ijons Abenteuer auch nicht in den Weiten des Weltalls, sondern im hartumkämpften Business der Filmindustrie durchlebt.
Ari Folman übt damit starke Kritik an den Maschinerien Hollywoods aus. Die Unterhaltungsindustrie wird als Diktaturregime dargestellt, das von den großen Filmstudios, in diesem Fall dem fiktiven Miramount, gelenkt wird. Die Menschen werden durch die „Volksdroge Entertainment“ gefügig gemacht. Da alle „Untertanen“ abhängig von diesem Suchtmittel sind, ergründet natürlich auch keiner die dunklen Machenschaften, die damit überspielt werden. Und selbst die, die hinterfragen, kapitulieren letztlich.Surrealer Trip in Trick
Die visuelle Ästhetik des Filmes ist sehr ansprechend gelungen: Während der erste Teil des Streifens klassisch inszeniert in der realen Welt stattfindet, entführt die zweite Hälfte von „The Congress“ in die „Animierte Zone“. Surreale, kunterbunte Bilder prasseln auf den Betrachter ein und nehmen ihn mit auf einen psychedelischen Trip der Animationskunst. Besondere Freude bereiten dabei die cartoonierten Auftritte berühmter Stars aus Film und Fernsehen wie zum Beispiel John Wayne oder Marilyn Monroe. Das Bildmaterial zeichnet sich dabei durch eine solide Grundschärfe aus und überzeugt mit einer prachtvollen Farbdarstellung.
Der Realteil von „The Congresss“ ist akustisch sehr gediegen: Die Dialoge stehen im Vordergrund und werden nur selten zur dramatischen Verstärkung mit Musik unterlegt. Im krassen Gegensatz dazu wird der Zuschauer in der „Animierten Zone“ förmlich mit Klangeffekten überschüttet. Der eingängige Soundtrack, der u.a. aus den Songs „If It Be Your Will“ von Leonard Cohen und „Forever Young“ von Bob Dylan besteht, unterstützt diesen Effekt.
Folmans nachdenklich stimmenden, surrealen Blick auf die Zukunft von Hollywoods Stars und Sternchen bietet Amazon für aktuell 14,99 Euro auf Blu-ray an.Die Wertung
FILMINHALT: 8 von 10
TECHNIK: 7,5 von 10
BILDQUALITÄT: 8 von 10
TONQUALITÄT: 7,5 von 10
Kurzfazit: „The Congress“ bietet einen interessanten Einblick auf eine gar nicht so entfernte Zukunft des Filmbusiness. Wer surreale Filme mag, wird diesen Streifen einfach nur lieben.
BONUSMATERIAL: 4 von 10
Infos zur Blu-ray
Genre: Science-Fiction/Animation | Originaltitel: The Congress | Land/Jahr: BE, DE, FR, IL, LU, PL/2013 | Vertrieb: Pandora Film | Bild: MPEG-4, 1.85:1 | Ton: DD 5.1| Regie: Ari Folman | Darsteller: Robin Wright, Harvey Keitel, Jon Hamm | Laufzeit: 118 min | Wendecover: ja | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 12 Jahre | Start: 20. Juni 2014
An dieser Stelle präsentiert Ihnen das BLU-RAY MAGAZIN immer dienstags die „Blu-ray der Woche“, die aus Sicht unserer Redakteure die interessanteste Veröffentlichung der kommenden Tage darstellt. Zur Blu-ray-Vorstellung der vergangenen Woche „Disconnect“ geht es hier.
Fast 70 weitere Tests lesen Sie im neuen BLU-RAY Magazin 6/2014, das ab sofortüberall am Kiosk, im Online-Shop und auch im Abo erhältlich ist.
Durchsuchen Sie unsere Online-Datenbank nach weiteren Blu-rays
[Lydia Fischer]
Bildquelle:
- Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag