Blu-ray der Woche: „The Ark“ – Unbekanntes Grauen aus dem All

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Bild: © Auerbach Verlag
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Am meisten Angst hat der Mensch vor allen Dingen, die er nicht verstehen bzw. kontrollieren kann. Dies gilt insbesondere für das unbekannte Grauen aus dem All. „The Ark“ nutzt dieses Wissen, um einen interessanten Psycho-Thriller zu stricken.

Eine einsame Forschungsstation auf dem Mond wird von einem Meteoritenschauer heimgesucht. Da hierbei auch einige wichtige Kommunikations- und Lebenserhaltungs-Systeme getroffen werden, sieht Missionsleiter Col. Brauchman (Christian Slater) keinen anderen Weg, als den Ort des Einschlages zu inspizieren und zumindest die Kohlenmonoxit-Filterung wieder in Gang zu bringen. Das Unterfangen ist kein leichtes und mündet in einer Katastrophe, der Crew-Mitglied Ava (Amy Matysio) fast zum Opfer fällt. Doch Ava schafft es gerade so ihrem tödlichen Schicksal zu entfliehen, wobei allerdings auch sehr viel des giftigen Gases in die Basis eindringt.
 
Zumindest gelingt es ihr, ein Stück des herabgefallenen Himmelsgesteins zu bergen und für eingehendere Untersuchungen ins Labor zu bringen. So weit, so gut – die Gefahr scheint vorübergehend unter Kontrolle und das Wissenschaftsteam freut sich über das neue Forschungsobjekt. Einzig die Kohlenmonoxid-Bedrohung schwebt über der vierköpfigen Crew. Schwindelgefühl, Übelkeit, Halluzinationen – jene Vergiftungs-Symptome sorgen für ein perfides Spiel aus Paranoia und nackter Angst.
 
SF-Hommagen en masse
 
Als sich Ava während der Untersuchung der geborgenen außerirdischen Sporen an einem kaputten Reagenzglas schneidet, verheimlicht sie die Verletzung ihrem Forschungspartner und heimlichen Schwarm Dr. Krauss („Roswell“-Star Brendan Fehr). Daraufhin entwickeln sich bei ihr in kürzester Zeit heftige Krankheits-Symptome, die Ava bald nicht mehr vor ihren Kameraden verstecken kann. Ihr Bauch dehnt sich und alles deutet auf eine Schwangerschaft hin, deren Niederkunft kurz bevor steht („Alien“ lässt grüßen). Vollkommen perplex und betäubt durch die Medikamente des Arztes lässt sich die junge Frau auf eine Liege schnallen und im Labor isolieren – so will es Stationskommandant Brauchman, der in Avas fremdartigen Verhalten eine potenzielle Gefahr für den Rest der Crew sieht.
 
Und so kommt es, wie es kommen muss: In einem albtraumhaften Fieberschlaf durchlebt die Frau die qualvolle Geburt einer widerlichen Kreatur. Panisch fleht sie ihre Kollegen um Hilfe an, doch keiner will ihr glauben. Sie habe sich ihre Schwangerschaft und die Geburt nur eingebildet, da sie unter Drogen stand. Es gäbe kein außerirdisches Wesen und alles sei nur eine Ausgeburt ihrer Einbildung. Fortan verbreitet die Ungewissheit, ob etwas Fremdes an Bord ist oder nicht, zunehmende Panik. Ähnlich wie in Stanislaw Lems „Solaris“ (1973 von Andrei Tarkovsky und 2002 von Steven Soderbergh verfilmt) bekommt es beispielsweise Techniker Bruce Johns (Michael Therriault) mit Wahnvorstellungen zu tun, bei denen der Zuschauer zunächst im Dunkel gelassen wird, was nun real und was Fantasiegebilde ist.

Dementsprechend darf auch das Publikum entscheiden, wie die merkwürdigenVorfälle auf der Raumstation zu deuten sind.
 
Daraus resultiert wiederumein beklemmender Psychothriller, bei dem die Protagonisten einandermisstrauen und den Täter ähnlich wie in John Carpenters „Das Ding auseiner anderen Welt“ (1982) in den eigenen Reihen suchen.

 



Ein bisschen „Dead Space“
 
Erst als sich die Handlung dann doch für nur eine eindeutige Erklärung entscheidet, um einem sehr simplen und linearen Finale entgegen zu gehen, verspielt „The Ark“ seine beklemmende Atmosphäre. Warum der Film sein größtes Spannungselement an dieser Stelle aufgibt, bleibt schleierhaft, da er bis dahin eine große Science-Fiction-Hommage nach der anderen abfeiert – und das mit zwar geringen aber effektiven Mitteln. Hätte er das Konzept der Unschlüssigkeit bis zum Ende durchgehalten, hätte er durchaus ein ernstzunehmendes Mitglied des anspruchsvollen Indie- und Genre-Kinos werden können. Doch so verschlägt es ihn eher in die trashigere Ecke, die lockere und nicht allzu ernstzunehmende Unterhaltung bietet. Immerhin gibt es einige Szenen, in denen die Bedrohung geduldet und aus den Augen gelassen wird.
 
Ähnlich wie bei einer Spinne, die zuvor stundenlang an ein und demselben Fleck verweilte und nun plötzlich verschwunden ist, gerät der Betrachter in Panik, sobald er nicht mehr weiß, wo sich das Schrecknis derzeit aufhält bzw. hinbewegt. Und tatsächlich liegt den Helden des Films auch nichts daran, jene Bedrohung zwingend auszuschalten. Sie wollen einfach nur entkommen. Und das ist wiederum ein außergewöhnliches Element, das dem Ganzen einen hohen Faktor an Glaubwürdigkeit verleiht, sozusagen das minimalistische Spiel der kleinen Gefühle. Die Darsteller liefern eine solide Performance ab, wobei sich Hauptmime Christian Slater zu sehr auf sein „Ich beiß mir auf die Lippen und schaue konzentriert“-Gesicht versteift.
 
Ausflug zum Mond
 
Dass der Film direkt als Videoproduktion veröffentlicht wurde, sieht man häufig an den fehlenden Rucklern, die auf eine höhere Aufnahme-Frequenz als 24p (24 Vollbilder pro Sekunde) hindeuten. Das relativiert zwar das gewohnte Kinofeeling, beeinflusst aber nicht die wichtigen Bildfaktoren. So enthält das insgesamt recht dunkle Szenario auf der Mondstation doch ganz schöne Texturen, die durch den ausgewogenen Kontrast und die angenehm hohe Schärfe trotz Düsternis gut zur Geltung kommen.
 
Die Farben sind entsprechend der Stimmung trostlos und abgedunkelt. Ein Bildrauschen konnten wir nicht feststellen. Der Rundumsound wird nicht so offensiv eingesetzt wie etwa bei einem fürs Kino produzierten Actionfilm, ist aber dank sorgfältiger Kanalisierung von Musik und Effekten dennoch atmosphärisch dicht und hörenswert. Die akurate Signalortung sorgt für zusätzliche Freude, die lineare Dynamik wiederum für abflauendes Interesse.
 

Den Psychothriller, der zahlreiche große Science-Fiction-Hommagen abhandelt, kann man beim Online-Händler Amazon schon jetzt für derzeit 14,99 Euro vorbestellen.

Die Wertung

 

 

FILMINHALT: 6 von 10


 
TECHNIK: 6,5 von 10
 
BILDQUALITÄT: 7 von 10
 
TONQUALITÄT: 6 von 10
 
Kurzfazit: Vorrangig lässt sich „The Ark“ als etwas holprige Hommage an die besten SF-Horror-Filme sehen, ist insgesamt aber ein atmosphärisch dichter Sci-Fi-Horror.
 
BONUSMATERIAL: 1 von 10

Infos zur Blu-ray


 
Genre: Science-Ficiton/Horror | Originaltitel: Stranded | Land/Jahr: CA/2013 | Vertrieb: Sunfilm | Bild: MPEG-4, 2.35:1 | Ton: DTS-HD MA 7.1| Regie: Roger Christian | Darsteller: Christian Slater, Brendan Fehr, Amy Matysio | Laufzeit: 88min | Wendecover: k.A. | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 16 Jahre | Start: 01. August
 
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[Falko Theuner]

Bildquelle:

  • Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag
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