[Blu-ray der Woche] „Sucker Punch“ – Action-Fantasy-Mix

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Bild: © Auerbach Verlag
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[Tiemo Weisenseel]



 
 

 
 


 


 
[Tiemo Weisenseel]Macho-Gewaltfantasie ohne Herz und Hirn oder hintergründig-geniales Meisterwerk und bitterböse Abrechnung mit den Mechanismen einer übersexualisierten Medienwelt? Was ist dran an Zack Snyders viel diskutiertem erstem Originaldrehbuch „Sucker Punch“? Unser Test der Woche sucht nach Antworten!

Eigentlich sollte man sich ja völlig unvoreingenommen und unbelastet auf dieses Abenteuer von einem Film einlassen. Die visuell Grenzen-sprengende Geschichte um eine junge Psychiatrie-Patientin (gespielt von Emily Browning; ohne echten Rollennamen, dafür mit dem „Burlesque“-Künstlernamen „Babydoll“), die sich einer drohenden Lobotomie zu entziehen sucht, strotzt auch inhaltlich nur so vor Diskussionspotential und interessanten Ansatzpunkten.Verwirrspiel mit doppeltem Boden

 
Formal spielt die Handlung auf drei völlig unterschiedlichen Ebenen: in der Realität (also der Psychiatrie), in Babydolls eigener Edelbordell-Fantasie (die die abgrundtief deprimierende, von Männern dominierte Anstalt einigermaßen erträglich gestalten kann) und in einer dritten, schwer zu deutenden Parallelwelt (in der sie die irrationalen und überbrutalen Standards einer maskulinen Film- und Videospielästhetik benutzt, um ein ganz reales Ziel, nämlich die Flucht aus der Psychiatrie, zu verwirklichen).
 
Gemeinsam mit einem Quartett von Mitstreiterinnen (aus dem „Sweet Pea“ Abbie Cornish sowohl schauspielerisch als auch vom ausgefeilten Background der Figur deutlich herausragt), bahnt sie sich hier mit roher Waffengewalt ihren blutrünstigen Weg in die Freiheit, der – ganz Videospiel-alike – mit gefährlichen Zwischengegnern, mächtigen Endbossen und der Suche nach fünf geheimnisvollen Artefakten gepflastert ist.  Und was will uns der Künstler damit sagen?

 
Das repetitive Element dieser Szenen ist zugleich Stärke und Schwäche des Films: Es legt schonungslos die stupide Sinnlosigkeit der immer gleichen Gewalt-Exzesse und Handlungsabläufe in bestimmten Computerspielen offen – langweilt allerdings auch den Zuschauer nach kurzer Zeit.
 
Insgesamt lässt sich der Film durchaus als subversives Plädoyer für die Emanzipation der Frau begreifen – nur kommt er dafür natürlich ungefähr 40 Jahre zu spät.
 
Weder die moderne Frau noch der moderne Mann wird sich ernsthaft an augenscheinlichen Over-the-Top-Inszenierungen Marke „Bayonetta“, „Dead Or Alive“ oder gar „Tomb Raider“ stören, sondern diese stets als das erkennen und wahrnehmen, was sie sind: nämlich rein auf Unterhaltung abzielende Überzeichnungen, die die Würde der Weiblichkeit in keiner Weise untergraben.
 
Relevant ist die Botschaft wohl am ehesten für ein noch etwas unreflektiertes, adoleszentes, maskulines Publikum – nur steht zu befürchten, dass genau diese Zuschauer die Message gerade nicht begreifen und sich an genau dem laben, was der Film eigentlich bloßzustellen sucht.Action mit Anspruch … oder?

 
Vielleicht lacht sich Snyder bei all den Interpretationsansätzen, die man „Sucker Punch“ schon hat angedeihen lassen, aber auch heimlich ins Fäustchen, und er hatte einfach nur unbändige Lust darauf, heiße Frauen in knapper Schulmädchenuniform gegen gigantische Monster-Samurais und furchteinflößende Nazi-Zombies kämpfen zu lassen, wer weiß? Entscheiden Sie einfach selbst, ob „Sucker Punch“ mehr für sie ist als seelenlose und überbrutale Blockbuster-Action mit ein wenig Lolita-Sex-Appeal.So macht Blu-ray richtig Spaß!

 
Wie erwartet ist der Streifen auf Blu-ray ein richtiges Brett geworden. Ganz gleich, ob man sich für die Kinoversion oder den neuen, 18 Minuten längeren Extended Cut entscheidet (der auch inhaltlich noch einmal einige neue Facetten aufwirft): Es erwartet einen ein audiovisuell umwerfendes High-Definition-Erlebnis, das wie gemacht scheint für die Möglichkeiten des hochauflösenden Mediums.
 
Die Schärfewerte und die Fülle der Details wissen zu überzeugen – das extreme Color-Grading, das alles in braun-grün-graue Schattierungen taucht, ist sicherlich Geschmackssache, als bewusste stilistische Entscheidung der Macher aber natürlich zu respektieren.
 
Was sofort ins Auge fällt, ist das relativ ausgeprägte Korn, das prima zur düsteren Atmosphäre des Films passt und den rauen Ton der Handlung in den Bildern adäquat unterstreicht.

Brachiale Klanggewalt

 
Die Soundabteilung weiß voll und ganz zu überzeugen und punktet mit ihrer aggressiven Dynamik, die dem Film ordentlich Schwung und Tempo verleiht. Erfreulich ist die perfekte Ausgewogenheit zwischen den treibenden Rhythmen des Soundtracks, dem massiven Effektgewitter der Actionszenen und den eingestreuten Dialogpassagen. Einzelne Surround-Highlights wie eine hypnotische Zimbel, die einen in grandioser 360-Grad-Surround-Qualität umkreist, fallen da gar nicht mehr so sehr ins Gewicht, unterstreichen die gute Signalortung der Tonspur aber noch einmal mit Nachdruck.
 
Vom scheinbar spärlichen Extra-Angebot darf man sich nicht täuschen lassen: Die vier animierten Kurzfilme vertiefen den Hauptfilm sinnvoll und der genial umgesetzte „Maximum Movie Mode“ macht den „Extended Cut“ zur schier unerschöpflichen Fundgrube für alle, die gerne einmal ausführlich hinter die Kulissen dieses in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Filmes schauen wollen. Die Wertung

 
FILMINHALT: 7,5 von 10
 
BILDQUALITÄT: 9 von 10
 
TONQUALITÄT: 7,5 von 10
 
TECHNIK: 9 von 10
 
BONUSMATERIAL: 8,5 von 10
 
GESAMT: 16,5 von 20
 
Fazit: Visuell einzigartiger Action-Fantasy-Mix, der genügend inhaltliches Potential besitzt, um auch dem Hirn einiges zu knabbern zu geben. Sicher kein Film für jedermann, aber gesehen haben sollte man ihn!


Infos zur Blu-ray


 
Genre: Action/Fantasy | Originaltitel: Sucker Punch | Land/Jahr: US/2011 | Vertrieb: Warner Home Video | MPEG-4, 2.40 : 1 | Ton: DTS-HD MA 5.1 |Regie: Zack Snyder| Darsteller: Emily Browning | Abbie Cornish | Oscar Isaac | Laufzeit: 110/128 Min. | Wendecover: nein |Anzahl Discs: 2 | FSK: 16 | Start: 5. August 2011
 
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[Tiemo Weisenseel]

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