Spätestens, wenn James Bonds (Daniel Craig) anfänglicher Sturz aus großer Höhe in den retro-chiquen und klassisch gehaltenen Vorspann mündet und dabei begleitet wird von Adeles atmosphärischem Titelsong, wird der Zuschauer nicht nur mit einem wohligen Schauer in den neusten Bond-Film eingeführt, sondern ist sich zudem sicher, dass Regisseur Sam Mendes anlässlich des 50-jährigen Bond-Jubiläums einen neuen Höhepunkt der Serie schaffen wollte.
Dabei verzichtet er natürlich nicht darauf, einige Querverweise zu älteren Bond-Filmen einfließen und einige bekannte und geliebte Figuren auferstehen zu lassen, sowie schlussendlich auch einen erzählerischen Kreis zu schließen.
Gleich zu Beginn des Agententhrillers wird der Zuschauer mit einem gescheiterten Auftrag des MI6-Agenten James Bond 007 und seiner Kollegin (Naomi Harris) konfrontiert, der nicht nur zur Folge hat, dass Bond erschossen wird und in die Tiefe stürzt, sondern auch, dass eine geheime Festplatte mit den Identitäten aller NATO-Agenten in feindliche Hände fällt.
Ein Anschlag auf das Hauptquartier des MI6 lässt jedoch den totgeglaubten und recht angeschlagenen Bond wieder nach London und in den Dienst zurück kehren. Als schließlich die ersten Agenten der NATO-Liste enttarnt werden, kann Bond die Fährte des vermeintlichen Drahtziehers Raoul Silva (Javier Bardem) aufnehmen. Der ominöse Bösewicht und ehemalige MI6-Agent verfolgt jedoch zielstrebig seine ganz eigenen perfektionistisch inszenierten Rachepläne, in deren Mittelpunkt niemand geringeres als M (Judi Dench) steht.Sturm und Drang
Ebenso wie die Frage danach, welcher Schauspieler nun eigentlich den besten Bond abgegeben hat, gehen auch die Meinungen zu Daniel Craigs sehr eigener Darstellung des Geheim-Agenten weit auseinander. Fakt ist, dass Craigs Bond mit seinen aalglatten Vorgängern nicht viel gemeinsam hat. Betrachtet man die Entwicklung jedoch von einem chronologischen Standpunkt, macht der etwas ungestüme und rebellische Bond der jüngsten Filme durchaus Sinn. Schließlich durchlebt James Bond seine Anfänge beim MI6 und damit natürlich auch seine „Sturm und Drang“-Phase aus der erst der gefestigte und gestärkte Agent der klassischen Filme hervor gehen kann.
Mit Skyfall wird hier einmal mehr ein erzählerischer Kreis des Bond-Universums geschlossen. Der Zuschauer erlebt nicht nur die Einführung einiger klassischer Figuren wie Q und Moneypenny, sondern erlebt am Ende auch einen entscheidenden Wandel vom modernen zum klassischen Bond. Auch bei der Wahl des Bösewichtes setzte Mendes auf ein klassisches Konzept: Raoul Silva, wunderbar verkörpert durch Javier Bardem, ist ein nazistischer, hochtechnisierter Pläneschmieder, der unberechenbar zwischen Genie und Wahnsinn schwankt.
So angenehm klassisch und déjà-vu-trächtig „Skyfall“ auch ist, wirklich Neues und Innovatives bringt der Jubiläums-Film nicht mit sich. Bond ist und bleibt eben Bond… und das ist auch gut so.
Auch auf technischer Seite bieten sich nur wenig Grund für Beschwerden. Das klare, dynamische und atmosphärische Bild zeichnet sich vor allem durch seine tolle Schärfe aus, dank der sogar Schweißperlen, blutunterlaufene Augen und Sorgenfalten in den Gesichtern der Protagonisten erkennbar werden. Der hoch gewählte Kontrast sorgt durchgängig für eine kräftige und klare Optik. Doch vor allem das Spiel mit den Farbnuancen macht die Atmosphäre der Bildsprache von „Skyfall“ aus. Dynamisch wechselt die Farbdarstellung je nach Umgebung und Situation von kühl und beinahe steril (im MI6-Hauptquartier) zu warm, weich und beinahe etwas bedrohlich düster (beispielsweise im Macaoer Casino).
Wie es sich für einen Bond-Film gehört, gestaltet sich auch der Sound betont dynamisch und abwechslungsreich. Ein breites Frequenzspektrum, das vor allem in den Tiefen auftrumpft, sorgt für ein rundes Klangerlebnis. Die obligatorische Ton-Action entsteht jedoch nur selten durch einen Überschwang an Effekten, sondern vielmehr durch den äußerst dichten Soundtrack. Dabei wird der Zuschauer von den bewegenden Songs nicht nur frontal sondern aus allen fünf Boxen beschallt. Effekte sind hingegen etwas frontlastig inszeniert.Die Wertung
FILMINHALT: 8 von 10
TECHNIK: 8 von 10
BILDQUALITÄT: 8,5 von 10
TONQUALITÄT: 8 von 10
Kurzfazit: Das klassische und atmosphärische Bond-Erlebnis sorgt mit reichlich Action, ein wenig Selbstironie und viel Gefühl für Unterhaltung und einige angenehme Nostalgie-Momente.
BONUSMATERIAL: 6 von 10
Infos zur Blu-ray
Genre: Action | Originaltitel: Skyfall | Land/Jahr: UK/US / 2012 | Vertrieb: 20th Century Fox Home | Bild: MPEG-4, 2.40:1 | Ton: DTS 5.1 | Regie: Sam Mendes | Darsteller: Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem | Laufzeit: 148 Min. | Wendecover: k.A | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 12 Jahre | Start: 1. März 2013
An dieser Stelle präsentiert Ihnen das BLU-RAY MAGAZIN immer dienstags die „Blu-ray der Woche“, die aus Sicht unserer Redakteure die interessanteste Veröffentlichung der kommenden Tage darstellt. In der vergangenen Woche stand die Blu-ray „Madagascar 3“ im Mittelpunkt.
Mehr als 75 weitere Tests lesen Sie im aktuellen BLU-RAY Magazin 3/2013, das ab sofort überall am Kiosk, im Online-Shop und auch im Abo erhältlich ist.
Durchsuchen Sie unsere Online-Datenbank nach weiteren Blu-rays
[Nele Reiber]
Bildquelle:
- Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag