Jede Folge ist auch wie schon in Staffel eins ein abgeschlossenes, cineastisches Filmerlebnis, das sich je einem existenziellen Thema widmet. Folge eins (Die Liebe) präsentiert die einzige Frau, für die sich Sherlock je interessierte: Irene Adler (Lara Pulver) ist mit allen Wassern gewaschen, sozusagen ein verbrecherisches Genie, das spielend an Holmes IQ heran reicht. Als Domina hat sie außerdem auch noch ganz andere Qualitäten, die dem Meisterdetektiv den Zugang zu seiner sonst so unfehlbaren Logik verwehren. Doch stecken unter dem dicken Panzer der Rationalität, der zwischenmenschlichen Ignoranz und der soziopathischen Skrupellosigkeit wirklich irgendwo Gefühle?
In jedem Fall ist es ein herrlich komischer Kampf der Geschlechter, der so viel Spaß macht, wie noch keine Folge zuvor. Die Baskerville-Hunde in Folge zwei spielen wiederum mit Holmes Angst, die er bislang noch in keiner Folge so gezeigt hat, wie hier. Ein riesiges Ungetüm verwandelt den Meisterdetektiv scheinbar in ein Nervenbündel, das sich das Gesehene zunächst nicht erklären kann. Eine interessante Abwandlung ist hier die Einbeziehung von Genexperimenten, eine Spur, die Holmes (Benedict Cumberbatch) und Watson (Martin Freeman) immer wieder in eine geheime Militärbasis eindringen lassen. In der letzten Folge wartet erneut Jim Moriarty (Andrew Scott) auf seinen Lieblingswidersacher, um ihn in jedweder Hinsicht abstürzen zu lassen.
Wendungsreiches Staffelfinale
Sherlock einfach zu töten wäre ihm zu langweilig. Nein, er spielt lieber mit seiner Beute, dekonstruiert Stufenweise den guten Ruf des Meisterdetektivs, die Beziehung zu seinen Freunden und allem, was ihm etwas Wert ist. Insgesamt also ein wendungsreiches Staffel-Finale, dessen Ende das Warten auf die dritte Season fast unerträglich macht.
Der große Erfolg der ersten Staffel trägt offenbar Früchte, die sich nur positiv auf die vorliegende Staffel auswirken. Es gibt mehr stimmungsvolle Kameraspielereien (z. B. kreative Hochgeschwindigkeitsaufnahmen und Tilt-Shifts), mehr analoge Spezialeffekte und natürlich herausragende Geschichten, die mit allergrößtem Respekt vor Arthur Conan Doyles berühmter Vorlage und mit genau dem richtigen Sinn für Tempo und Spannung modernisiert wurden. Dunkle Bildsprache
Die Bildsprache wird von Mal zu Mal düsterer. Wirkt das Techtelmechtel mit Irene zu Anfang noch wie ein sehr heller, optimistischer Romantik-Thriller, liefern sich die Baskerville- und die Reichenbach-Episode ein Wettrennen um den Ruf als dunkelste Serien-Folge.
Natürlich gibt es auch wieder die herrlich treibenden Musik-Themen, die spannend und dynamisch in das Gesamtkonzept der Audiospur integriert wurden.
Die Synchronisation ist wie üblich gelungen, nur mit räumlichen Effekten wird wieder einmal nicht gespielt. Die Wertung
FILMINHALT: 10 von 10
TECHNIK: 7,5 von 10
BILDQUALITÄT: 7,5 von 10
TONQUALITÄT: 7,5 von 10
Fazit: Sie wollen eine Steigerung zur fast perfekten ersten Staffel? Hier ist sie! Rasanter, intelligenter und schlagfertiger als jemals zuvor. Brillant!
BONUSMATERIAL: 5 von 10
Infos zur Blu-ray
Genre: Serie | Originaltitel: Sherlock | Land/Jahr: GB 2012 | Vertrieb: Polyband | Bild: MPEG-4, 1.78:1 | Ton: DTS-HD MA 5.1| Regie: Paul McGuigan | Darsteller: Benedict Cumberbatch, Martin Freeman | Laufzeit: 270 Min. | Wendecover: ja | Anzahl Discs: 2 | FSK: ab 12 Jahre | Start: 29. Mai 2012
An dieser Stelle präsentiert Ihnen das BLU-RAY MAGAZIN immer dienstags die „Blu-ray der Woche“, die aus Sicht unserer Redakteure die interessanteste Veröffentlichung der kommenden Tage darstellt. In der vergangenen Woche stand die Blu-ray „The Descendants“ im Mittelpunkt.
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[Falko Theuner]
Bildquelle:
- Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag