Natürlich findet es in einem geschlossenen Gebäude statt und wird auf Big-Brother-Niveau mittels installierter Kameras mitgeschnitten. Um den Teilnehmern ihre jeweilige Rolle zu erleichtern, bleiben ihre Zimmer unverriegelt. Zusätzlich steht jedem Spieler eine Mordwaffe zur Verfügung, die sich in einem gesicherten Behälter befindet. Auf diese Wise weiß niemand, wer mit welchem Werkzeug zur Tat schreitet. Wie in einer Reality-TV-Show, werden die Kandidaten (meist abgebrannte Gelegenheitsarbeiter) mit einer immensen Belohnung geködert, vorausgesetzt, sie halten es ganze 7 Tage in dem „Incite Mill“-Experiment aus.
Nun wäre es ein leichtes, eine Woche lang die Beine still zu halten und am Ende abzukassieren. Jedoch befindet sich offenbar ein Mörder unter den 10 Personen. Und der sät allgemeine Zwietracht. Zudem scheinen alle Teilnehmer mindestens eine psychische Störung zu haben, was sie allesamt zu Hauptverdächtigen macht.
Selbstverständlich lässt das erste Todesopfer nicht lange auf sich warten, sodass sich die „Ermittler“ in ihrer eigenen Detektiv-Fantasie verwirklichen können. Krimi-Fans werden sich also bestens aufgehoben fühlen, denn Indizien, aus denen sich logische Schlüsse ziehen lassen, gibt es genug im Film. Zahlreiche Zitate aus Sherlock-Holmes- und Agatha-Christie-Romanen assoziieren darüber hinaus ein klassisches Genre-Schema, nachdem es einen unfehlbaren Detektiv und einen Täter geben muss. Das Spiel mit solchen Klischees gelingt dem Film also vorzüglich, was wiederum den Kenner in einen überraschten Zustand der Entzückung versetzen dürfte, denn wie so oft, ist nichts wie es scheint. 10 Mohikaner
Als i-Tüpfelchen kommt eine gewisse Science-Fiction-Atmosphäre hinzu, denn die Exekutive wird von einem Wächter-Roboter durchgeführt, der über den Dingen steht und das System an sich verkörpert.
Wer sich nicht an die Regeln hält, wird liquidiert. Ein Entrinnen wäre nur dann möglich, wenn sich die Menschen untereinander vertrauen würden. Doch Vorsicht: Der „Thriller“ ist mehr „Krimi“, als er vielleicht sein möchte. Statt körperbetonter Action gibt es hier also Konversationen, die den Schuldigen entlarven oder vielleicht auch die Aufmerksamkeit von ihm weglocken sollen – wer weiß.
„Ring“-Regisseur Hideo Nakata ist einer von jenen Filmemachern, die es lieben, ein Szenario auf ein Bühnenstück zu reduzieren, um die menschlichen Abgründe weiter in den Vordergrund zu schieben. „Incite Mill“ lässt sich demnach leicht in sein bisheriges Werk einordnen. Schöne Science-Fiction-Ausstattung
Wie schon „L-Change The World“ oder „Chatroom“zeigt es Personen, die eine sadistische Freude an einem mentalenKräftemessen empfinden, die nach naiven Moralvorstellungen handeln undsich auf psychischer Ebene gegenseitig tyrannisieren – und das ist beieinem Raum voller Sozipathen äußerst spannend und unterhaltsam.
„Incite Mill“ sieht optisch leider nicht sehr beeindruckend aus, und das obwohl der Science-Fiction-Hintergrund genügend ansehnliche Motive liefert. Beispielsweise weist das futuristische Interieur kaum Kantenschärfe auf, Details finden durch den mittelmäßigen Kontrast kaum Unterstützung und die Farben könnten satter sein.
Auch wenn es außer Dialoge eigentlich gar nicht so viel zu hören gibt, sollten jene zumindest nicht so gepresst und verzerrt klingen, wie es hier der Fall ist. Wegen der geringen Dynamik, wird der eigentlich sehr hohen Spannung ein akustischer Dämpfer verpasst. Die Wertung
FILMINHALT: 7 von 10
TECHNIK: 5,5 von 10
BILDQUALITÄT: 6 von 10
TONQUALITÄT: 5 von 10
Fazit: Hideo Nakatas Psycho-Thriller verspricht Suspense und Spannung irgendwo zwischen Big Brother und Hitchcock. Für Krimi-Freunde mehr als geeignet.
BONUSMATERIAL: 0,5 von 10
Infos zur Blu-ray
Genre: Thriller | Originaltitel: Inshite Miru | Land/Jahr: JP 2010 | Vertrieb: Sunfilm | Bild: MPEG-4, 2.35:1 | Ton: DTS-HD MA 7.1 | Regie: Hideo Nakata | Darsteller: Tatsuya Fujiwara, Haruka Ayase, Satomi Ishihara | Laufzeit: 107 Min. | Wendecover: k.A. | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 16 Jahre | Start: 05. April 2012
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[Falko Theuner]
Bildquelle:
- Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag