Zehn Jahre ist es inzwischen her, seit der sechste große Film der Pixar-Studios erstmals über die Leinwände flimmerte. Nach wie vor gilt er als eine der besten Animationen der Studiogeschichte, da sie Jung und Alt gleichermaßen in ihren Bann zieht und ganz ohne Bösewicht eine dramatische Geschichte voller Tiefe erzählt. Der Trick besteht vermutlich darin, den Film mit einem äußerst erwachsenen Thema zu beginnen, nämlich dem Eltern-sein, und jenes dann auch bis zum Ende durchzuziehen. Protagonist Marlin (Christian Tramitz) ist gerade erst mit seiner jungen Frau Cora in eine neue Wohnung gezogen: Einer See-Anemone mit direktem Blick in die weiten des Ozeans, die für ihre Kinder genügend Platz bieten soll. Doch ein Barakuda macht ihnen einen Strich durch die Rechnung und den zukünftigen Familienvater zum Witwer. Nur ein lädiertes Ei hat der Raubfisch zurück gelassen.
Fortan ist der „geh“-behinderte Sohn namens Nemo sowohl Erinnerung an Marlins verstorbene Liebe als auch Mahnmal für alle Schrecknisse, die einem im Leben erwarten können. Von dem Schock gezeichnet wird der Clownsfisch zu einem extrem übervorsichtigen Vater, der seinen Sohn sämtlicher Freiheiten beraubt und ihn am liebsten in einen Safe sperren möchte. Dieser begibt sich aus Trotz in Gefahr, gerät in die Fänge eines australischen Zahnarztes und muss nun alles daran setzen, dem Aquarium aus eigener Kraft zu entkommen. Für Marlin beginnt eine Odyssee ins Ungewisse, auf seiner Reise durchs Meer liest er jeden noch so flüchtigen Hinweis auf, der ihn auf die Fährte Nemos bringen könnte. Einer der wichtigsten steckt aber ausgerechnet in den unergründlichen Hirnwindungen des an extremer Vergesslichkeit leidenden Doktorfisches Dori (Anke Engelke). Nach und nach nähern sich Vater und Sohn wieder an – und das ist nicht nur räumlich gemeint.
Obwohl die Handlung so wahnsinnig gut durchstrukturiert und die Charaktere auf sehr intelligente Weise durchpsychologisiert wurden (im Prinzip hat jeder mit irgendeiner Schwäche zu kämpfen), bleibt doch immer genügen Zeit für den ein oder anderen Spaß.
Moins! Und genau das ist es, was wirklich jeden Zuschauer bei der Stange hält – genau die richtige Mischung aus Drama und Komödie. Ein absolutes Meisterwerk!Ein tiefer Tauchgang
Die parallel im Kino ausgestrahlte 3D-Version des Pixar-Klassikers ist nun erstmals auf Blu-ray erschienen und offenbart eine riesige Fülle an Details. Wo die DVD noch ihre Grenzen aufzeigte, stechen hier die knackscharfen Kanten, die für damalige Verhältnisse sehr guten Oberflächen-Texturen (achten Sie einfach mal auf die Schuppenreflektionen) und die scheinbar frei im Raum schwebenden Wasserpartikel ins Auge. Aber keine Sorge – das 3D-Erlebnis intensiviert zwar das ohnehin schon sehr spannende Abenteuer, führt aber in keinster Weise zur Überanstrengung der Augen. Dafür ist die Dynamische Anpassung der dreidimensioonalen Tiefe einfach zu gut durchkomponiert, sodass sich die Augen immer wieder erholen können.
3D-Spitzen gibt es natürlich auch zur Genüge. Fisch- und Quallen-Schwärme eignen sich perfekt, um auf vielen Ebenen den plastischen Raum in die Tiefe zu öffnen – der Effekt ist unbestreitbar ein wahrer Hingucker. Beim Bonus ist nicht viel Neues hinzugekommen, die 3D-Disc bietet die zuvor veröffentlichten Aquarien in der dritten Dimension. Die beiliegende 2D-Disc enthält wie auch die DVD den Kurzfilm „Knick Knack“. Statt der vorherigen interaktiven Extras gibt es nun filmische Kurzbeiträge zu der Entstehung der Geschichte, zur aktualisierten Disneyland-Attraktion „Submarine Voyage“, zur Frage nach dem ursprünglich intendierten Einsatz von Rückblenden sowie einen alternativen Anfang.Die Wertung
FILMINHALT: 9 von 10
TECHNIK: 10 von 10
BILDQUALITÄT: 10 von 10
TONQUALITÄT: 10 von 10
3D: 9 von 10
Kurzfazit: Dieser Kinderfilm ist sehr erwachsen und beweist an Stellen Tiefgang, an denen man es überhaupt nicht erwarten würde. Ein Klassiker!
BONUSMATERIAL: 7 von 10
Infos zur Blu-ray
Genre: Animation | Originaltitel: Finding Nemo | Land/Jahr: AU, US / 2003 | Vertrieb: Disney Home | Bild: MVC, 1:18:1 | Ton: DD 5.1 | Regie: Andrew Stanton, Lee Unkrich | Sprecher: Christian Tramitz, Anke Engelke, Jean Pütz | Laufzeit: 101 min | Wendecover: ja | Anzahl Discs: 2 | FSK: ab 0 Jahre | Start: 07. März 2013
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[Falko Theuner]
Bildquelle:
- Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag