„Ernest und Célestine“ thematisiert ein solch schwieriges Gebiet wie „Fremdenhass“ bzw. „Vorurteile Fremden gegenüber“ auf kindgerechte Art: Bären sind wirklich furchteinflößende Tiere. Wenn sie aufwachen, dann sind sie hungrig. Und wenn sie hungrig sind, dann fressen sie einfach alles. Reifen, Autos, sogar Häuser! Aber am aller-, allerliebsten verzehren sie Mäuse. Geschmort, am Spieß, kross gebraten – manchmal sogar roh und lebendig! Diese und weitere Schauergeschichten bekommt das kleine Mäusemädchen Célestine (im Original gesprochen von Pauline Brunner) im Waisenhaus jeden Abend vor dem Einschlafen zu hören. Sie soll sich vor den großen, bösen Bären in Acht nehmen, weil sie sonst mit Haut und Haaren verspeist werden könnte. Doch Célestine lässt sich von derartigen Ammenmärchen nicht einschüchtern und will selbst herausfinden, ob Meister Petz und seine Artgenossen tatsächlich so gefährlich sind, wie immer erzählt wird.
Obwohl sie eigentlich lieber Malerin werden möchte, muss Célestine eine Ausbildung zur Zahnärztin durchlaufen. Jede Nacht wird sie von ihrem Oberarzt beauftragt, in die Stadt der Bären zu gehen, um dort die ausgefallen Milchzähne der kleinen Bärenkinder einzusammeln. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass sich diese ausgezeichnet als Schneidezahnprothesen für Mäuse eignen. Bei ihrem Beutezug als „Zahnfee“ fällt sie aber durch ein Missgeschick in eine Mülltonne, aus der sie sich nicht von allein befreien kann. Zum Glück wird sie von dem ausgehungerten Straßenmusikanten Ernest (im Original gesprochen von Lambert Wilson) gefunden, der sie, im Austausch mit Leckereien, aus ihrer Not befreit. Obwohl Ernest ein wahrer Brummbär ist, glaubt Célestine an das Gute im Bären und hofft sogar, sich mit ihm anfreunden zu können.
Bärenstark
Der entzückende Animationsfilm basiert auf der Kinderbuchreihe „Ernest & Célestine“ aus der Feder der belgischen Illustratorin und Autorin Gabrielle Vincent. Die Buchreihe erschien hierzulande zunächst unter dem Titel „Mimi und Brumm“ und wurde dann entsprechend dem Original zu „Ernes & Célestine“ umbenannt. Vincents großartige Aquarell-Zeichnungen brillieren durch eine starke Naturverbundenheit, die sich vor allem durch eine wundervoll abgestufte Farbgebung ausdrückt. Für „Ernest & Célestine“ erhielt die Künstlerin nicht nur zahlreiche Auszeichnungen, sondern erlangte auch internationale Anerkennung. 2012 bemühte sich schließlich der Produzent Didier Brunner („Das große Rennen von Belleville“) um die Rechte für eine audiovisuelle Umsetzung und schuf eine beeindruckende Adaption des Kinderbuchstoffes, in der von Mut und Freundschaft erzählt wird.
Der Zeichentrickfilm wurde, gemäß der Vorlage, im Stil von Aquarellzeichnungen animiert. Das Bildmaterial lässt keine Wünsche offen und besticht bis in die kleinsten Details. So wurde auch in der Mäusewelt auf Feinheiten wie Marktbuden für Zahnbürsten und Zahnseide geachtet. Auch der ausdrucksstarke Ton weist keine Beanstandungen auf.
Passend eingesetzte Soundeffekte wie polternde Mülltonnen und knarrende Türen sorgen für eine angenehme Räumlichkeit, mit Spannungs-Garantie. Abgerundet wird die idyllische Atmosphäre von dem wunderbar träumerischen Soundtrack, der vom ambitionierten französischen Jazz-Cellisten Vincent Courtois komponiert wurde. In dem Bonusmaterial befindet sich ein Making-of und ein Interview mit den drei Regisseuren.Die Wertung
FILMINHALT: 8 von 10
TECHNIK: 9 von 10
BILDQUALITÄT: 10 von 10
TONQUALITÄT: 8,5 von 10
Kurzfazit: Gerade zur Winterzeit ist „Ernest & Célestine“ ein herzerfrischender Animationsfilm für die ganze Familie, der an vergessene Kinderzeiten erinnert.
BONUSMATERIAL: 6 von 10
Infos zur Blu-ray
Genre: Animation | Originaltitel: Ernest Et Célestine | Land/Jahr: FR 2012 | Vertrieb: Ascot Elite Home | Bild: MPEG-4, 1.78:1 | Ton: DTS-HD MA 5.1 | Regie: Stéphane Aubier, Vincent Patar, Benjamin Renner | Sprecher: Forest Whitaker, Lambert Wilson, Pauline Brunner | Laufzeit: 79 min | Wendecover: ja | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 6 Jahre | Start: 03. Dezember 2013
An dieser Stelle präsentiert Ihnen das BLU-RAY MAGAZIN immer dienstags die „Blu-ray der Woche“, die aus Sicht unserer Redakteure die interessanteste Veröffentlichung der kommenden Tage darstellt. Zur Blu-ray-Vorstellung der vergangenen Woche „Hannibal – Staffel1“ geht es hier.
Mehr als 70 weitere Tests lesen Sie im aktuellen BLU-RAY Magazin 2/2014, das aktuell überall am Kiosk, im Online-Shop und auch im Abo erhältlich ist.
Durchsuchen Sie unsere Online-Datenbank nach weiteren Blu-rays
[Lydia Fischer]
Bildquelle:
- Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag