Nachstellungen historischer Schlachten stoßen vielerorts auf reges Interesse, weshalb eine filmische Adaption eines solchen Schauspiels auch durchaus ihre Daseinsberechtigung besitzt. Das ausgerechnet der südkoreanische Top-Star Choi Min-Sik („Oldboy“) die Hauptrolle dabei übernimmt, zeigt, wie groß und wichtig dieser Film genommen wird.
Unter der Regie von Kim Han-min entstand ein Schlachten-Gemälde, in dem es hauptsächlich um die schlaue Kriegs-Taktik des Admirals geht, die dazu führt, dass sich das Blatt für die wesentlich kleinere Flotte der Koreaner entgegen der japanischen übermacht am Ende doch noch wendet. Inszeniert wie ein überdimensionales Schachspiel bewegen sich die Schiffe in unterschiedlichen Konstellationen vorwärts.
Bedingungen wie die Strömung, der Wind, die Entschlossenheit der Mannschaft und die richtige Position der Schiffe entscheiden über Sieg und Niederlage. Als hauptsächlicher Gegenspieler kristallisiert sich der japanische General Kurushima (Ryu Seung-Ryong) heraus, der mit seinem behaarten Helm, den geschminkten Augen und der Samurai-Maske wie eine Dämon erscheint.
Zugleich erinnert Kurushimas Rolle an Xerxes aus dem Film „300“, dessen Ausgangsproblematik ähnlich ist. Mit solch einem dämonisierten Antagonisten erhält der Film allerdings auch gleich wieder einen fiktiven Stempel aufgedrückt, sodass der Zuschauer immer wieder daran erinnert wird, hier einen in Gut und Böse stilisierten, pathetischen Abenteuerfilm zu sehen, der sich an historischen Begebenheiten lediglich orientiert.
Als die Grausamkeiten Kurushimas gegenüber den Koreanern zunehmen (er schickt ihnen ein Boot voller abgetrennter, verstümmelter Köpfe und nutzt Kinder und Frauen als Zielscheiben bei den Schießübungen) wird Yi Sun-Shin klar, dass dringend etwas dagegen gemacht werden muss. Obwohl er im Vorfeld gefangen gehalten und gefoltert wurde, ist er nun wieder im Dienst der königlichen Streitkräfte und versammelt seine treue Gefolgschaft mit 12 Schiffen hinter sich. Sein Plan ist es mit der taktischen Ausnutzung der Meeresströmungen, jedes Schiff so effektiv einzusetzen, dass die Unterzahl einen Vorteil gegen die überzahl hat. High-Budget-Produktion
Um die Seeschlachten für den Film authentisch zu gestalten, wurden hunderte historisch korrekt modellierter Schiffe am Computer simuliert und riesige Kulissen erbaut, auf denen die Darsteller agieren konnten. Dabei spielt sich sämtliches Drama während der Auseinandersetzung ab und die gegnerischen Befehlshaber bewegen sich räumlich gesehen immer weiter aufeinander zu, bis sie sich im direkten Kampf gegenüberstehen und die letzte Entscheidung mit dem Schwert ausgefochten wird.
Während die meisten Darsteller eine recht expressive Darstellung an den Tag legen und emotional zu lesen sind, entschied sich der preisgekrönte Hauptdarsteller Choi Min-Sik für eine sehr passive Darstellung des Admirals. Sein Gesichtsausdruck verrät kaum eine Gefühlsregung und wirkt oftmals wie von Übelkeit gezeichnet. Umso überraschender sind dann die brillanten Entscheidungen, die seine Filmfigur trifft, wobei er stets kalt wie ein Schachspieler handelt und nicht wie ein Mannschaftskapitän.
Angesichts der Art wie sehr der Film seinen Helden ehrt und in die Lüfte erhebt, ist das zurückhaltende Spiel Min-Siks aber durchaus nachvollziehbar, da jede zusätzliche Geste hätte zu pathetisch oder gar lächerlich wirken können. Als Hauptfigur bleibt der Admiral dennoch ein charakterliches Rätsel, das sich lediglich durch seine Taten definiert. Futter für Aug und Ohr
Technisch besitzt die blaue Scheibe einige Vorteile, die die pathetische Darstellung des Epos unterstützen. Darunter fällt zum Beispiel ein äußerst akkurater 3D-Sound, der einem das berühmte Mittendrin-Gefühl vermittelt. Eine spannende Dynamik und ordentliche Klangqualität erledigen den Rest für die filmische Illusion. Die Schärfe und der Detailgrad könnten höher sein, Kontrast und Farbdarstellung sind gut. Die Extras setzen sich aus einem B-Roll-artigen Making-of (5 Min.) und einigen Filmclips (3 Min.) zusammen.
Das Schlachten-Epos „Der Admiral – Roaring Currents“ gibt es beim Onlinehändler Amazon derzeit für 14,99 Euro.Die Wertung
FILMINHALT: 6,5 von 10
TECHNIK: 8 von 10
BILDQUALITÄT: 7,5 von 10
TONQUALITÄT: 8,5 von 10
Kurzfazit: Wer überdimensionale Schlachtengemälde mit Einblick in taktische Manöver wie beim Shogi unterhaltend findet, wird mit diesem Film sicherlich glücklich.
BONUSMATERIAL: 3 von 10
Infos zur Blu-ray
Genre: Schlachten-Epos | Originaltitel: Myeong-ryang | Land/Jahr: KR 2014 | Vertrieb: KSM | Bild: MPEG-4, 2.35:1 | Ton: DTS-HD MA5.1 | Regie: Han-min Kim | Darsteller: Min-sik Choi, Seung-ryong Ryu, Jin-woong Jo | Laufzeit: 110 min | Wendecover: ja | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 16 Jahre | Start: 20. Juli 2015
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[Falko Theuner]
Bildquelle:
- Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag