Science-Fiction-Serien stehen derzeit hoch im Kurs. Neben Erfolgs-Franchises wie Steven Spielbergs „Fallen Skies“ oder neuen vielversprechenden Konzepten wie der MMORPG-Serie „Defiance“ ist auch die kanadische Zeitreise-Serie „Continuum“ im vergangenen Jahr auf den deutschen Bildschirmen aufgetaucht. Anstatt auf allseits beliebte Endzeitszenarios oder überladene Raumschiff-Action setzt „Continuum“ auf moderne, technisierte Verbrecherjagd und stellt so einen Quasi-Hybriden aus Science-Fiction- und Krimi-Serie dar. Ob diese Mischung funktioniert?
Brave New World
Im Jahr 2077 hat sich die Welt zu einer diktatorischen Gesellschaft mit Weltregierung entwickelt. Nach großen Finanz- und Wirtschaftskrisen haben Konzerne mit der Tilgung aller Schulden die Macht übernommen. Zwar konnte sich so der durchschnittliche Lebensstandard auf einem verhältnismäßig hohes Niveau stabilisieren, doch als Teil des Systems sehen sich Bürger auch mit einer Einschränkung ihrer Bürgerrechte konfrontiert. Eine neue Spezialpolizei, die „Protector“, sorgt effektiv für Recht und Ordnung, wird aber auch eingesetzt, um jegliche Form von Demokratie und freier Meinungsäußerung zu unterbinden.
Nachdem eine Terroristengruppe namens „Liber8“ einen missglückten Anschlag auf die Weltregierung, den sogenannten Rat der Konzerne, verübt und zehntausende unschuldige Zivilisten dabei sterben, erhält der weibliche „Protector“ Kiera Cameron (Rachel Nichols) den Auftrag, die Exekution der verurteilten Schuldigen zu überwachen. Die Rebellen haben jedoch andere Pläne und springen mit Hilfe eines Zeitreisegerätes ins Jahr 2012, um die Vergangenheit zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Da Kiera sich zu diesem Zeitpunkt in der Reichweite des Gerätes befindet, landet sie ebenfalls in der anderen Zeit und setzt dort alles daran, die acht gerissenen Zeitreisenden an der Ausführung ihrer Pläne zu hindern.
Mit einigen technischen Hilfsmitteln aus dem Jahr 2077 – mit derUnterstützung eines hochintelligenten Hackers namens Alec (Erik Knudsen)und der Zusammenarbeit mit Detective Carlos Fonnegra (Victor Webster)vom Vancouver Police Department – will sie den Terroristen das Handwerklegen und wieder zurück in ihre Zeit gelangen, wo ihre Ehemann und ihrkleiner Sohn auf sie warten.
Mehr Schein als sein?
Dass bei der Produktion von „Continuum“ ein enormes Budget geflossen ist, bekommt der Zuschauer von Anfang an zu spüren. Ein aufwendig animiertes Vancouver der Zukunft, viele eingebettete Spezialeffekte und eine beeindruckende Qualität von Bild- und Tontechnik sorgen auf für eine ansprechende Oberfläche. Doch was verbirgt sich darunter? In einer sehr kreativen Figurenkonstellation werden eine auf ihre technischen Hilfsmittel fixierte Zukunftspolizistin, ein herzorientierter Gegenwarts-Cop und ein junger Hacker, der trotz aller Superintelligenz eben doch ein naiver Nerd ist, als Heldengespann gegen eine Gruppe radikaler Zukunfts-Rebellen ins Rennen geschickt. Das sorgt auf jeden Fall für Unterhaltungswert und schafft in Kombination mit der klassischen, aber technisch aufgepeppten Ermittlungsarbeit immer wieder eine solide Sogwirkung: die Essenz einer guten Serie.
Schwarzweißmalerei?
Einige Schwierigkeiten ergeben sich für den Zuschauer lediglich bei der Einschätzung und motivischen Verortung der Charaktere. Dass hier nicht mit eindeutigem Gut und Böse gearbeitet hat, ist durchaus erfrischend, jedoch bleiben die persönlichen Motivationen der Figuren weitestgehend unerwähnt, Handlungen und Entwicklung driften hin und wieder in Klischees ab und verlieren dadurch an Authentizität und Überzeugungskraft.
Die bereits erwähnte technische Seite von „Continuum“ macht hier einiges wett, denn so wie man es von einer hochwertigen Science-Fiction-Serie erwartet, gibt es scharfe, fehlerfreie Bilder und eine stilistisch eingefärbte Optik mit gutem Kontrast und hervorragenden Schwarzwerten – so kommen auch die beeindruckenden Spezialeffekte richtig zur Geltung. Sowohl Alltags- als auch Action-Situationen erhalten durch die grandiose räumliche Inszenierung des ansonsten recht dezenten Sounds eine wunderbar plastische Wirkung, die den Zuschauer noch mehr in das Geschehen hineinzieht. Der ebenfalls sehr stimmig gewählte Soundtrack sorgt für zusätzliche Atmosphäre.
Die erste Staffel der grandios inszenierten SciFi-Action „Continuum“ kann man sich beim Online-Händler Amazon für derzeit 21,99 Euro auf Blu-ray sichern.
Die Wertung
FILMINHALT: 7 von 10
TECHNIK: 8 von 10
BILDQUALITÄT: 8,5 von 10
TONQUALITÄT: 7,5 von 10
Kurzfazit: „Continuum“ kann mit einer interessanten Vermischung unterschiedlicher Genres und Figuren punkten, hätte jedoch hier und dort etwas mehr Tiefe vertragen.
BONUSMATERIAL: 4,5 von 10
Infos zur Blu-ray
Genre: Science-Fiction | Originaltitel: Continuum – Season 1| Land/Jahr: CA/2012 | Vertrieb: Universum Film | Bild: MPEG-4, 1.78:1 | Ton: DTS-HD MA 5.1| Regie: Mike Rohl, Jon Cassar, u. a. | Darsteller: Rachel Nichols, Stephen Lobo, Erik Knudsen | Laufzeit: 10 x 42min | Wendecover: nein | Anzahl Discs: 2 | FSK: ab 16 Jahre | Start: 06. September
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[Nele Reiber]
Bildquelle:
- Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag