Dieses Phänomen ist so stark verwurzelt, dass es auch 27 Jahre danach noch immer in Spielen, Filmen und TV-Serien aufgegriffen wird. Der jüngste Ableger davon ist die vorliegende Serie, die wie der Kinofilm „Appleseed Ex Machina“ (2007) mit der Cel Shading-Animations-Technologie verwirklicht wurde. Die gemalten Hintergründe fusionieren voll und ganz mit den computergenerierten Figuren, was ein filigranes, organisches Aussehen bewirkt. Bis auf einige Ausnahmen erscheint die Animation des Produktionsstudios I.G inzwischen auch weniger hölzern als bei den Vorgänger-Projekten, ganz lässt sich der Videospiel-Look aber immer noch nicht verleugnen.
Die Handlung spielt in der fernen Zukunft, in der die Welt mehr denn je von langjährigen Kriegen gezeichnet ist. Ganze Landstriche sind entvölkert und durch die Verwüstung komplett unbewohnbar. Im starken Kontrast dazu steht die amerikanische Metropole Olympus, die mit ihren menschlichen Bewohnern und Bioroiden (genetisch modifizierte Personen) als utopisches Sozialexperiment inszeniert wird.
So müssen sich die beiden Protagonisten, die Ex-Polizistin Deunan und ihr entstellter Partner und ehemaliger Lebensgefährte Briareos erst noch in Olympus einleben, um die Tage in der Ödnis hinter sich lassen zu können. Doch auch hier wartet ein unerbittlicher Kampf auf sie.
Lösung in der Technik
Der große Vorteil des Serien-Formats ist offensichtlich, denn nur hier können sich die Charaktere in Ruhe entwickeln, um genau die Ambivalenz zu erhalten, die Manga so beliebt gemacht hat. Sozialkritik und Action finden im stetigen Wechsel statt, während sich die visuellen Eindrücke in ihrer Anime-Ästhetik kontinuierlich übertreffen.
Optische Nachteile manifestieren sich besonders an den teils verpixelten bzw. von Klötzchenbildung gezeichneten Konturen. Zudem gibt es Szenen, in denen die Figurenanimation plötzlich anfängt, zu ruckeln und unerklärlicherweise zu verlangsamen. Dies wiederum bewirkt die zusätzliche Steifheit einiger Bewegungen, die ohnehin schon hölzern wirkten.
Der Genuss wiederum setzt mit den grandiosen Designs ein, den detailreichen Figuren, die mit liebevoll schattierten Texturen aufwarten und vor den sorgsam erstellten Hintergründen eine enorme Ästhetik ausstrahlen. Schönheit durch Simplizität
Auch die großen Farbflächen entwickeln ein visuelles Wohlbefinden und stehen im Einklang mit den sparsam, aber effektiv eingesetzten Oberflächen-Strukturen und Rendering-Elementen.
Der Ton hingegen zeigt sich gerade bei den Synchronstimmen von seiner hässlicheren Seite. Jene klingen verzerrt und blechern, was die verlustfreie Tonspur wiederum überflüssig macht. Gemessen an gängigen Kinoproduktionen, kann „Appleseed“ in diesem Bereich also nicht mithalten. Vergleicht man es jedoch mit anderen Anime-Veröffentlichungen, dann nimmt es auch von der Audio-Abmischung her ein solides Mittelfeld ein. Als Bonus wurde jeder Folge ein zehnminütiges Feature über die Produktion der Serie spendiert.
In insgesamt drei Volumes die jeweils 4 bis 5 Episoden enthalten, veröffentlicht Universum die komplette, 13-teilige Serie auf Blu-ray. Volume 1 gibt es ab dem 15. Juni zu kaufen, während Volume 2 (20. Juli) und die finale Box (17. August) zeitnah erscheinen werden. Die Wertung
FILMINHALT: 7 von 10
TECHNIK: 7 von 10
BILDQUALITÄT: 9 von 10
TONQUALITÄT: 5 von 10
Fazit: Masamune Shirows legendärer Science Fiction-Klassiker endlich in der Form, die sich die Fans gewünscht haben.
BONUSMATERIAL: 9 von 10
Infos zur Blu-ray
Genre: Science Fiction, Anime | Originaltitel: Appleseed | Land/Jahr: JP 2011 | Vertrieb: Universum | Bild: MPEG-4, 1.78:1 | Ton: DTS-HD MA 5.1| Regie: Takayuki Hamana | Sprecher: Esra Vural, Michael Iwannek, Jan Spitzer | Laufzeit: 92 Min. | Wendecover: k. A. | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 12 Jahre | Start: 15. Juni 2012
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[Falko Theuner]
Bildquelle:
- Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag