„1492 – Die Eroberung des Paradieses“ (1992) ist groß, episch und ein brachial visuelles Ereignis seltenster Art. Von dem Mann, der im Jahre 2000 mit „Gladiator“ das Genre des Sandalenfilms wiederbeleben sollte, war aber auch nichts anderes zu erwarten. Immerhin sollten groß angelegte Historien-Epen nach seinen Science-Fiction-Erfolgen „Alien“ und „Blade Runner“ sein zweites Steckenpferd werden.
Scotts historische Erzählung beginnt mit der Darstellung einer Welt, die von dem christlichen Glauben und der Inquisition geprägt ist. In ihr wirkt der aufgeklärte Kolumbus (Gérard Depardieu) wie ein Fremdkörper, ein wissenschaftlich vorgehender Entdecker unter lauter Gläubigen. Durch eine Audienz bei der Königin Isabella (Sigourney Weaver) erwirkt er eine Expedition, die einen neuen Seeweg nach Indien entdecken soll.
Aus dem abenteuerlichen Vorhaben wird eine qualvolle Tortur, die fast in einer Meuterei gipfelt. Doch wie im Allgemeinen aus Geschichtsbüchern bekannt, entdecken sie dann doch noch Festland, nur dass es sich hierbei keinesfalls um Indien handelt, sondern um einen unbekannten Kontinent, der später den Namen Amerika erhalten sollte.Amerika, Amerika!
Von nun an geht es darum, das Gebiet zu erforschen, sich mit den Ureinwohnern gütlich zu stellen und die Finanzierung der Reise durch eine Goldader zu sichern. Verständnisprobleme, Glaubensfragen, Gier und Angst führen hingegen zu kämpferischen Auseinandersetzungen und machen aus der Erkundung eine parasitäre Eroberung. Am spanischen Hofe wird derweil intrigiert, was das Zeug hält, denn auch hier lechzen die Entdecker nach Ruhm, weshalb sie Kolumbus seinen Ruf streitig machen wollen. Dieser zeigt sich in Ridley Scotts Film stets von seiner humanistischen Seite, eben als tadelloser Held sondergleichen.
Für einen Historien-Film mag diese Art von Personenkult wie eine zu Gunsten des Dramas fingierte Konstruktion wirken, was sie zweifellos auch ist. Dennoch ist Scott Epos hoch anzurechnen, dass er der Entdeckung Amerikas zwar feierlich begegnet, der Kolonialisierung hingegen aber recht kritisch gegenübersteht. Neben den atemberaubenden, schon mystisch anmutenden Bildern ist vor allem der Soundtrack „Conquest Of Paradise“ von Vangelis legendär. Dieser donnert in prachtvoller Qualität aus den Lautsprechern und strahlt jene Erhabenheit aus, die man von einem solchen Mammut-Werk erwartet. Kräftiger Klang
Überhaupt nutzt der luftige Soundmix jede Gelegenheit, um so lebendig wie nur irgend möglich zu erscheinen. Kolumbus’ Trip erscheint durch das hörbar arbeitende Holz und das räumliche Knarzen der Schiffsplanen schon fast wie ein surrealer Traum, dem man gespannt bis zur lang erwarteten Entdeckung des Festlandes folgt. Obwohl der Klang relativ gut gelungen ist, blieb das Entstehungsjahr (1992) von den Soundeffekten her dennoch erhalten.
Auch beim Bild wurde pedantisch auf den originalen Look geachtet. Charakteristisch ist vor allem der milchige Nebelschleier, der fast den ganzen Film einnimmt. Starkes Filmkorn und große Dunkelflächen verstärken das Gefühl, gerade ein wunderschön illustriertes Geschichtsbuch zu betrachten. In dem 26-Minütigen Making-Of werden dem Zuschauer Hintergründe zum nicht ganz unkomplizierten Dreh zugänglich gemacht.Die Wertung
FILMINHALT: 7 von 10
TECHNIK: 6,5 von 10
BILDQUALITÄT: 5 von 10
TONQUALITÄT: 7 von 10
Fazit: Die Eroberung der Blu-ray ist geglückt, denn Ridley Scotts einzigartiger, visueller Sprachstil wurde ganz ohne Verluste übernommen.
BONUSMATERIAL: 3,5 von 10
Infos zur Blu-ray
Genre: Historien-Epos | Originaltitel: 1492: Conquest Of Paradise | Land/Jahr: ES, FR 1992 | Vertrieb: Concorde Home | Bild: MPEG-4, 2.35:1 | Ton: DTS-HD MA 5.1| Regie: Ridley Scott | Darsteller: Gérard Depardieu, Sigourney Weaver, Armand Assante| Laufzeit: 156 Min. | Wendecover: k.A. | Anzahl Discs: 1 | FSK: ab 16 Jahre | Start: 09. August 2012
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[Falko Theuner]
Bildquelle:
- Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag