Im SciFi-Horrorfilm „Phase IV“ setzen hyperintelligente Ameisen zur Eroberung der Erde an.
Bevor die beiden Protagonisten von Saul Bass’ erstem und einzigem Langfilm auftreten, vergehen ganze zehn Minuten voller „Per Anhalter durch die Galaxis“-Monologe über ein kosmisches Ereignis und dessen Konsequenzen für die Insektenwelt sowie dokumentarischer Aufnahmen letzterer.
Halbherzig versuchen die beiden Forscher Dr. Ernest D. Hubbs (Nigel Davenport) und James R. Lesko (Michael Murphy) eine Farmer-Familie von ihrem Land zu evakuieren, da in dieser Gegend besonders aggressive Ameisen gesichtet wurden. Die Warnung missachtend werden sie in der Nacht „angegriffen“.
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Die Kamera zeigt friedlich krabbelnde Ameisen in Nahaufnahme. Schnitt zum bockenden Pferd. Der alte Farmer schreit hysterisch „DIE AMEISEN GREIFEN AN!“ und entzündet ein großes Feuer, das alles bedroht, was er und seine Familie aufgebaut haben. Dann knallt er vorsorglich das befallene (?) Pferd ab und bereitet panisch die Flucht vor. Schnitt zurück auf friedlich krabbelnde Ameisen. Es darf bezweifelt werden, dass die Insekten wirklich Schuld an dem ganzen Chaos haben.
Intelligente Ameisen, lahme Dialogzeilen
Übrig bleibt jedenfalls die bildhübsche Enkelin Kendra (Lynne Frederick), der vom Drehbuch leider die lahmsten Dialog-Zeilen in den Mund gelegt werden, die sie dann auch noch ungelenk und steif wiedergibt. Zumindest Davenport und Murphy liefern in diesem unfreiwillig komischen Kammerspiel über die phasenweise Eroberung des Planeten durch hyperintelligente Ameisen eine glaubwürdige Darstellung ab und debattieren in ihren Rollen über wissenschaftliche Möglichkeiten, sich der kosmisch gepimpten Insekten zu erwehren – sowie die Erkenntnis, dass der Mensch in seiner Machtlosigkeit wohl doch nicht die herrschende Spezies ist.
Derweil planen die Krabbler, ihre Opfer/Versuchskaninchen mittels zielgerichteter Spiegel aus ihrem Versteck zu treiben. Teuflisches Pack! Dass Bass aus dem Grafik-Design kommt, sieht man seinen sehr ästhetischen Einstellungen und Überblendungen an, für die er sich Zeit lässt. Zugleich aber auch der ziellos langsamen Erzählgeschwindigkeit.
Die Krönung all dessen ist das alternative Ende im Bonusmaterial, welches in einer David-Lynch-igen 70erJahre-LSD-Kollage Stanley Kubricks „2001– Odyssee im Weltraum“ Konkurrenz machen möchte. „Phase IV“ sollten sich daher ausschließlich filmhistorisch Interessierte zulegen, die neben dem Film und dem kontextualisierenden Bonusmaterial mit dem Mediabook außerdem einen sehr umfänglichen Abriss über Bass’ Schaffen sowie die sehr gute Restauration erhalten.
Den vollständigen Artikel mit allen Detail-Bewertungen zur Blu-ray von „Phase IV“ lesen Sie im Blu-ray Magazin (Ausgabe 5/22)
Text: Falko Theuner; Redaktion: Richard W. Schaber