James Camerons „Avatar“-Filme gibt es jeweils in einer neuen 4K UHD Collector’s Edition sowie auch eine neue 3D-Blu-ray zu „Avatar – Aufbruch nach Pandora“.
Als 2009 James Camerons „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ in die Kinos kam, sorgte er vor allem in technischer Hinsicht für Staunen. Bei dem großen finanziellen Erfolg und all dem Aufwand, den Cameron hierbei betrieben hatte, ist es kein Wunder, dass „Aufbruch nach Pandora“ in den letzten 15 Jahren diverse Blu-ray-Auflagen erhalten hat. So gibt es mit der aktuellen UHD Collector’s Edition von Disney (im Vertrieb von Leonine) nun die neueste Version, die wir ausführlich getestet haben. Ähnliches gilt für die 2022er Fortsetzung „Avatar – The Way Of Water“, die ebenfalls eine neue UHD Collector’s Edition erhält. Zudem gibt es zur gefeierten 3D-Referenz „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ gleichfalls eine frische 3D-Blu-ray-Version zu erstehen, die hier ebenfalls genauer beleuchtet wird.
Es stehen darüber hinaus noch Tests weiterer 4K-Filme bei DIGITAL FERNSEHEN bereit: Zum Beispiel zu „Guardians Of The Galaxy Vol.3„, zur Star-Wars-Serie „The Mandalorian„, zu „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ und „Titanic“ oder auch zu Klassikern wie „Die nackte Kanone„, „Der letzte Kaiser“ und „Raumpatrouille Orion„. Wer sich für einen genaueren Blick auf die 4K-Versionen von „Barbie“ oder „Sharknado“ interessiert, wird bei DIGITAL FERNSEHEN ebenfalls fündig.
„Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (UHD Collector’s Edition)
Nur neun Monate nach der Veröffentlichung der UHD-Version des ersten „Avatar“-Films (Kinocut) von 2009 ist nun im vergangenen März die UHD Collector’s Edition erschienen mit allen drei Schnittfassungen (Kinofassung ca. 162 Minuten, Erweiterte Fassung ca. 171 Minuten, Extended Collector’s Cut ca. 178 Minuten) in hochgerechneter 4K-Qualität. Die neue Edition enthält neben der Bonus-Disc der 2023er-UHD-Blu-ray (damals noch ohne „Produktionsmaterial“) auch noch eine Extra-Scheibe mehr als die Standard-UHD-Blu-ray. Diese bietet komplett neue Featurettes wie „Blick hinter die Kulissen mit John Landau“ (ca. 18 Minuten), „Colonel Miles Quaritch RDA Promos“ (ca. 7 Minuten) und eine Diashow mit einigen Pressebildern unter dem Label „Sam Worthington und Zoe Saldana Spezialdreh“.
Von der älteren Blu-ray Collector’s Edition haben es noch „Entfallene, nie zuvor gesehene Szenen“ (ca. 71 Minuten), „Die Entstehung einer Szene“ (ca. 66 Minuten), „Nachricht von Pandora“ (ca. 20 Minuten), das oben erwähnte Produktionsmaterial und der „Archiv“-Unterpunkt mit seinen Diashows auf die Zusatz-Disc geschafft. Die Haupt-Discs, also UHD- und Standard-Blu-ray mit dem Film, bieten wie zuvor einen Direktzugriff auf die zusätzlichen Szenen der einzelnen Fassungen.
Beim Schauen sollte allerdings beachtet werden, dass die beiden Langversionen nicht einfach nur mehr Szenen wie etwa Jakes Kneipenschlägerei auf der Erde oder den Schulen-Handlungsstrang hat. Sie sind teilweise auch anders geschnitten, unterscheiden sich in der Reihenfolge der inneren Monologe und partiell sogar im gesprochenen Text. So starb Jakes Bruder in der Kinofassung beispielsweise durch einen Typen mit ’ner Knarre, während im Extended Cut von einem Messer als Tatwaffe die Rede ist. Am Ende gibt’s wieder die neu eingefügte Selfridge-Drohung.
Der Bildvergleich zwischen der 2023er-UHD-Blu-ray und der 2024er-UHD-Blu-ray zeigt, dass die neue Scheibe Dolby Vision mit an Bord hat, während die alte HDR-10-Fassung in ihrer Helligkeit undynamisch bleibt. Dies ist seltsamerweise nirgends auf der Packung vermerkt, passt aber zur „Sonderregelung“ für alle James-Cameron-Filme wie etwa „Titanic“, während die restlichen physischen UHD-Veröffentlichungen von Disney bewusst auf Dolby Vision verzichten.
Vom Master her, also der Farbkorrektur und dem durch KI gestützte Hochrechnungsalgorithmen hervorgerufenen Wachseffekt, hat sich nichts geändert. Zuvor vorhandene Doppelkonturen des 2K-Ursprungsbildes werden nach wie vor durch die künstliche Nachschärfung verstärkt. Unschärfen auf der Blu-ray können die Greenscreen-Kulissen und CGI-Elemente deutlich besser verbergen. Im Vergleich zur 2011er Blu-ray-Collector’s-Edition fällt aber auf, dass gerade die irdische Eröffnungssequenz an der Ampel in UHD wesentlich besser aussieht, auch wenn die CGI-Leute im hintersten Hintergrund nun offensichtlicher hin und her flippern. Wer also um jeden Preis die knackige Schärfe möchte, muss sich mit den genannten Nebenwirkungen abfinden.
Alle Versionen sind im Bildschirm füllenden 1.78:1-Format gehalten, während in Standard-Kinos damals eine 2.39:1-Version zu sehen war. Gibt es auf der 2011er Blu-ray-Version einen deutschen DTS-5.1- (2024: DD 5.1) und einen englischen DTS-HD-MA-5.1-Track, tönen die 4K-Versionen (egal ob 2023 oder 2024) in DD 5.1 bzw. englisch in Dolby Atmos. Die Menüführung der UHD Collector’s Edition ist in einem Punkt leider genauso verworren wie ihr 2011er Pendant: Die gewünschte Schnittfassung kann einmalig über den Punkt „Film Starten“ gewählt werden. Danach setzt die Lesezeichenfunktion über den Punkt ein und man fragt sich, wie man zu einer anderen Schnittfassung gelangen kann. Dies gelingt über den Menüpunkt „Sprachauswahl“.
Fazit: Wer die 2011er Blu-ray Collector’s Edition besitzt, erhält zusätzlich die UHD-Scheibe mit den drei Schnittfassungen (in schärferer Bildqualität und Dolby Vision), einen englischen Dolby-Atmos-Track sowie ca. 56 Minuten zusätzlicher Boni.
„Avatar – The Way Of Water“ (UHD Collector’s Edition)
Im Gegensatz zum ersten „Avatar“-Film bietet die Collector’s Edition der Fortsetzung keine Langfassungen des Films, der mit 192 Minuten ohnehin schon länger ist als der längste Extended Collector’s Cut des Originals. Ist die Sonderedition für Besitzer der 2023er UHD-Blu-ray daher weniger attraktiv? Oder gibt es genügend Gründe, um doch nochmal zuzuschlagen?
Beginnen wir mit dem größten Pluspunkt: der neuen Bonus-Disc. Diese hat es wirklich in sich und ist strukturell an die Extra-Scheibe der Collector’s Edition des ersten Teils angelehnt. Will heißen, es gibt auch hier einen „Erinnerungen an „Avatar The Way Of Water““-Beitrag (ca. 19 Minuten) – eine kleine Fragerunde mit Produzent Jon Landau und den wichtigsten Stars. Auch der „Blick hinter die Kulissen mit Jon Landau“ (ca. 37 Minuten), ein Szenenaufbau-Feature (ca. 25 Minuten: über Farbtasten lassen sich drei Entwicklungsstadien der Szenen anwählen), Produktionsmaterial (ca. 70 Minuten) und die Diashows aus dem Archiv, inklusive des Drehbuchs, sind strukturell mit der anderen Sammler-Edition vergleichbar.
Der Punkt „Über die Leinwand hinaus“ (ca. 53. Minuten) bietet u. a. einen witzigen Animationsfilm, in dem die „Stars“ der anderen James-Cameron-Filme nach Pandora gelangen und Produzent Jon Landau in Na’Vi-Form versuchen muss, das Alien, den Terminator & Co. wieder vom Planeten runter zu komplimentieren. Der Beitrag „Szenenbild-Design mit Jon Landau“ (ca. 32 Minuten) ist ähnlich wie „Erinnerungen an Avatar“ eine Fragerunde, allerdings diesmal mit den kreativen Köpfen hinter Pandoras Erscheinungsbild. Am interessantesten erscheinen wiederum die geschnittenen Szenen (ca. 33 Minuten und in 2.39:1).
Unter ihnen befinden sich auch drei erweiterte Szenen, die aufgrund ihres Gewaltgrades gekürzt wurden. Gemeint sind die „Folterszene“ bzw. die Befragung eines fremden Na’Vi-Stammes durch die irdischen Marines, die nun weitaus schmerzhafter dargestellte Jagd der Walkuh und ihres Kalbs sowie die brutale Rettungsaktion von Jake und Neytiri am Ende des Films. Letztere zeigt ein Elternpaar, das mit äußerster Gewalt vorgeht, um ihre entführten Kinder zu retten. Die Brutalität der Szene sorgte dafür, dass die Collector’s Edition ein FSK-16-Logo erhielt, während der Film selbst weiterhin ab 12 freigegeben ist.
Die zweite Bonus-Disc ist deckungsgleich mit der Extra-Scheibe der 2023er UHD Version. Ein anderer Grund, der für die Collector’s Edition sprechen könnte, ist die UHD-Scheibe mit dem Hauptfilm darauf, welche nun Dolby Vision statt des statischen HDR10 bietet. Wer also kompatibles Equipment zuhause stehen hat, erhält ein in der Helligkeit an die jeweilige Szene angepasstes Bild. Das ist zwar nur ein kleines i-Tüpfelchen, war aber bei der 2023er UHD-Präsentation durchaus ein Makel.
Den Wachseffekt des ersten „Avatar“-Teils auf UHD-Blu-ray hat man hier übrigens nicht. Das 4K-Bild sieht also besser aus als die UHD-Version von „Aufbruch nach Pandora“. Wie auch schon bei der 2023er Veröffentlichung ist auch bei dieser Version das Bild konstant im 1.85:1-Format gehalten. Der deutsche DD-Plus-7.1- und englische Dolby-Atmos-Sound wurden beibehalten. Das Digibook sieht mit seinem extrabreiten Format, der Metallic-Folie und geprägten Schrift ziemlich edel aussieht.
Fazit: Wer die UHD-Blu-ray des Vorjahres besitzt, sollte sich fragen, ob ihm das neue Bonusmaterial und die zusätzlichen Szenen es wert sind, noch einmal Geld auszugeben. Dolby Vision und die hochwertige Verpackung sind ebenfalls ein kleines Plus.
„Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (Blu-ray 3D, 2024)
Was ist nun neu bzw. anders an der 2024er 3D-Scheibe des wichtigsten aller 3D-Filme? Hierfür haben wir die 2012er Blu-ray-3D von 20th Century Fox (vorher gab es sie nur im Panasonic-Player-Bundle) direkt mit der aktuellen Disney-Veröffentlichung auf dem gleichen Gerät verglichen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die neue Blu-ray-3D auf dem 2023er Master des „Avatar: Aufbruch nach Pandora“-Kino-Cuts basiert. Alles wirkt minimal kontrastreicher und nachgeschärft. Und die abschließende „Verabschiedung“ der Himmelsmenschen wurde um einen kurzen „We’ll be back!“-Kommentar erweitert.
Da bereits die damalige 3D-Blu-ray grandios aussah, ist der qualitative Unterschied nur marginal. Am 3D-Effekt scheint sich nichts geändert zu haben. Damals wie heute ist die stereoskopische Komponente absolute Referenz. Sowohl die markanten 3D-Szenen (z. B. der lange Raumschiff-Korridor nach Sams Ausstieg aus der Kryo-Kammer oder die Dschungelszene mit den fleischfressenden Spiralpflanzen und den filigranen Insekten) zeigen eine vollkommen identische Tiefe/Plastizität. Die Tiefenebenen-Aufteilung bzw. Abgrenzung ist die gleiche. Die Tiefendynamik wurde ebenfalls beibehalten. Im Menü gibt es nun keinen Unterpunkt mehr, ob man den Film in 3D oder 2D schauen möchte. Das kann aber auch am Fernseher/Projektor per Tastendruck eingestellt werden. Auch der Sound bleibt bekannt: DD5.1 für die deutsche Sprachfassung, DTS-HD MA 5.1 für die englische. FT
Fazit: Besitzer der früheren Blu-ray-3D verpassen nichts, wenn sie auf die 2024er Version verzichten. Wer einfach eine „jüngere“ Disc haben möchte, macht damit auch nichts verkehrt. Die Blu-ray-3D ist aus gutem Grund die beste Art den Film zu erleben!
Text: Falko Theuner / Redaktion: Felix Ritter